Gebürtig

Willkommen in der Hauptstadt des Vergessens

Wien im Jahre 1987 – in Österreich ist Kurt Waldheim Präsident und man bemüht sich die wenig glorreichen Episoden der Vergangenheit zu vergessen. Zu gerne wäre man doch Opfer gewesen. Nur gibt es da Menschen, die nicht vergessen wollen, können oder dürfen.

Eine amerikanische Filmproduktion sucht in Wien Komparsen für einen Film über den Holocaust, gedreht wird in Auschwitz. Danny Demant (August Zirner), jüdischer Kabarettist und Liebling der Frauen, wird als Komparse engagiert. Im ehemaligen KZ wird er schmerzhaft mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Dort trifft er auch den Kulturjournalisten Konrad Sachs (Daniel Olbrychski), der über die Produktion für ein Hamburger Magazin berichtet. Auch Sachs hat an seiner Familienhistorie zu arbeiten. Doch anders als Danny ist er nicht Kind eines Opfers sondern Sohn eines Täters – sein Vater war Arzt im Konzentrationslager und führte dort grauenvolle „Experimente“ an Häftlingen durch. Wenn Sachs an seinen Vater denkt, bekommt er Nasenbluten.

Hermann Gebirtig (Peter Simonischek) lebt als erfolgreicher Komponist in New York. Auch seine Eltern starben während des Holocausts, nur er überlebte. Nichts wird ihn je bewegen können wieder in seine Heimatstadt Wien zurückzukehren. Wäre da nicht Susanne Ressel (Ruth Rieser), Danny Demants Ex-Freundin. Frisch von Danny getrennt, macht sie sich mit ihrem Vater auf eine Wanderung in die Alpen. Susannes Vater, ein ehemaliger Kommunist und Widerstandskämpfer, war während der Nazidiktatur wegen seiner politischen Überzeugungen im Konzentrationslager Ebbensee. Während einer Jause auf einer Almhütte entdeckt er plötzlich einen der ehemaligen Aufseher; Rudolf Pointner den „Schädelknacker von Ebbensee“. Vor Aufregung erliegt er einem Herzinfarkt. Susanne beschließt Pointner zur Strecke zu bringen. Doch dazu braucht sie Gebirtig, denn der ist der einzige noch lebende Zeuge. Mit Engelszungen lotst sie Gebirtig nach Wien, der dann auch im Prozess gegen Pointner aussagt.

Auf der Basis des Romans Gebürtig von Robert Schindel entstanden, haben Lukas Stepanik und sein Co-Regisseur Robert Schindel einen Film über die Opfer der eigenen Vergangenheit gedreht. Pointiert und mit leiser Ironie drehen sie das Scheinwerferlicht auf die, die nicht Vergessen können, obwohl sie es vielleicht gar wollen. Gebürtig besticht durch seine hervorragende Besetzung bis in die Nebenrollen, auch wenn manche Dialoge ein wenig prätentiös wirken. Gelungen ist auch das Vexierspiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, in dem die Darsteller mit ihren eigenen Erinnerungen konfrontiert werden. Gebürtig zeigt wie schwer es sein kann zu vergessen und die eigene Vergangenheit zu bewältigen.

Gebürtig

Wien im Jahre 1987 – in Österreich ist Kurt Waldheim Präsident und man bemüht sich die wenig glorreichen Episoden der Vergangenheit zu vergessen. Zu gerne wäre man doch Opfer gewesen.

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