Evil Aliens

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Hart an der Grenze

Mein lieber Mister Singing Club, mit Evil Aliens gelingt Jake West (Drehbuch, Regie und Schnitt in Personalunion) das, was seinerzeit Peter Jackson mit seinem Streifen Bad Taste fabrizierte: Fun-Splatter, hart an der Geschmacksgrenze und sogar noch einen Deut darüber hinaus: Kult.
Jake West will Großes. Nicht umsonst hat er seinen Namen – wie ein John Carpenter es gerne macht – über den Titel setzen lassen. Jake Wests Evil Aliens also ist, dass muss man betonen, nichts für Zartbesaitete. Wer sich vor drei onanierenden Brüdern ekelt, die ein Pärchen beim Sadomasosex durch Löcher in den Wänden begaffen und danach Spuren an der Wand hinterlassen, wer zerstückelte Aliens bzw. Menschen nicht lustig finden kann, wer eine Mähdrescherfahrt, die zum „Ernten“ von Invasoren dient krank findet, oder wer mit gepfählten Schwulen nichts anfangen kann, sitzt hier im falschen Film. Abartigste Comic-Gewalt trifft auf hauchdünne Medienkritik, alberne Kostüme und unverhohlene Drogenverherrlichung.

Auf irgendeiner abgelegenen Insel vor Wales wird ein Pärchen nach dem Sex von den titelgebenden „bösen Außerirdischen“ entführt und auf widerlichste Art missbraucht (ja, man sieht alles!). Die Frau wird für gestört gehalten, als sie zur Polizei geht, der Kerl taucht nicht mal mehr auf (obwohl…). Gleichzeitig braucht TV-Moderatorin Michelle Fox (Emily Booth) dringend Quote, sonst wird ihre Mystery-UFO-Sendung abgesetzt. Da erscheint der kleine Artikel über oben erwähnten Vorgang wie ein Fingerzeig Gottes. Das muss die Rettung sein! Gemeinsam mit ihrem Kameramann-Lover, einem kiffenden Tonmann, einem nerdigen UFO-Spezialisten (großartig: Jamie Honeybourne) und zwei Möchtegern-Schauspielern macht sich Michelle auf nach Wales, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und zur Not mit besagten Schauspielern und etwas Firlefanz die Sache nachzustellen. Doch es kommt knüppeldick und das Schlachtfest, was einen erwartet, lässt Peter Jacksons zweite Goregranate Braindead fasst verblassen: Kettensäge, Rasentrimmer, Schrotflinte, Mähdrescher – alles dabei.

Viele Kritiker gingen mit Evil Aliens nicht gerade zimperlich um. Doch wie so oft, sollte man sich eine eigene Meinung bilden. Evil Aliens wird nicht nur seinem Namen gerecht (die E.T.’s sind wirklich fies), auch unterhält er vorzüglich. Jake West beweist nicht nur Timing-Sicherheit, was Gags und Effekte angeht, auch kann der Cast im gegebenen Rahmen überzeugen und werden zahlreiche Vorbilder (erwähnte Peter Jackson-Filme, Tanz der Teufel, etc.) mit Detailliebe zitiert. Die im Vorfeld heftig kritisierten, billig wirkenden Raumschiff-Effekte sind bei weitem nicht so mies, wie kritisiert. Es gab im Fun-Splatter-Genre schon weit Schlimmeres zu sehen. In Evil Aliens wechseln sich Western-Zitate mit überspitzten Klischees und bescheuerten One-Linern („Was in Gene Roddenberrys Namen ist das?“) ab. Fun-Splatter-Fans werden definitiv bestens bedient.

Evil Aliens

Mein lieber Mister Singing Club, mit Evil Aliens gelingt Jake West (Drehbuch, Regie und Schnitt in Personalunion) das, was seinerzeit Peter Jackson mit seinem Kult-Splatter Bad Taste fabrizierte.
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