Fack Ju Göhte 3 (2017)

Eine Filmkritik von Falk Straub

School's out forever

Der Holzhammerpädagoge ist zurück. Publikumsliebling Elyas M’Barek kommt unter Bora Dağtekins Regie als Aushilfslehrer Zeki Müller zum dritten Mal in die Kinos. Auch sonst ändert sich in Fack ju Göhte 3 wenig. Den Erfolg werden die platten Witze kaum schmälern.

Wie sich die Bilder gleichen. Dabei hatte Aushilfslehrer Zeki Müller seinen Beruf schon zwei Mal als Berufung begriffen. Doch auch der dritte Teil stellt wieder alles auf Anfang. Statt neben Freundin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) quält sich Zeki an der Seite eines One-Night-Stands aus dem Bett, den er mit den Worten „Ruf mich nicht an!“ aus der vermüllten Wohnung komplimentiert. Sein Müsli nimmt er mit Bier, während Laura Schnabelstedt (Anna Lena Klenke) dem verkaterten Pädagogen seinen Terminkalender erklärt. Von Lisi ist Zeki zwar getrennt, lebt aber immer noch mit deren jüngerer Schwester unter einem Dach. Eine von unzähligen Ungereimtheiten in Dağtekins wirrem Drehbuch.

Zekis Motivation wird nur noch von der seiner Schüler Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynep (Gizem Emre) und Burak (Aram Arami) unterboten. Ein Besuch im Berufsinformationszentrum raubt ihnen die letzte Illusion. Wozu also noch Abitur machen? Im Grunde könnte Zeki das egal sein, schließlich will er seinen Job zum wiederholten Mal an den Nagel hängen. Doch Direktorin Gudrun Gerster (Katja Riemann) sitzt das Bildungsministerium im Nacken. Damit die Goethe-Gesamtschule nicht geschlossen wird, müssen Chantal & Co. nicht nur die Zulassungsprüfung zum Reifezeugnis bestehen, unzählige neue Kurse müssen her, Wettbewerbe gewonnen werden. Immerhin steht Zeki die neue Kollegin Biggi Enzberger (Sandra Hüller) zur Seite, die auch schon mal direkt vom Jungesellinnenabschied in den Unterricht torkelt.

Nach mehr als 14 Millionen Zuschauern insgesamt war die Fortsetzung der Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. Und auch der dritte, klar als Abschluss angelegte Film wird ordentlich Kasse machen. Schließlich setzt Bora Dağtekin auch dieses Mal auf seine altbewährte Mischung aus überzeichneten Figuren, Zoten, Klamauk und Rührseligkeit. Durch die Rückkehr ins vertraute Umfeld – Teil zwei zeigte eine Klassenfahrt nach Thailand – erhält Zeki zudem wieder den so dringend nötigen bürgerlichen Abgleich. Vor allem die Gespräche im Kollegium tun der Komödie gut. Hier hat man das seltene Gefühl, echten Menschen zuzusehen. Mancher Dialog versprüht tatsächlich Witz, manche Spitze gegen das deutsche Bildungswesen sitzt. Kaum steht der Möchtegernpädagoge aber vor seinen Schülern, wirkt er wie ausgewechselt. Als hätte er all seine guten Manieren, die er in den ersten beiden Teil so mühsam gelernt und wenige Szenen zuvor noch beherrscht hat, an der Tür zum Klassenzimmer abgegeben. Dann beleidigt oder misshandelt er seine Schüler wie eh und je. Dann sind die Figuren künstlich, ist das Spiel aufgesetzt. Das ist zum Heulen, nicht zum Lachen.

Es ist dieses Missverhältnis, das sich auch auf der formalen Ebene fortsetzt, das Fack ju Göhte 3 zu einem anstrengenden, manchmal unerträglichen Erlebnis macht. Kaum eine Szene, in der die Musik nicht von der Tonspur plärrt, um das Plärren der Charaktere zu übertönen. Kaum eine Szene, die nicht konstruiert wirkt, um augenscheinlich nur ein einziges Ziel zu verfolgen: auf den nächsten ordinären Höhepunkt zusteuern und das Niveau der Vorgänger unterbieten. Wie Dağtekin dorthin gelangt, scheint ihm dieses Mal völlig egal. Sinn und Verstand ergeben all die erzählerischen Versatzstücke schon früh im Film nicht mehr.

Einziger Lichtblick ist Sandra Hüller, die ihre Biggi Enzberger sichtlich amüsiert mit sarkastischer Distanz gibt. Deren von Direktorin Gerster verordnetes Anti-Mobbing-Seminar ist dann aber auch einer der zwei großen Aufreger dieses Films. Denn der pädagogische Impetus, mit dem Fack ju Göhte 3 sein Publikum für die Themen Mobbing und Suizid sensibilisieren will, steht im krassen Widerspruch zum groben Humor der Reihe. In eine Komödie, die kaum mit, sondern fast nur über ihre Figuren lacht und in der Mobbing mit Lachern belohnt wird, will das nicht recht passen. Immerhin ist nach dem Abitur von Chantal & Co. damit jetzt Schluss.
 

Fack Ju Göhte 3 (2017)

Der Holzhammerpädagoge ist zurück. Publikumsliebling Elyas M’Barek kommt unter Bora Dağtekins Regie als Aushilfslehrer Zeki Müller zum dritten Mal in die Kinos. Auch sonst ändert sich in „Fack ju Göhte 3“ wenig. Den Erfolg werden die platten Witze kaum schmälern.

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Meinungen

J. Gutjahr · 02.11.2017

Der Film wirkt insgesamt zu zerfasert und in den letzten 20-30 min. verspürt man sogar den Drang, es gut sein zu lassen und zu gehen. Ein spannender überraschender Plot ist leider nicht wirklich auszumachen. Der Film zieht nicht in den Bann. Anders als Teil 1 und 2 vermag er nicht, den Gast aus dem Alltag zu "lachsalven", wodurch sich aber gute Komödien auszeichnen (Teil 1 und 2). Hauptstörfaktor: die neue Lehrerin. Sie übernimmt eine immerzu distanzschaffende Kommentatorinnenrolle, die sich einfach nicht in das vom Publikum geliebte Ensemble fügen mag. Sie sprengt und ironisiert alles wie ein Fremdkörper, indem sie permanent versucht, den sympathischen Helden und Hauptdarsteller an die Wand zu spielen. Unangenehm bis unerträglich: Ihre Auftritte verderben jeglichen emotionalen Flow, in den man als Zuschauer geraten könnte.
Was vorher Komödie war, wird zu humorlosem Sarkasmus demontiert, der stattdessen auf Hüllers extreme Hässlichkeit setzt und sich in öde Belehrungsexzesse ergießt. Das sind auch die Stellen, an denen einen tatsächlich Langeweile überkommt und man nichtmal mehr zuhört. Eine deprimierende Fehlbesetzung und neben einem M'Barek fatal. Eine wunderbare geniale Katja Riemann hält das Niveau. Zum Glück hat sie auch das letzte (witzige) Wort.