Flesh + Blood

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das, was Mittelalterfeste verschweigen…

Paul Verhoevens Ausflug ins Mittelalter war lange Jahre auf dem Index. Nun darf er wieder frei verkauft werden, was Koch Media zum willkommenen Anlass genommen hat, Flesh & Blood in edler Aufmachung und erstmals in High Definition auf den Markt zu bringen. Wählen kann man zwischen der Einzelveröffentlichung und dem limitierten Mediabook.
Martin (Rutger Hauer) und seine Leute sind Söldner. Sie werden von ihrem Auftraggeber Arnolfini um ihre Beute betrogen, weswegen sie dessen künftige Schwiegertochter Agnes (Jennifer Jason Leigh) entführen. Deren Verlobter Steven (Tom Burlinson) versucht sie zu befreien, aber Agnes, die von Martin entjungfert wurde, weiß gar nicht, ob sie nicht lieber bei dem Söldner bleiben würde.

Das Mittelalter wird in der Regel verharmlost. Filme weisen ein romantisches Bild jener Zeit auf. Das wiederum missfiel Paul Verhoeven, der sich mit Gerard Soeteman daran machte, auf realistische Art und Weise zu zeigen, wie jene Zeit wirklich war: dreckig, amoralisch, brutal, verkommen. Das spiegelt sich in den Figuren wieder, die kaum Identifikationspotenzial bieten. Martins Söldner sind brutale Halsabschneider, die über ein junges Mädchen herfallen. Die Vergewaltigungsszene hat nichts von ihrer rohen Kraft eingebüßt, sie ist, obwohl nicht so explizit, ausgesprochen brutal und erscheint authentisch. Sie ist verstörend und schmerzhaft, der Verdacht, Verhoeven wollte den Zuschauer aufgeilen, kommt gar nicht erst auf. Stattdessen ist auch diese Sequenz nur ein weiteres Beispiel für die gnadenlose Erzählweise, für die Verhoeven berühmt, wenn nicht gar berüchtigt ist.

Nicht nur im Film, auch während des Drehs, krachte es gewaltig. Verhoeven und Hauer stritten sich so sehr, dass sie seitdem nicht noch einmal zusammengearbeitet haben. Crew-Mitglieder gingen sogar dazu über, die beiden zu bitten, auf Englisch ihre Gefechte auszutragen, damit man verstehen konnte, worum es eigentlich ging.

Diese Stimmung am Set übertrug sich auch auf den Film, der bildgewaltig und mit der ganz großen Musik von Basil Poledouris all den Mittelalter-Romantikern einen deftigen Schlag in die Magengrube versetzt.

Die Mediabook-Edition enthält eine Featurette über die Musik, ein Interview und Audiokommentar mit Paul Verhoeven, Fotogalerie und Trailer. Das HD-Bild ist knackig scharf und farblich sehr ausgewogen. So gut hat Flesh & Blood sicherlich noch nie ausgesehen. Da erstrahlt der Schmutz und Unrat des Mittelalters in ganz neuem Glanz.

Flesh + Blood

Paul Verhoevens Ausflug ins Mittelalter war lange Jahre auf dem Index. Nun darf er wieder frei verkauft werden, was Koch Media zum willkommenen Anlass genommen hat, „Flesh & Blood“ in edler Aufmachung und erstmals in High Definition auf den Markt zu bringen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen