Extase

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Höchst experimentell

Narrativ kann man Extase nicht erfassen. Der Film erzählt keine Geschichte im eigentlichen Sinn. Er beginnt mit zwei Liebenden, Hugo (Swann Arlaud) und Jeanne (Astrid Bergés-Frisbey), die sich liebkosen, die miteinander schlafen – und das auf einem Bett inmitten alles verschlingender Schwärze. Es ist ein Raum ohne Hintergründe, ohne Mobiliar, eine Leinwand, auf die beide projizieren können, was ihnen durch den Kopf geht.
Im Fall von Jeanne ist das einiges. Sie hadert mit ihrer Spiritualität, mit ihrem Glauben, mit ihren Erinnerungen. Sie erzählt ihrem Liebhaber von ihren Träumen, von den Erlebnissen ihres Vaters, von Dingen, die nachhallen, aber ungreifbar sind. Dazwischen lieben sie sich.

Obschon der Film hauptsächlich im Bett spielt, ist er allerdings nicht spekulativer Natur. In erster Linie reden die beiden. Über die ganz großen Themen. Über das Sterben, das Leben, den Krieg – ihr Geist mäandert, ohne Ziel und ohne Plan. Das macht die knapp 70 Minuten Laufzeit durchaus zur Prüfung. Denn Extase hat nichts, an dem man sich festhalten kann. Man folgt entweder den irrlichternden Gedankensprüngen der Protagonisten, oder man bleibt außen vor.

Schwer zu sagen, ob Extase nun Kunst ist. Er wäre es gerne, das ist sicher. Sicher ist auch, dass er hochgradig experimentell ist. Ein Film, der im Grunde anmutet, als gehöre er auf eine Bühne. Der Minimalismus, die Konzentration auf zwei Menschen – nur unterbrochen von interviewartigen Einschüben mit Menschen, die Jeanne kennt oder von denen sie gehört hat – erleichtert es nicht unbedingt, sich auf dieses Werk einzulassen. Er ist, so könnte man mit böser Zunge behaupten, so etwas wie das dunkle Gegenstück zu Jean-Jacques Annauds Der Liebhaber. Auch dieser Film spielte sich fast nur in einem Schlafzimmer ab, er war jedoch erotischer, während Extase den Liebesakt zwischen Jeanne und Hugo eigentlich nur nutzt, um Existenzialismus vorzugaukeln, wenn die Liebkosungen des Paars mit Bildern des Krieges kombiniert werden.

Extase ist keine leichte Kost, im Grunde auch kein guter Film, aber nicht gänzlich uninteressant. Zumindest dann, wenn man sehen will, wie mit Form und Konvention des Erzählens gespielt wird. Letzten Endes ist Extase aber die Art Film, für die nur ein sehr kleines Publikum existiert. Die meisten werden sich gelangweilt abwenden.

Extase

Narrativ kann man „Extase“ nicht erfassen. Der Film erzählt keine Geschichte im eigentlichen Sinn. Er beginnt mit zwei Liebenden, Hugo (Swann Arlaud) und Jeanne (Astrid Bergés-Frisbey), die sich liebkosen, die miteinander schlafen – und das auf einem Bett inmitten alles verschlingender Schwärze. Es ist ein Raum ohne Hintergründe, ohne Mobiliar, eine Leinwand, auf die beide projizieren können, was ihnen durch den Kopf geht.
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