The Finest Hours

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ein Wrack von einem Film

Die besten Geschichten schreibt das Leben, heißt es. Aber wenn diese besten Geschichten dann durch den Hollywoodschen Fleischwolf gedreht werden, bleibt oftmals nicht mehr viel davon übrig. So verhält es sich auch bei The Finest Hours, der sich müht, der großen Leistung einer Rettung auf hoher See ein Denkmal zu setzen, aber im Getöse und in der Gischt der Wellen untergeht.
Februar 1952: Ein gewaltiger Sturm braut sich vor der Küste von New England zusammen. Ergeht es den Menschen an Land schon schlecht, so sind die auf See in höchster Gefahr. Der Öltanker SS Pendleton wird von dem Sturm auseinandergerissen. Der ranghöchste Offizier Ray Sybert (Casey Affleck) versucht, die Überreste des Schiffs vor der Küste auf Grund laufen zu lassen und so seiner Crew und sich Zeit zu erkaufen. Derweil ist eine Rettungsmission unter dem Kommando von Bernie Webber (Chris Pine) unterwegs und sucht nach dem havarierten Tanker – wohlwissend, dass auf dem kleinen Schiff nur Platz für zwölf Menschen ist, aber mit mehr als 30 Überlebenden zu rechnen ist.

Es gehört einiges dazu, eine Geschichte wie diese in den Sand zu setzen – oder auf Grund laufen zu lassen, um es mit den Worten von The Finest Hours zu sagen. Aber Regisseur Craig Gillespie gelingt das fast spielend. Die Probleme beginnen aber schon mit dem zerfaserten Drehbuch von Scott Silver, Paul Tamasy und Eric Johnson, das es nie versteht, den Figuren Leben einzuhauchen. Daran scheitern auch die Schauspieler, die nichts haben, mit dem sich arbeiten lässt. Sie bleiben Schablonen formelhaften Erzählkinos, das gerne die ganz großen Gefühle bieten würde, aber nicht im Mindesten dazu imstande ist.

Stattdessen gibt es gefühlsbetonte Momente, die völlig ins Leere laufen. Der Auftakt, der die Liebe zwischen Bernie und seiner Freundin Miriam (Holliday Grainger) verdeutlichen soll, ist frei von jeder Konsequenz, weil der Konflikt, den Miriam später erlebt, keinerlei Bedeutung hat. Sie möchte Bernies Boss dazu bringen, ihren Ehemann-in-spe zurückzurufen – ein sinnloses Unterfangen, was jedem bewusst ist: dem Stationschef, der weiblichen Hauptfigur und nicht zuletzt auch dem Publikum.

Eric Bana spielt den Stationschef – es ist eine Rolle ohne jede Entfaltungsmöglichkeit, kaum mehr als ein besserer Statisten-Part. Der Moment, in dem er glänzen könnte – die verbale Auseinandersetzung mit Miriam – ist nur Füllmaterial. Wenn dafür die Geschicke der Figuren auf hoher See interessieren könnten, wäre das noch zu verschmerzen, aber dem ist nicht so. Auch hier bleiben die Figuren farblos. Sie erleben keinerlei charakterliche Vertiefung, stattdessen wird trotzig und mutig in die Kamera gestarrt, als würde das schon reichen, eine emotionale Bindung zum Publikum aufzubauen.

Das Schicksal dieser Figuren interessiert nicht, der gebotene Spezial-Effekt-Bombast reizt aber auch allenfalls zu müdem Gähnen heraus, denn der praktisch nur nachts spielende Film wird durch den Einsatz von 3D nicht plastischer, sondern einfach nur dunkler – und das so sehr, dass man häufig nur erahnen kann, was gerade passiert.

The Finest Hours leidet an allen Ecken und Enden. An einem laschen Skript, einer leblosen Inszenierung, halbgaren Effekten, miesem 3D, logischen Brüchen und farblosen Schauspielern. Dieser Film geht unter wie ein Stein, nur dass es eine 110 Minuten lange Geduldsprobe ist.

The Finest Hours

Die besten Geschichten schreibt das Leben, heißt es. Aber wenn diese besten Geschichten dann durch den Hollywoodschen Fleischwolf gedreht werden, bleibt oftmals nicht mehr viel davon übrig. So verhält es sich auch bei „The Finest Hours“, der sich müht, der großen Leistung einer Rettung auf hoher See ein Denkmal zu setzen, aber im Getöse und in der Gischt der Wellen untergeht.
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