Frances Ha (2012)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Ein Film mit eingebautem Frühlingsgefühl

Aus Noah Baumbachs neuem Film Frances Ha geht man mit diesem debilen Lächeln, dass man sonst nur hat, wenn man sich mal wieder sofort in jemanden verknallt hat. Man (und Frau natürlich auch) möchte fast behaupten, dass es nahezu unmöglich ist, sich nicht in Frances Ha (Greta Gerwig) zu verlieben. Ein Film also mit eingebautem Frühlingsgefühl.

Sie ist eine von diesen sonderbaren Frauenfiguren, die nichts mit den Diven, Celebrities und Models zu tun haben, die uns sonst immer entgegen geworfen werden. Frances (oder Greta?) läuft wie ein Bauer und ist gleichzeitig Ballerina. Sie hat einen Rücken wie ein Bauarbeiter, redet viel zu viel und viel zu schnell und dabei sagt sie meist das Falsche. Ihr Leben ist ein einziges Chaos, aber all das macht sie nicht zu einer dieser neuen manischen Frauenfiguren, die eigentlich in eine Therapie und nicht auf die Leinwand gehören. Bleiben wir bei den neuen Frauen im amerikanischen Kino. Es kommen sofort ähnliche Charaktere in den Sinn. Die meisten finden sich in Lena Dunhams Girls. Oder Tina Fey’s „Liz Lemon“ aus 30 Rock.

Doch obwohl hier eindeutig viel Humor — wenn auch bedeutend subtilerer und mehr an Woody Allen erinnernder — vorhanden ist, so spielt sich all dies an einer Oberfläche ab, die vor allem an die Nouvelle Vague Filme der 1960er Jahre erinnern. Der Film ist schwarz/weiß und jedes Bild enthält eine melancholische Erinnerung an früheres Kino, an New York zu Woody Allens Anfangszeiten, an die jungen Wilden aus Truffauts Filmen, die Paris unsicher machen.

Etwas Altes hat Frances Ha und zugleich etwas erfrischend Neues. Seine Protagonistin ist ein verlorenes, stets stolperndes Mädchen, das nicht erwachsen werden will. Und gleichzeitig steckt in ihr eine unglaublich starke Frau. Eben noch sieht man Frances die Straße entlang rennen, einen Geldautomat suchend und dabei über alles stolpernd und hinfallend. Dann wieder eine Szene, die nicht liebevoller hätte gefilmt werden können, in der sie durch die Straßen Brooklyns rennt und tanzt wie eine Göttin.

Frances‘ größtes Problem ist Frances selbst. Ihre symbiotische Beziehung (sie selbst bemerken dazu, dass sie wie zwei alte Lesben sind, die nicht mehr miteinander schlafen) zu ihrer besten Freundin Sophie (Mickey Summer) geht zu Ende. Frances ist orientierungslos und ihr Leben bricht mehr und mehr auseinander. Andere Menschen stößt sie mit ihrer Art vor den Kopf, sie treibt ihre Mitbewohner in den Wahnsinn, vergisst Termine, kann im Tanzensemble nicht mithalten und denkt, ein 2-Tages-Trip nach Paris (bezahlt mit einer neuen Kreditkarte) würde ihr helfen. Doch den verpennt sie dank Jetlag fast ganz. Doch Frances Rettung ist ebenfalls sie selbst. Denn Frances gibt nie auf. Kein Geheule und Gejammere, stets bleibt sie ruhig und ganz bei sich selbst, mit beinahe zen-buddhistischer Gelassenheit lässt sie alles geschehen und bleibt selbst in den jämmerlichsten Situationen immer würdevoll und sich treu.

Und so kann man gar nicht anders, als ihr sofort zu verfallen und sie zu lieben mit all ihren Macken und Problemen. Ein wenig so wie man früher Woody Allen mochte, als dieser noch kein alter Mann war, der nur noch Städtefilme dreht. Wo Allen einst aufhörte, da macht Noah Baumbach einfach weiter.
 

Frances Ha (2012)

Aus Noah Baumbachs neuem Film „Frances Ha“ geht man mit diesem debilen Lächeln, das man sonst nur hat, wenn man sich mal wieder sofort in jemanden verknallt hat. Man (und Frau natürlich auch) möchte fast behaupten, dass es nahezu unmöglich ist, sich nicht in Frances Ha (Greta Gerwig) zu verlieben. Ein Film also mit eingebautem Frühlingsgefühl.

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Meinungen

wignanek-hp · 29.08.2013

Der Film ist großartig. Ich fühlte mich stellenweise an Filme von Woody Allen erinnert und nicht nur, weil der Film in Schwarz-weiß ist. Es hat unglaublichen Spaß gemacht, der Hauptfigur zuzuschauen. Ich hoffe, wir sehen bald mehr von Greta Gerwig.

kim · 13.08.2013

Frances Ha und Oh boy sind Geschwister im Geiste und in der Nichtfarbe.

kim · 13.08.2013

Netter Film, mal mit einer weiblichen Hauptrolle und Männern nur in kleinen Nebenrollen. DAS IST RAR.
Zeigt das Leben einer jungen Frau, bei der alles ganz normal, dass heißt oft nicht so rund läuft.

Warum Menschen in der Regel nicht die Wahrheit sagen, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel....
Nicht wichtig Anmerkung: Hot Chocolate und Bowie fand ich toll, finde sie aber für diesen Film nicht passend.

Louisa Müller · 09.08.2013

Der subtile Humor war so subtil, dass es gar nicht mehr lustig war. Ein furchtbarer Film und wieso schwarz-weiss??
Ich habe mich weder ind Frances noch in den Film verliebt.
Nur schlecht schlecht schlecht