Gastons Küche

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Der Geschmack Perus

Mit ihrem Dokumentarfilm Gastons Küche, der 2015 im Programm „Kulinarisches Kino“ auf der Berlinale zu sehen war, will Regisseurin Julia Patricia Pérez nicht unbedingt nur informieren, sondern vor allem Lust machen auf die peruanische Küche. Zumindest hat man diesen Eindruck — und zumindest läuft einem das Wasser im Munde zusammen ob der vielen Detailaufnahmen sorgfältig trappierter Happen. Der Film feiert das kulinarische Erbe Perus und vor allem dessen bekanntesten Promoter, den Star-Koch Gastón Acurio, bleibt dabei aber etwas karg in seiner Informationsgabe.
Gastón Acurio ist ein Nationalheld und Star wie kein anderer in Peru: Überall, wohin er kommt, wird er beklatscht, gefeiert, umworben, wie ein Popstar eben oder eine Kultfigur. Die Menschen wollen ihn berühren, Fotos mit ihm machen oder einfach nur, dass er ihr selbstzubereitetes Essen probiert und kommentiert. Und Acurio genießt es sichtlich, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein. Aber er hat auch Großes geschaffen; Zeitzeugen attestieren ihm gar eine bedeutende Rolle auf dem Weg Perus aus der Krise.

Gastons Küche gibt einen Einblick in das Leben des Küchenchefs und kulinarischen Weltbewegers. Der Film verzeichnet seine Projekte und listet seine Restaurants auf, wirft einen Blick mal in das Restaurant, in dem alles angefangen hat („Astrid & Gastón“), mal in die Pachacútec-Kochschule, die Gastón für Schüler aus ärmeren Verhältnissen gegründet hat. Vor allem aber zeigt er den gelernten Koch in der Interaktion mit meist einfachen Menschen: Fischern und Bäuerinnen, Kindern und ihren Müttern, Kochschülern und dem Küchenpersonal. Diese Menschen, das sagt Gastón auch, seien ihm wichtig. Er wolle nicht nur für die Mittel- und Oberschicht französische Spezialitäten kochen, sondern das kulinarische Erbe seines Landes bewahren, weitergeben, lehren.

Gastón, der zunächst in Madrid, dann in Paris gelernt und daraufhin ein Restaurant für Nouvelle Cuisine eröffnet hat, wurde bald bewusst, dass die Nobelküche nicht das war, was er für den Rest seines Lebens weitermachen wollen würde. Und so hat er nach und nach die Speisen auf der Karte seines Restaurants ersetzt mit nationalen Gerichten, die er erweitert und verfeinert hat. Daraus ist eine bzw. seine Mission geworden: Die Spezialitäten des Andenlandes zu pflegen und geschmacklich zu perfektionieren, Geschmäcker zu sammeln und festzuhalten. Schnell nimmt er neue oder herkömmliche Rezepte auf und bietet sie in seinem Restaurant an, das zeigt die Szene mit einer Mutter, die schon immer davon geträumt hat, dass Gastón ihre Sauce probieren würde. Im Handumdrehen wird sie auf der Karte seines Restaurants zu finden sein.

Außerdem sei es ihm wichtig, die Lebensmittel, die man verspeist und verwertet, zu würdigen, die Arbeit, die hinter jedem gefangenen Fisch, hinter jeder gepflanzten und geernteten Kartoffel steckt, wertzuschätzen. Deshalb setzt er sich auch für Bauern und Fischer ein, propagiert kurze Lieferwege, versucht, hier nicht nur für Bewusstsein zu sorgen, sondern direkt etwas zu verändern.

Der Blick in das Denken und Wirken von Gastón Acurio ist ein ausführlicher, aber an manchen Stellen würde man sich eine bessere Struktur der Informationen wünschen, um auch einen Überblick über die Restaurants und den Werdegang des Küchenchefs zu erhalten. Die Eröffnung der Ableger von „Astrid & Gastón“ in vielen Städten der Welt passiert zu schnell, die Bilder werden bisweilen so kurz eingeblendet, dass sie als bloße Andeutungen nicht verarbeitet werden können. Das ist schade, ebenso wie die Collage zu vieler Detailaufnahmen der Gerichte, die in Gastóns Küche zubereitet würden. Hier hätte die Konzentration auf wenige Speisen, aber dafür deren ausführliche Darstellung dem Film gut getan. Und dennoch: Der Film macht Lust auf die Spezialitäten Perus und neugierig auf einen der weltbesten Köche.

Gastons Küche

Mit ihrem Dokumentarfilm „Gastons Küche“, der 2015 im Programm „Kulinarisches Kino“ auf der Berlinale zu sehen war, will Regisseurin Julia Patricia Pérez nicht unbedingt nur informieren, sondern vor allem Lust machen auf die peruanische Küche. Zumindest hat man diesen Eindruck — und zumindest läuft einem das Wasser im Munde zusammen ob der vielen Detailaufnahmen sorgfältig trappierter Happen.
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