Fear and Loathing in Las Vegas (Director´s Cut)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein wirrer Abgesang auf die Ära des Psychedelischen

Die in schwarzweiß gehaltene Anfangssequenz mit Protesten gegen den Vietnamkrieg eröffnet auf sehr ernsthafte Weise diesen Film und verortet ihn Anfang der 1970er Jahre in den USA. Doch sogleich beginnt ein wahnwitziges, schrillbuntes Roadmovie, das scheinbar planlos zwischen schamlosen Drogenexzessen und schrägen philosophischen Betrachtungen versinkt und quälend unermüdlich seine giftigen Attacken in die Fratze des Wahrhaftigen schleudert.
Fear and Loathing in Las Vegas entstand nach dem gleichnamigen Roman von Hunter S. Thompson aus dem Jahre 1971 und wurde 1998 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt – und dort vom Publikum überwiegend entsetzt rezipiert. Die Geschichte eines Höllentrips nach Las Vegas wurde von Terry Gilliam (Brazil, 1985, 12 Monkeys / Twelve Monkeys, 1995), berühmt durch Monty Python, verfilmt, der seiner visuellen Ausformung dasselbe Zitat eines Dr. Johnson voranstellt, das auch der Roman von Hunter S. Thompson, der in einer kleinen Rolle zu sehen ist, als Motto präsentiert: „He who makes a beast of himself gets rid of the pain of being a man.“ Und der Schmerz am eigenen Menschsein muss gewaltig sein, denn die Bestie dreht mächtig auf.

Der Sportjournalist Dr. Raoul Duke (Johnny Depp), der die Geschichte in einem Voice-over begleitet, nutzt gemeinsam mit seinem Anwalt Dr. Gonzo (Benicio Del Toro) eine berufliche Reise nach Las Vegas zum berüchtigten Motocrossrennen Mint 400 für einen Trip der ganz anderen Art: Rauhe Mengen der unterschiedlichsten Rauschmittel von Gras und Tequila über Meskalin, Acid und Kokain bis hin zu unverdünntem Äther, die sie in ihrem gemieteten roten Cabrio mitführen, sollen ihnen einen intensiven Urlaub von der Alltäglichkeit bescheren. Als sie die Wüste Nevadas erreichen, beginnt bereits der ersehnte Rausch mit heftigen Halluzinationen, und die Höllenreise in die Welten der Visionen, Paranoia und peinigenden Übelkeiten nimmt ihren ungebremsten Lauf.

Fear and Loathing in Las Vegas erscheint hier als Director´s Cut mit zwei zusätzlichen kleinen Szenen, die innerhalb des Films im Original mit Untertiteln erscheinen. Es ist unvermeidlich, dass dieser Film polarisieren muss, zu drastisch und lärmend gestaltet sich die unwegsame Dramaturgie, die sich im Sinne eines polemisierenden, so bezeichneten Gonzo Journalismus in der Weigerung entfaltet, signifikante Unterschiede zwischen der Realität des Rausches und des Bewusstseins der „Normalität“ zu treffen. Da sind zwei auf der Suche nach dem legendären Amerikanischen Traum unterwegs, bewaffnet mit allerlei effektvoller Hemmungslosigkeit und der Bereitschaft, sich in ihrer wachsenden Orientierungslosigkeit ab und zu auch die Seele aus dem Leib zu kotzen. Für die einen ein nichtssagender, nervtötender Drogentrip, für andere eine bitterböse, komische Abrechnung mit moralisierenden Betrachtungen des Rechts auf Rausch, für dritte ein visuell eindrucksvoller Klamauk jenseits der üblichen Erzählformen –Fear and Loathing in Las Vegas hat zumindest den beiden Hauptdarstellern Johnny Depp und Benicio Del Toro ein höllisches Vergnügen bereitet, das in ihrem ausgelassenen, grandiosen Spiel deutlich sichtbar wird.

Fear and Loathing in Las Vegas (Director´s Cut)

Die in schwarzweiß gehaltene Anfangssequenz mit Protesten gegen den Vietnamkrieg eröffnet auf sehr ernsthafte Weise diesen Film und verortet ihn Anfang der 1970er Jahre in den USA.
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