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In der Comicverfilmung „Flash Gordon“ von Mike Hodges tummeln sich internationale Stars in einem selbstironischen Weltraumabenteuer.

Flash Gordon (1980)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Spielwiese im All

Superheldenfilm. Dieser Begriff ist inzwischen beinahe zu einem Synonym für Blockbuster-, Event-Movie- und Tentpole-Produktionen, für das Mainstreamigste im Mainstream geworden. Die filmischen Universen von Marvel und DC Comics verschlingen Schauspielstars und Filmemacher:innen; sie verleiben sich Oscar-Preisträger:innen, Charakterdarsteller:innen, (ehemalige) Außenseiter:innen vor und hinter der Kamera ein, um etwas zu schaffen, was laut Martin Scorsese „mehr Freizeitpark als Kino“ ist.

Egal ob wir uns dieser abwertenden Einschätzung anschließen oder nicht, so lässt sich festhalten: Filme über Superheld:innen sind spätestens seit dem Erfolg von Iron Man (2008) und dessen Konsequenzen für die Hollywood-Industrie zumeist Werke, die auf Nummer sicher gehen. Die zwar hin und wieder ein paar Mini-Experimente wagen und den Regisseur:innen (etwa Taika Waititi) einen gewissen Spielraum für individuelle Handschriften geben, die aber selten wirklich überraschen. Blicken wir indes weiter zurück, vermochten kinematografische Erzählungen über Superheld:innen einst tatsächlich eine große Spielwiese zu sein.

Als solche erscheint auch Flash Gordon aus dem Jahre 1980. Der kunterbunte Science-Fiction-Film basiert auf einer Comicreihe von Alex Raymond, die vor fast neun Dekaden im Jahre 1934 entstand. Die pulpige Vorlage um den titelgebenden Sportler, der auf einem fremden Planeten landet und dort gegen fiese Gestalten kämpft, kam als wilde Space Opera daher – und wurde vom Briten Mike Hodges als Mischung aus Slapstick-Humor und Weltall-Action für die Leinwand in Szene gesetzt. Hinter dem Projekt stand der legendäre italienische Produzent Dino De Laurentiis, der zuvor etwa auch schon bei der galaktischen Pop-Art-Orgie Barbarella (1968) seine kreativen Finger im Spiel hatte.

Anlass für die Verfilmung war gewiss der enorme Hype um George Lucas’ Krieg der Sterne (1977). Die Tonart des Skripts von Lorenzo Semple Jr., der im Laufe seiner Karriere die Drehbücher zu so unterschiedlichen Werken wie Die drei Tage des Condor (1975), King Kong (1976) und Sheena – Königin des Dschungels (1984) schrieb, fällt jedoch deutlich selbstironischer und unbekümmerter aus als im Star-Wars-Kosmos. Die Optik erinnert mit ihren markanten Farben und den schillernden Kostümen derweil eher an die Abenteuer in der Gene-Roddenberry-Serie Raumschiff Enterprise aus den Sixties, allerdings mit entschieden höherem Budget. Die Spezialeffekte verleihen dem Geschehen etwas Märchenhaftes – und alle, sowohl vor als auch hinter der Kamera, scheinen sich auf erfrischende Art und Weise darauf geeinigt zu haben, hier wirklich nichts allzu ernst nehmen zu müssen.

Während große Namen und bekannte Gesichter in verspielten Comicverfilmungen oft ein bisschen verloren oder gar völlig fehl am Platz wirken – Stichwort Marlon Brando in Superman (1978) –, mutet der internationale Cast in Flash Gordon überaus vergnügt an. Der schwedische Arthouse-Veteran Max von Sydow (Das siebente Siegel) verkörpert den antagonistischen Imperator Ming mit erkennbarer Lust an der Diabolie. Die italienische Ikone Ornella Muti verleiht der mysteriösen Prinzessin Aura wiederum die nötige Sinnlichkeit – und auch der spätere (Kurzzeit-)James-Bond-Darsteller Timothy Dalton und der israelische Charakterkopf Chaim Topol (Anatevka) haben sichtlich Spaß an ihren Rollen. Sam J. Jones als Titelheld und Melody Anderson als dessen Love Interest Dale Arden verblassen an der Seite dieser spielfreudigen Truppe beinahe ein wenig, lassen sich aber ebenfalls stimmig auf die Tonalität dieser abgedrehten Reise ein.

Was Flash Gordon endgültig zu einem kleinen Unterhaltungsjuwel macht, ist der Soundtrack der Rockgruppe Queen. Das im Zuge des Films entstandene Album liege „auf demselben Niveau wie große Oper“, hieß es in einer zeitgenössischen Kritik der US-Zeitschrift Entertainment Weekly. Epische Musik zu einer augenzwinkernden Kinowundertüte – das ist die Welt, in die wir hier katapultiert werden.

Flash Gordon (1980)

Auf der Erde breitet sich eine apokalyptisch anmutende Atmosphäre aus, doch hinter dem Aufruhr der Naturgewalten steckt der diabolische Weltraumherrscher Ming (Max von Sydow), der auf dem Planeten Mongo residiert und dieses Mal die Erdlinge zum Ziel seiner zerstörerischen Vergnügungen auserwählt hat.

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