Fifty Shades of Black - Gefährliche Hiebe (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Zwischen Nonsens und Entlarvung

Die Erotikroman-Trilogie Shades of Grey von E. L. James alias Erika Mitchell war schon oft Gegenstand von Parodien; mal wurde die Geschichte auf witzig-clevere Weise verspottet (etwa in der vierminütigen Funny-or-Die-Produktion Fifty Shades of Blue mit Selena Gomez), mal auf recht plumpe Art (so zum Beispiel im fünften Teil der Scary-Movie-Reihe). Fifty Shades of Black – Gefährliche Hiebe, der Anfang 2016 in die US-Kinos kam und hierzulande als DVD- und Blu-ray-Premiere erscheint, ist in erster Linie eine Parodie auf Sam Taylor-Johnsons Kino-Adaption des ersten Bandes. Das Team Michael Tiddes (Regie), Rick Alvarez (Drehbuch) und Marlon Wayans (Drehbuch sowie männliche Hauptrolle) nahm sich mit Ghost Movie und dessen Fortsetzung bereits das Haunted-House-Subgenre vor, um es komödiantisch zu bearbeiten. Die gute Nachricht ist, dass das neue Werk des Trios in einigen Passagen gelungener ist als jene geistlosen Gruselfilm-Veralberungen. Die schlechte ist: Noch immer wird flachen, kruden, nur höchst selten funktionierenden Scherzen sehr viel Raum in der Inszenierung zugestanden.
Die in Fifty Shades of Grey von Dakota Johnson verkörperte Anastasia Steele heißt hier Hannah Steale und wird von der comedy-erprobten Kali Hawk (New Girl, Black Jesus) gespielt. Eine Gemeinsamkeit zwischen Vorlage und spoof ist, dass beide Schauspielerinnen es schaffen, aus dem äußerst undankbaren Part einer verhuschten, tollpatschigen 21-Jährigen das Bestmögliche zu machen: Egal, welchen Nonsens ihnen das Skript auch abverlangen mag – sie wahren ihre Würde und empfehlen sich damit für lohnendere Rollen. In der Interpretation des milliardenschweren Jungunternehmers Christian Grey beziehungsweise Christian Black gibt es ebenfalls eine Parallele: Sowohl Jamie Dornan (The Fall) als auch Marlon Wayans (Requiem for a Dream) haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie über darstellerisches Talent verfügen – lassen davon als attraktive Business-Männer mit sadomasochistischen Neigungen jedoch kaum etwas erkennen. Während Dornan in Taylor-Johnsons Romanverfilmung völlig ausdruckslos agiert, grimassiert Wayans unter Tiddes‘ Regie so heftig drauflos, dass seine Darbietung niemals amüsant oder gar charmant, sondern lediglich albern-enervierend ist.

Das Geniale an überzeugenden Parodie-Figuren wie Frank Drebin (aus Die nackte Kanone, gespielt von Leslie Nielsen) oder Cindy Campbell (aus den ersten vier Scary-Movie-Filmen, verkörpert von Anna Faris) ist stets, dass diese bei allem Irrsinn, den sie verursachen oder in den sie unseligerweise hineingeraten, in ihren Eigenschaften weitgehend stimmig bleiben. Auf das Fifty-Shades-of-Black-Duo Hannah und Christian trifft dies nicht zu: Je nachdem, was die Pointe gerade fordert, ist Hannah zum Beispiel mal extrem naiv, mal überaus schlagfertig und abgebrüht; mal ist sie gänzlich von Christian angetan, mal total von diesem abgestoßen. Kohärente Charaktere und Beziehungen gibt es hier schlichtweg nicht – solche sind aber selbst in einer abgedrehten Parodie vonnöten, um mehr als eine sinnfrei-zusammenhanglose Nummernrevue hervorzubringen. Am reizlosesten ist Fifty Shades of Black deshalb immer dann, wenn Passagen aus Fifty Shades of Grey oberflächlich (allerdings technisch einwandfrei) nachgestellt und dabei mit vorzugsweise niveaulosen Gags ‚angereichert‘ werden, welche überwiegend auf Schadenfreude sowie auf politische Unkorrektheit abzielen. Diverse Einfälle sind nett – etwa wenn statt pseudo-literaturkundigem Thomas-Hardy-Namedropping der anarchische Dr. Seuss als Lieblingsautor der Protagonistin genannt wird –, die meisten Abwandlungen sind indes zu grob und uninspiriert; überdies leisten sich Drehbuch und Regie deutlich zu viele Gag-Wiederholungen. Mit Jane Seymour (bekannt als Bond-Girl neben Roger Moore sowie als Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft) oder der inzwischen verstorbenen Florence Henderson (dem weiblichen Oberhaupt der Brady-Fernsehfamilie) hat der Film eine durchaus interessante Besetzung; er weiß mit dieser jedoch leider zu wenig anzufangen.

Seine Stärken entfaltet das parodistische Werk hingegen, wenn es seine Vorlage nicht nur mit Albereien als Beigabe nachahmt, sondern sich wirklich mit den Unfassbarkeiten des Originals auseinandersetzt und diese bloßstellt – so zum Beispiel die Tatsache, dass das stalkerhafte Verhalten von Christian in Shades of Grey und dessen Adaption als romantisch verkauft wird. Nicht umsonst erweist sich in Fifty Shades of Black das Vorlesen der fragwürdigen E.-L.-James-Prosa als eine der grausamsten Bestrafungs-Methoden im „Spielzimmer“ des Helden. Ein paar treffende Momente hat der Film auch dann, wenn er Bemerkungen über das Black Cinema einfließen lässt. So können diese Anflüge von Eigenständigkeit der Flut von Rohrkrepierern immerhin zuweilen Einhalt gebieten.

Fifty Shades of Black - Gefährliche Hiebe (Blu-ray)

Die Erotikroman-Trilogie „Shades of Grey“ von E. L. James alias Erika Mitchell war schon oft Gegenstand von Parodien; mal wurde die Geschichte auf witzig-clevere Weise verspottet (etwa in der vierminütigen „Funny-or-Die“-Produktion „Fifty Shades of Blue“ mit Selena Gomez), mal auf recht plumpe Art (so zum Beispiel im fünften Teil der „Scary-Movie“-Reihe).
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