Gangs of New York

Eine Filmkritik von Marie Anderson

New York im Jahre 1846: Im berüchtigten Viertel Five Points in Manhattan kommt es zu einer erbitterten, gnadenlos brutalen Straßenschlacht zwischen zwei verfeindeten Gangs. Der schaurig-charismatische Fleischer William Cutting (Daniel Day-Lewis), genannt „Bill The Butcher“, führt die Mannen derjenigen an, die sich als amerikanische „Natives“ verstehen, während „Priest“ Vallon (Liam Neeson) die „Dead Rabbits“ der aus Irland stammenden Einwanderer befehligt. Im Massaker der mit allen erdenklichen Schlag- und Stichwaffen ausgestatteten Krieger kommt es schließlich zur entscheidenden Konfrontation der beiden Anführer, bei der Vallon tödlich getroffen zu Boden geht. Sein kleiner Sohn Amsterdam (Cian McCormack), der zu seinem sterbenden Vater stürzt, bekommt von diesem noch als letzte Botschaft ein „Schau niemals weg!“ mit auf den Weg, der ihn für einige Jahre in ein Waisenhaus führen wird.
Als junger Mann kehrt Amsterdam (Leonardo DiCaprio) nach Five Points zurück, wo Bill The Butcher inzwischen zum gefürchteten Herrscher des Viertels aufgestiegen ist und in Kooperation mit dem korrupten Bürgermeister nach wie vor gegen die Iren hetzt und kämpft, die zu Tausenden mit dem Schiff aus Europa eintreffen. Es gelingt Amsterdam, das wohlwollende Interesse des mächtigen Fleischers zu erwecken, der den wachen, tapferen jungen Mann, dessen Identität er zunächst noch nicht kennt, unter seine Fittiche nimmt. In der schönen wie gewieften Diebin Jenny Everdeane (Cameron Diaz), die auf enge Weise mit Bill verbunden ist, findet Amsterdam allmählich eine Verbündete gegen den Mörder seines Vaters, dem er schließlich in offener Feindseligkeit gegenübertritt. Während die sozialpolitischen Unruhen sich drastisch zuspitzen, rüstet sich Amsterdam nunmehr gemeinsam mit den einstigen Kampfgefährten seines Vaters zu einer erneuten Schlacht gegen den Butcher …

Seinerzeit in zehn Kategorien für den Oscar sowie für etliche weitere internationale Filmpreise nominiert und über dreißig Mal ausgezeichnet war Gangs of New York, der auf dem gleichnamigen Roman von Herbert Asbury basiert, ein riesiger Erfolg beim Kinopublikum. Doch das gewaltige wie gewalttätige Monumentalwerk mit seiner visuellen Opulenz, seiner aufwändigen, detailfreudigen Inszenierung sowie seiner umfangreichen Spielzeit von über zweieinhalb Stunden erntete auch massive Kritik, vor allem auf Grund seiner Interpretationen der historischen Hintergründe und der ausführlichen Darstellungen der rohen Brutalität.

Immerhin haben der Film, zu dem ebenfalls im Jahre 2002 die Fernsehdokumentation Uncovering the Real Gangs of New York von Harry Hanbury entstand, sowie seine Rezeptionsgeschichte einige kontroverse Diskurse bezüglich der US-amerikanischen Geschichte jener Zeiten losgetreten. Martin Scorseses gleichermaßen romantisierender wie düsterer Blickwinkel auf diese Ereignisse stellt eine fiktive, von mitunter derber Ironie geprägte Auseinandersetzung mit diesem historischen Stoff dar, die ein wenig wie ein Märchen anmutet. Ganz prächtig und präzise von Kameramann Michael Ballhaus gefilmt besticht Gangs of New York durch seine atmosphärische Spannung, die markanten Charaktere sowie die ambivalenten Beziehungen der Protagonisten untereinander und nicht zuletzt als protagonistenreiches Kostümgemälde und Rachedrama, das allemal sehenswert ist.

Gangs of New York

New York im Jahre 1846: Im berüchtigten Viertel Five Points in Manhattan kommt es zu einer erbitterten, gnadenlos brutalen Straßenschlacht zwischen zwei verfeindeten Gangs. Der schaurig-charismatische Fleischer William Cutting (Daniel Day-Lewis), genannt „Bill The Butcher“, führt die Mannen derjenigen an, die sich als amerikanische „Natives“ verstehen, während „Priest“ Vallon (Liam Neeson) die „Dead Rabbits“ der aus Irland stammenden Einwanderer befehligt.
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Meinungen

Bernhard Wübben · 26.08.2022

Der Film ist wirklich gut. Aber ich frag mich immer wieder, warum viele Filme so beschissen ausgesteuert sind. Sprache zu leise - Musik übertrieben laut.