Exodus: Götter und Könige (2014)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Von Bildern erschlagen

„Ich liebe alles, was überlebensgroß ist.“ Mit diesen Worten wird Ridley Scott im Presseheft zu Exodus: Götter und Könige zitiert. Ein kurzer Blick auf die Filmografie des Regie-Altmeisters reicht aus, um dieses Selbstbekenntnis umgehend bestätigt zu finden. Ob in seiner pathetischen Kolumbus-Verfilmung 1492 – Die Eroberung des Paradieses, seinem Blut-und-Sandalen-Epos Gladiator oder dem Kreuzzugsabenteuer Königreich der Himmel, imposante Helden und monumentale Geschichten haben den Briten schon immer bewegt. Kein Wunder also, dass auch er sich anschickt, Hollywoods neu erwachtes Interesse an Bibelstoffen zu befeuern. Während sein Kollege Darren Aronofsky im Frühjahr der Noah-Figur eine Frischzellenkur verpasste, widmet sich Scott dem Propheten Moses, der, laut Überlieferung der Heiligen Schrift, das Volk Israel aus der ägyptischen Knechtschaft befreite. Eine große Tat, die der Regisseur in große Bilder gießt, dabei aber des Öfteren vergisst, dass ein mitreißender Film nicht nur aus grandiosen Schauwerten bestehen kann.

Ägypten im Jahre 1300 vor Christus: Der pragmatische General Moses (Christian Bale) zählt zu den engsten Vertrauten des Pharaos Seti (John Turturro) und rettet dessen Sohn Ramses (Joel Edgerton) auf dem Schlachtfeld das Leben. Als er vom Herrscher nach Pithom geschickt wird, trifft Moses auf den Israeliten Nun (Ben Kingsley), der ihm eröffnet, dass er selbst ein Hebräer sei. Eine Offenbarung, die der rational veranlagte Soldat als Lüge abtut, nur um kurz darauf erneut mit seiner wahren Herkunft konfrontiert zu werden. Denn nach dem Tod Setis übernimmt Ramses das Amt des Pharaos und erhält recht bald die Information, dass sein Berater Moses dem Sklavenvolk der Israeliten angehöre. Da er den Liebling seines Vaters ohnehin als Bedrohung für seine Macht ansieht, verbannt er ihn kurzerhand in die Wüste, wo Moses von einer Gruppe Ziegenhirten entdeckt wird. In ihrer Gemeinschaft lernt der Ausgestoßene die hübsche Zipporah (María Valverde) kennen, heiratet sie und führt nach der Geburt ihres Sohnes ein bescheidenes Familienleben, bis er eines Tages bei einem Unwetter Gott (in Gestalt eines Kindes!) begegnet und den Auftrag erhält, sein Volk zum Auszug aus Ägypten zu bewegen.

Ab und an blitzen sie auf. Momente, in denen man das Gefühl hat, Scott und sein Autoren-Quartett könnten den alttestamentarischen Erzählbausteinen ungeahnte Tiefe verleihen und so eine ambivalente Heldengeschichte auf den Weg bringen. Spannend ist beispielsweise die anfängliche Darstellung des Protagonisten, der zunächst als großer Skeptiker in Erscheinung tritt und von Glaube und Prophezeiungen nichts wissen will. Zu oberflächlich verläuft dann allerdings die Wandlung zum zupackenden Untergrundkämpfer von Gottes Gnaden. Augenblicke des Haderns und der Unsicherheit finden zwar hier und da Eingang in die Handlung, wirken letztlich aber eher wie alibimäßige Einschübe, die eine differenzierte Charakterzeichnung vorgaukeln sollen.

Ähnlich zwiespältig verfährt der Film mit Moses‘ Gegenspieler Ramses. Dessen moralische Zweifel ob der Verbannung seines alten Weggefährten werden mehrfach angedeutet. Und doch bleibt der Pharao die meiste Zeit der größenwahnsinnige, goldbehangene Machtmensch, der sich bestens als Klischee-Bösewicht eignet. Wirklich überraschend sind nur die Szenen, die Ramses als zärtlichen Vater im Umgang mit seinem kleinen Sohn zeigen und auf diese Weise eine der ergreifendsten Konfrontationen im Mittelteil vorbereiten. Jene Begegnung zwischen dem Despoten und Moses, die den Schlusspunkt unter die grausamen Plagen setzt, die Gott über das ägyptische Volk hinwegfegen lässt. Eben hier tritt die Verwunderung des bekennenden Agnostikers Scott zu Tage, der das im Alten Testament beschriebene Wüten des Schöpfers recht deutlich in Frage stellt.

Dominiert wird Exodus: Götter und Könige, wie zu erwarten war, von beeindruckenden Landschaftsaufnahmen (gedreht in den Wüstenregionen rund um Almería und auf Fuerteventura), überwältigenden Massenszenen und versiert eingefangenem Kampfgetümmel. Das alles freilich unter kräftigem Einsatz modernster Computertechnik. Atemberaubend und zugleich beängstigend fällt etwa die Beschreibung der biblischen Plagen aus, die als horrorfilmartige, auch akustisch eindringliche Katastrophenszenarien über den Zuschauer hereinbrechen. Ein blutgetränkter Nil, Schwärme aggressiver Stechmücken und nimmersatte Heuschrecken sind nur einige der Probleme, mit denen die Ägypter zu kämpfen haben und die einmal mehr den Eindruck erwecken, dass hier ein rachsüchtiger, alles andere als gütiger Gott am Werke ist. Erstaunlich wäre es nicht, wenn sich bei diesen Bildern so mancher gläubige Kinogänger erschrocken abwenden würde.

Überstrahlt werden von der Spektakel-Dramaturgie freilich nicht nur Moses und Ramses, sondern auch zahlreiche Nebenfiguren, was nicht zuletzt deshalb erwähnenswert ist, weil bereits vor Veröffentlichung des Films eine Diskussion darüber entbrannte, warum man in erster Linie hellhäutige Darsteller für das Epos verpflichtete, obwohl weiße Menschen im damaligen Ägypten eine Minderheit gewesen sein dürften. Die wenigen Sätze und bedeutungsschwangeren Blicke, die beispielsweise Hollywood-Größen wie Sigourney Weaver und Ben Kingsley hier von sich geben, hätten unbekannte Schauspieler anderer Herkunft sicherlich ebenso gut vortragen können. Weshalb Scotts Casting-Entscheidungen ein fader Beigeschmack nicht abzusprechen ist.
 

Exodus: Götter und Könige (2014)

„Ich liebe alles, was überlebensgroß ist.“ Mit diesen Worten wird Ridley Scott im Presseheft zu „Exodus: Götter und Könige“ zitiert. Ein kurzer Blick auf die Filmografie des Regie-Altmeisters reicht aus, um diese Selbsteinschätzung umgehend bestätigt zu finden. Ob in seiner pathetischen Kolumbus-Verfilmung „1492 – Die Eroberung des Paradieses“, seinem Blut-und-Sandalen-Epos „Gladiator“ oder dem Kreuzzugsabenteuer „Königreich der Himmel“, imposante Helden und monumentale Geschichten haben den Briten schon immer bewegt.

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Meinungen

sven · 02.01.2015

Man kann ein Buch nicht mit einem Film vergleichen' dass wusste ich schon mit 5. In Filmen wird so was grundsätzlich anders gestaltet, aber nicht weil sie die menschen an lügen wollen sondern ein Film auch andere Kriterien hat wieso man ihn anschaut. Wie spannung etc. Wer dass nicht versteht sollte nicht ins Kino oder sich insgesamt nicht vor den Fernsehen setzen. Weil wenn man ein Buch liest es immer besser ist. Aber wenn alle so schlau sind probiert erstmal ein Buch zum Film zu machen dass es sich über haupt im Kino oder so durchsetzt ist schon grlungen . nicht jeder Film landet im kino

papa · 28.12.2014

... als ich im Kino saß, ist mir durch den Kopf Gedanke gelaufen: "steuert die heutige Zivilisation vergleichbares Schicksal..."?

Unwichtig · 28.12.2014

Ich finde die Verbindung fehlender, grammatikalischer Fertigkeiten zur nicht vorhandenen visuellen und künstlerischen Wahrnehmung spezieller "Rezensenten" immer wieder amüsant.

Denn es sind meist diejenigen, die nicht mal EINEN Satz fehlerfrei formulieren können und sich gleichzeitig anmaßen, Ausnahmekünstler und Filmschaffende zu "kritisieren". Wäre doch mal eine Eigenreflektion wert...!?

Sir Ridley Scott IST und BLEIBT visuell und episch unantastbar.

Bleibt zu hoffen, dass wir irgendwann mit der existierenden, ungeschnittenen Fassung belohnt werden.

Ritter Jamal · 28.12.2014

Ihr braucht den Film net gucke,
Die verarschen die Leute!!!

Exi · 26.12.2014

Hat mir Spass gemacht. Ein echter Sandalenfilm mit tollen Schauwerte. Kann ich nur empfehlen.

munn rosita · 25.12.2014

Ich finde den Film eine Lachplat! Wie kann man den so viel dummes zeug filmen und auch noch veröffentlichen.
So viel lügen, wenn man ein Film drehen möchte über ein Buch , dann doch bitte so wie es in dem Buch steht .

Ganz schrecklicher dummer Film nicht zu empfehlen.