Flöckchen - Die großen Abenteuer des kleinen weißen Gorillas!

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Ein weißer Affe auf der Suche nach sich selbst

Flöckchen, eigentlich „Schneeflöckchen“ ist ein weißer Gorilla, ein Albino – mithin ein Außenseiter qua Geburt. Noch als Baby gerät er in Gefangenschaft und soll in den Zoo von Barcelona gebracht werden. Zunächst aber muss er noch etwas hochgepäppelt werden, und dazu nimmt ihn der Tierarzt des Zoos mit zu sich nach Hause, wo seine Tochter Paula sich sehr schnell mit dem Tier anfreundet und schließlich wenig begeistert ist, als er in den Zoo gebracht werden muss – zumal die Gorillas im Gehege dem Neuling wenig freundlich gesinnt zu sein scheinen…
Der Film von Andrés G. Schear schlägt ab dann einige Volten, die Flöckchen klar herausheben aus allen Erwartungen an realistisches Erzählen. Denn bald taucht ein Sonderling namens Luc de Sac auf (er wohnt in der Straße Cul de Sac – Sackgasse: einer der feineren Scherze, die sich im Film verstecken), der dem Gorilla das Herz herausschneiden will, um sich mittels eines alten Rituals des Unglücks zu entledigen, das ihn auf Schritt und Tritt begleitet (und das, man ahnt es schnell, für so manche Slapstickszene des Films sorgen wird); und Flöckchen selbst macht sich, gemeinsam mit einem ebenfalls im Zoo lebenden Roten Panda auf den Weg durch die Stadt, um sich von einer Hexe (doch, doch, die gibt es in dieser Welt) in einen schwarzen Gorilla verwandeln zu lassen. Denn nur so kann er hoffen, von den Gorillas seines Geheges akzeptiert zu werden.

Die Handlung spielt im Spanien der 1960er Jahre – Politisches wird hier allerdings konsequent ausgeblendet –, und alles Bildmaterial scheint wie durch einen leichten Sepia-Filter gezogen worden zu sein; das ist einer der Gründe, warum die durchweg computeranimierten Tiere in die Realaufnahmen der sie umgebenden Welt manchmal nicht so recht hineinpassen wollen. Das ist nicht schlampig gemacht, aber es ist für scharfe Beobachter doch immer sichtbar, dass hier zwei Welten zusammengefügt wurden.

Auch seine Erzählhaltung gibt Flöckchen einen durchaus angenehmen Retro-Charme: Das ist ein ganz altmodischer, sehr solider Abenteuerfilm für Kinder, der nie wirklich gefährlich wird und seine Verwicklungen nicht auf mehreren Ebenen miteinander verwebt, sondern sehr geradlinig daherkommt, mit ein paar running gags, ein paar nerdigen Anspielungen für die Eltern („Guck mal hinter Dir, ein dreiköpfiger Gorilla!“) und genug witzigen Sequenzen, um die Kinder zu unterhalten.

Natürlich wird am Schluss alles genau so gut, wie man es erwartet. Das ist fast ein wenig schade, denn eigentlich ist Flöckchen ein Film über Außenseiter, die sich zuallererst darin unterscheiden, wie ihre Umwelt mit ihrer spezifischen Form des Andersseins umgeht – und erst dann, wie sie selbst darauf reagieren. Und so klingt es eben ein wenig hohl, dass Flöckchen einfach so akzeptiert wird, wie er ist (vor allem, weil er einerseits niedlich ist und andererseits so viel riskiert hat, um sich möglichst verschwindend gut zu integrieren), dass seine Freundin Paula natürlich voll okay ist, obwohl sie lieber Fußball spielt, als Mädchendinge zu tun – aber Luc de Sac kann niemand leiden, obwohl er doch auch nichts anderes will als ein ungerechtes, unverschuldetes Unglück abzustreifen.

Sehr aufmerksame Kinder werden das bemerken, und mit denen hat man dann einigen Redestoff; alle anderen werden sich immerhin gut unterhalten.

Flöckchen - Die großen Abenteuer des kleinen weißen Gorillas!

Flöckchen, eigentlich „Schneeflöckchen“ ist ein weißer Gorilla, ein Albino – mithin ein Außenseiter qua Geburt. Noch als Baby gerät er in Gefangenschaft und soll in den Zoo von Barcelona gebracht werden.
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