Extraterrestrial

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Am Morgen danach

Der „Morgen danach“ ist meist kein guter Morgen. Nachdem Julio (Julián Villagrán) völlig verkatert in Julias (Michelle Jenner) Bett erwacht, denkt er, es könne eigenartiger nicht werden. Doch weit gefehlt. Ein Blick aus dem Fenster über die Dächer Madrids zeigt, dass die beiden wohl Einiges verpasst haben, denn direkt vor ihrem Haus schwebt ein riesiges UFO.
Schnell stellen beide fest, dass sie nicht nur die Invasion der Aliens, sondern auch die Evakuierungsmaßnahmen der Regierung komplett verschlafen haben. Alle Kommunikationswege sind lahmgelegt, die Straßen sind leer gefegt und die beiden sind allein. Oder fast, denn Julias eigenartiger Stalker-Nachbar Angel (Carlos Areces) ist natürlich geblieben, um bei Julia „nach dem Rechten“ zu sehen. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, in einer Wohnung mit dem One-Night Stand und dem eifersüchtigen Nachbarn zu sitzen, während vor der Tür ein UFO parkt, klopft es an der Tür und Julias Freund Carlos (Raúl Cimas) verschafft sich Eintritt, um seine Liebste zu retten.

In seinem zweiten Film nach Timecrimes — Mord ist nur eine Frage der Zeit / Los cronocrímenes schafft Nacho Vigalondo einen Genremix aus romantischer Komödie und Science Fiction, wie man sie nicht alle Tage gesehen hat. Wie sich dabei die Alien-Invasion auswirkt, soll hier allerdings erwähnt werden, da es sonst zu starker Enttäuschung bei einigen Teilen des Publikums kommen könnte.

Die Alieninvasion macht hier nur eins, nämlich gar nichts. Sie ist allerdings einer der lustigsten und funktionstüchtigsten MacGuffins seit ihrer Erfindung durch Alfred Hitchcock. Die Außerirdischen, die dem Film ihren Titel geben, sind nämlich eher die Menschen.

Viel spannender ist, was Vigalondo vor dem Hintergrund einer potentiellen Apokalypse aus seinen Charakteren macht. Dabei erinnert seine Herangehensweise an Edward Garreths grandiosen Film Monsters. Extraterrestre ist ein Ensemblefilm, dessen absurd komisches und oftmals bitterböse gesellschaftskritisches Universum um die vier Protagonisten und deren Beziehungen kreist. Und um diese katastrophal zu gestalten, bedarf es letztendlich gar keiner Außerirdischen, denn das schaffen Menschen bekanntlich ganz alleine. Da genügen die üblichen menschlichen Abgründe, gespickt mit ein paar Lügen und einer hübschen kleinen Bedrohung von außen  — den UFOs am Himmel.

Dabei beginnt Vigalondo mit recht klassischen Mustern der romantischen Komödie zu arbeiten. Alle Charaktere passen in die auch sonst üblichen Schubladen, die im ersten Teil des Filmes detailliert ausformuliert werden. Doch wie heißt es so schön: Erst im Angesicht der Gefahr zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Und dabei zuzusehen macht unglaublichen Spaß.

Extraterrestrial

Der „Morgen danach“ ist meist kein guter Morgen. Nachdem Julio (Julián Villagrán) völlig verkatert in Julias (Michelle Jenner) Bett erwacht, denkt er, es könne eigenartiger nicht werden. Doch weit gefehlt. Ein Blick aus dem Fenster über die Dächer Madrids zeigt, dass die beiden wohl Einiges verpasst haben, denn direkt vor ihrem Haus schwebt ein riesiges UFO.
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