Four Rooms

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Versprengte Verrücktheiten einer Silvesternacht

Wenn der Titel eines in vier Episoden angelegten Films von vier Regisseuren, die dafür vier Drehbücher verfassten und mit vier Kameraleuten zusammenarbeiteten, auf vier Räume verweist, liegt unbesehen eine Interpretaion abstrakter Art allzu nahe – Zeiträume, Freiräume, soziale Räume, gar Welträume? Weit gefehlt, denn bei den Filmemachern handelt es sich um Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez und Quentin Tarantino, die in Four Rooms schlichtweg ihre ebenso skurrilen wie turbulenten Geschichten aus vier Hotelzimmern in einer Silvesternacht präsentieren, wie der deutsche Titel Silvester in fremden Betten weitaus anschaulicher transportiert.
Ausgerechnet am Abend des letzten Tages des Jahres tritt der Page Ted (Tim Roth) seinen Dienst in einem Hotel an, dessen Glanzzeiten bereits vorüber sind. Da haben sich über den Jahreswechsel allerlei obskure Gestalten einquartiert, die von Ted einen Service verlangen, der nun wahrlich nicht zu den üblichen Aufgaben eines „Bellhops“ zählt: In der ersten Episode Die fehlende Zutat / The Missing Ingredient von Allison Anders verlangt ihm eine hübsche Hexen-Horde eine Portion Sperma ab, in Alexandre Rockwells Beitrag Der falsche Mann / The Wrong Man avanciert er zum vermeintlichen Lebensretter und Robert Rodriguez setzt Ted auf zwei gehörig großkotzige Gören an, Die Ungezogenen / The Misbehavers, die er in Abwesenheit der Eltern beaufsichtigen soll. Quentin Tarantino schließlich steuert die finale Episode Der Mann aus Hollywood / The Man from Hollywood bei, innerhalb welcher der reichlich geplagte Page als grausamer Vollstrecker einer verlorenen Wette fungieren soll. Dass bei all diesen mächtig aufreibenden bis makabren Missionen ein luxuriöses Trinkgeld für Ted herausspringt, versteht sich von selbst.

Das Projekt der mehr oder weniger glorreichen Vier, die sich hier ganz gehörig bis ungehörig austoben, oszilliert kräftig zwischen derbem Klamauk, provokanten Obszönitäten und furztrockener bis verwässerter Komik, flankiert von mal prägnanten, dann wieder verlaberten Dialogen. Stilisierte Lässigkeit wird dreist mit albernen Ausprägungen kombiniert, und wenn die Experten auch zweifellos chronologisch aufsteigende Qualitäten der Episoden zu konstatieren wissen, erscheint Four Rooms mit seinem namhaften Ensemble von Tim Roth über Antonio Banderas, Bruce Willis, Salma Hayek und Madonna bis hin zu Quentin Tarantino selbst insgesamt als gut gelaunte Freak-Show jener Sorte, bei welcher die Macher sowie ihre angestammten Fans sicherlich das größte Vergnügen empfinden. Die Hintergründe dieses räudig-rasanten Spektakels werden in der Dokumentation Four Directors, Four Friends, Four Rooms erzählt, die als Extra auf der Blu-ray Disc von Arthaus enthalten ist, die das flapsige Lustspiel auf Deutsch, Englisch und Französisch präsentiert.

Four Rooms

Wenn der Titel eines in vier Episoden angelegten Films von vier Regisseuren, die dafür vier Drehbücher verfassten und mit vier Kameraleuten zusammenarbeiteten, auf vier Räume verweist, liegt unbesehen eine Interpretaion abstrakter Art allzu nahe – Zeiträume, Freiräume, soziale Räume, gar Welträume?
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