Freak Out

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Wahnsinnig wahnsinning

Der Schreck saß tief. In den ersten Minuten des Independent-Fun-Slashers Freak Out bekommt man all das zu sehen, was an Independent-Filmen oft so miserable ist. Billige Optik, wacklige Handkamera, Laiendarsteller, ein plumpes Clerks-Szenario und Anspielungen auf die großen Vorbilder noch und nöcher. Doch es kam besser. Viel besser.
Freak Out sprüht nur so vor originellen Gags, Schlenkern und Blut. Angeblich auf 16 mm gedreht, ist es allein die Videooptik die stört und die teils holprige Erzählweise. Die Story ist so simpel wie originell: Horrorfan Merv liebt die frühen Filme von Sam Raimi, Peter Jackson, John Carpenter und Konsorten. Als ihm ein entflohener Irrer unterkommt, ergreift er die Chance und beginnt diesen mit seinem Kumpel, David Lee Roth-Lookalike Onkey, zum Serienkiller a la Michael Meyers auszubilden. Genug Filme hat man ja gesehen, um zu wissen worauf es ankommt. Nach allerlei urkomischen kläglichen Versuchen und Missschlägen findet der Irre (der übrigens den ganzen Film über mit einem Kartoffelsack überm Kopf und einer Hockeymaske darüber herumläuft) Gefallen am blutigen Treiben. Und so läuft die „Operation Serienkiller“ langsam aber sicher aus dem Ruder und das kleine Kaff, in dem die Freunde wohnen versinkt in Blut und Schleim.

Okay, erste Regel eines Serienkillers? „Auftragen und polieren, auftragen und polieren…“ Mit diesen Tricks soll der entflohene Irre zur absoluten Kampfmaschine abgerichtet werden. Sieht man sich die Praxis an, wird schnell klar, dass es mit Karate Kid-Weisheiten nicht getan ist. Wenn unser Killerfreund einem lustwandelnden Pärchen in den Wald folgt, nur um sich dort zu verlaufen, erkennen auch die Helden Merv und Onkey, dass es noch ein langer Weg zum ersten Mord ist. Regisseur Christian James brauchte gut fünf Jahre, um den Lowest Budget Film neben seinem Filmstudium mit Freunden und geschnorrtem Geld zu realisieren. Die Detailverliebtheit und Zitierfreude aus Genrefilmen weisen dabei ihn und Co-Autor Dan Palmer nicht nur als Hoffnungen des neuen Kinos aus, sondern auch als gelehrige Schüler der oben genannten Großmeister.

Freak Out ist nichts für Zartbesaitete. Pädophilenwitze und Sprüche wie „Ich hab ne Party in meiner Buxe und du bist eingeladen.“, sind sicher nicht jedermanns Sache. Auch spritzen ordentlich Blut und Eingeweide umher, was jedoch durch den überzogenen Humor und Comic-Geräusche wieder entschärft wird.

Bonusmaterial gibt es reichlich: Eine gute Stunde Deleted Scenes, dazu ein Musikvideo (der Soundtrack steckt voller unbekannter Bands, die großartige Mucke fabrizieren), eine vier-minütige „5 Minutes Film School“ sowie Texttafeln zur Entstehung des Films.

Freak Out

Der Schreck saß tief. In den ersten Minuten des Independent-Fun-Slashers Freak Out bekommt man all das zu sehen, was an Independent-Filmen oft so miserable ist.
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