Geständnis einer Sechzehnjährigen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein Erwachen auf der bitteren Seite der Wirklichkeit

In schwarzweißen Bildern erscheint dieser österreichische Film von Georg Tressler aus dem Jahre 1960, und erzählt wird die Geschichte eines sechzehnjährigen Mädchens an der Schwelle zur Frau, das in eine tiefe Lebenskrise gerät. Geständnis einer Sechzehnjährigen entwirft in diesem Zusammenhang ein anklagendes Porträt der sich zunehmend verwischenden Moralvorstellungen der Gesellschaft im wohlhabenden Milieu jener Zeiten, die bei der nachfolgenden Generation eine beträchtliche Verwirrung auslösen.

Als einzige Tochter aus einem so genannten guten Hause führt die sechzehnjährige Jutta Brandt (Barbara Frey) augenscheinlich ein unbeschwertes Schülerinnenleben. Sie befindet sich gerade in jener Zwischenwelt, die nüchtern als Pubertät bezeichnet wird, und das stärker ausgeprägte als zugegebene Interesse an der Männerwelt beginnt einen wachsenden Raum einzunehmen. Der aufdringliche Angeber Hans (Michael Hinz), der auf Grund schwieriger Konstellationen seiner kosmopolitschen Familie bei seinem Onkel lebt, der allerdings auch häufig verreist ist, posiert regelmäßig vor der Schule, um Jutta auf sehr direkte, freche Art den Hof zu machen, doch diese schwankt zwischen Ärger und aufkeimender Neugier bezüglich des dreisten Verehrers, mit dem sie sich schließlich doch anfreundet.

Derweil beginnt die bislang sorgsam gehütete Fassade ihrer Familie zu bröckeln, denn die Eltern führen schon eine geraume Weile nur noch nach außen hin und unter dem viel missbrauchten Deckmantel „zum Wohle der Tochter“ eine leidlich gut arrangierte Ehe – eine Erkenntnis, die Jutta wie eine Explosion der gefühlten, der imaginierten und der harten Realitäten erreicht. Zunächst konzentriert sie ihre Beobachtungen auf ihre Mutter Irene (Nina Sandt), die eine Affäre mit dem Lebemann George Romanescu (Ivan Desny) hat; den Andeutungen, dass auch ihr Vater Günther (Wolfgang Preiss), der nur allzu häufig und gern verreist, intime Frauenbekanntschaften hat, folgt sie zunächst kaum. In dem bereits desillusionierten Hans findet sie manchmal zaghaft einen Gesprächspartner über ihre Eltern oder drängend anschließende Fragen, wie jene, ob es denn Sex ohne Liebe geben kann, doch letzlich ist die junge Frau in ihrer orientierungslosen Konfusion und wachsenden Verzweiflung auf sich gestellt. Anfangs gelingt es ihr zwar, ihre bereits kurzzeitig getrennten Eltern wieder zu vereinen, doch dann sieht sie die Bedrohung in Gestalt des aalglatten Romanescu erneut heraufziehen, und sie beschließt, sich nun noch nachhaltiger einzumischen …

Geständnis einer Sechzehnjährigen lässt am Ende seine tragische Heldin innerhalb einer gewaltigen Tristesse die Verantwortung übernehmen, um die sich die Erwachsenen lapidar herumwinden, und stellt damit eine sehr direkt inszenierte, schwerlastige moralische Attacke dar, die die Eltern als Repräsentanten einer sich rücksichtslos individualisierenden Gesellschaft hilflos zurücklässt. Ein kleiner, pointierter und altmodischer Film, dessen Problematisierungen allerdings auch heute noch relevante sozialkritische Aspekte transportieren.
 

Geständnis einer Sechzehnjährigen

In schwarzweißen Bildern erscheint dieser österreichische Film von Georg Tressler aus dem Jahre 1960, und erzählt wird die Geschichte eines sechzehnjährigen Mädchens an der Schwelle zur Frau, das in eine tiefe Lebenskrise gerät.

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