Falling into Paradise

Eine Filmkritik von Gesine Grassel

Wo die Liebe hinfällt

Bombenhagel, Terror und ein Leben in ständiger Angst: Im Frühjahr 1999 herrscht Krieg in Belgrad. Die NATO bombardiert die serbische Hauptstadt und setzt ein Kopfgeld auf Präsident Milosevic aus. Während alle die angreifenden Amerikaner verfluchen, träumt Dusha (Branka Katic) von einem amerikanischen Traumprinzen. Dieser soll nicht auf einem weißen Ross angeritten kommen und um ihre Hand anhalten, sondern die blonde Frau auf einem der unzähligen Aufklärungssflüge entdecken. Sie legt sich mächtig ins Zeug, posiert spärlich bekleidet auf einem riesigen Stoffbanner mit aufgemaltem Herz auf der Terrasse ihres Hauses. Schließlich soll ihr Held, der noch nichts von seinem Glück ahnt, sie nicht verfehlen und mitnehmen nach Amerika, ins gelobte Land ihrer Träume. Ihr Bruder Lubi (Lazar Ristovski) ist von den schwesterlichen Ambitionen nicht begeistert. Als König des Schwarzmarktes versorgt er die Familie mit allerlei Luxus und schreckt nicht davor zurück, selbst in die kriegerischen Auseinandersetzungen einzugreifen. Mit einer von den Russen gekauften Rakete zielt er eines Nachts auf ein amerikanisches Flugzeug, das nach wenigen Sekunden am Himmel explodiert. Kaum fünf Minuten später landet ein waschechter Ami mit Fallschirm auf der Dachterrasse. Dusha sieht sich am Ziel ihrer Träume, während Lubi den „Kriegsverbrecher“ gewinnträchtig eintauschen möchte. Ziemlich unbeeindruckt ist die Großmutter (Olivera Markovic) von dem blondschöpfigen Beau. Sie beschimpft ihn als verdammten Deutschen und widmet sich schnell wieder ihrem täglichen Englischkurs im Fernsehen. Die Geschwister sind uneins. Dusha will Bobby (Simon Lyndon) von ihrer Liebe überzeugen, Lubi traut diesem nicht über den Weg und fesselt ihn, um ihn auszuliefern und die staatliche Belohnung für den Gefangenen abzugreifen. Bobby gelingt die Flucht, doch nur kurz darauf ist er widerwillig auf die Hilfe von Dusha angewiesen. Plötzlich sind sie auf der Flucht vor einem korrupten Taxifahrer, einem um sich schießenden Nachtwächter und habgierigen Schwarzmarkthändlern.

Regisseur Milos Radovic, der zuletzt mit dem Kurzfilm My Country von sich Reden machte, zeigt in Falling into Paradise eine ungewöhnliche Familie inmitten eines unwirklichen Krieges. Absurditäten von der ersten bis zur letzten Minute. Statt sich vor den Bomben der Amerikaner in Sicherheit zu bringen, liegen Opa und Enkelin gleich zu Beginn des Filmes auf der Terrasse und zählen die Flugzeuge, die am verräucherten Nachthimmel über Belgrad ihre Bahnen ziehen. Solch skurrile Charaktere und eine gewaltige Portion schwarzer Humor halten den turbulenten Balkan-Slapstick zusammen. Doch genau daran krankt der Film. Während man sich in den ersten Minuten noch köstlich amüsiert und über die bissigen Witze und Sprüche schmunzelt, bleibt das Lachen wenig später im Hals stecken. Der vermeintlich andere Blick auf den Krieg entpuppt sich als wenig tiefgründiges Portrait einer durchgeknallten Sippschaft. Radovic wollte Klischees einbringen und die Glorifizierung des American Way of Life in Frage stellen. Das gelingt in Ansätzen, wird aber im Laufe des Films einfach zu viel. Wer diesen Film überstehen will, sollte ein bisschen mehr als schwarzen Humor haben.
 

Falling into Paradise

Bombenhagel, Terror und ein Leben in ständiger Angst: Im Frühjahr 1999 herrscht Krieg in Belgrad. Die NATO bombardiert die serbische Hauptstadt und setzt ein Kopfgeld auf Präsident Milosevic aus.

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