Ettore Sottsass – Der Sinn der Dinge

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Der Formgeber

Im an Design-Innovationen nicht gerade armen 20. Jahrhundert zählt der 1917 geborene Ettore Sottsass ohne Frage zu den großen Gestalte(r)n, der mit seinen Formgebungen neue Wege eröffnet hat. Seine visuelle Sprache ist vor allem eine radikale Abkehr vom Diktat des „form follows function“, durch ihn ist die Welt des Design bunter, verspielter, vielfältiger geworden.
Sottsass studierte ab 1935 am Polytechnikum in Turin, wo er 1939 abschloss. Nach dem Ende seines Kriegsdienstes stieg er in das Architekturbüro seines Vaters ein, doch die Zusammenarbeit währte nicht lange, da der Filius nur wenig mit dem strengen und funktionalen Stil des Vaters anfangen konnte. Anfang der fünfziger Jahre gründete Sottsass ein eigenes Designstudio, in dem er sich nicht nur der Architektur, sondern auch dem Entwerfen von Keramik, Glas, Malerei, Schmuck-, Möbel- und Industriedesign, Büro-Einrichtungen und der Ausstattung von Ausstellungen widmete. „Es gibt keine Grenzen zwischen Architektur, Skulptur, Design und Malerei“, so hatte sich Sottsass einmal geäußert, und dieser Maxime blieb er sein Leben lang treu. Ab 1957 wurde der Designer künstlerischer Leiter des Unternehmens Poltronova, für das er Möbel und Leuchten entwarf, zu jener Zeit begann auch die intensive Beschäftigung mit dem Werkstoff Fiberglas. Bekannt wurde Sottsass aber vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem Schreibmaschinenhersteller Olivetti, deren Modell „Valentine“ heute zu den berühmtesten Design-Objekten des 20. Jahrhunderts zählen dürfte. Später distanzierte sich Sottsass von seinem Geschöpf und bezeichnete Valentine als „zu offensichtlich, wie ein Mädchen mit zu kurzem Rock und zu viel Make-up“. Die Zusammenarbeit mit Olivetti begann im Jahre 1958 und dauerte bis 1980 an – eine für beide Parteien äußerst fruchtbare Epoche, in der zahlreiche von Sottsass gestaltete Produkte in Serie gehen konnten.

1973 gründete der Designer eine alternative Schule für Gestaltung mit dem Namen „Global Tools“, zwei Jahre später folgte, gemeinsam mit seinen Kollegen Alessandro Mendini, Michele de Lucchi und Andrea Branzi, das Studio Alchimia, das sich als Brutstätte der Opposition gegen allzu formal ausgerichtetes Design verstand. Doch erst die Gründung der Gruppe Memphis im Jahre 1981, gemeinsam mit jüngeren Kollegen wie Matteo Thun und Aldo Cibic, machte den Gestalter endgültig über die Grenzen Italiens hinaus bekannt, die spielerischen Entwürfe der Gruppe wurden zum Synonym für den Design-Zeitgeist der achtziger Jahre und bildeten ein farbenfrohes und oftmals ironisch gebrochenes Statement des „State of the Art“ der Postmoderne in jenen Jahren. Heute befinden sich die Arbeiten von Ettore Sottsass längst in den wichtigsten Museen der Welt wie etwa im Museum of Modern Art in New York und im Centre Georges Pompidou in Paris.

Heinz Bütlers Film zeigt einen kreativen Unruhestifter, ohne dessen gewaltiges Werk das Design unserer Tage vollkommen anders aussehen würde, eine gelungene, vielstimmige, ironische und nachdenkliche Hommage an einen der wichtigsten Gestalter des späten 20. Jahrhunderts

Ettore Sottsass – Der Sinn der Dinge

Im an Design-Innovationen nicht gerade armen 20. Jahrhundert zählt der 1917 geborene Ettore Sottsass ohne Frage zu den großen Gestalte(r)n, der mit seinen Formgebungen neue Wege eröffnet hat.
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Meinungen

· 26.08.2007

Ein fach ein genialer Mensch.