Entre les Murs

Eine Filmkritik von Red.

Das Beste kommt zum Schluss?

Der letzte Wettbewerbstag in Cannes war vor allem geprägt von der Spannung auf Wim Wenders neuen Film Palermo Shooting, der erst kurz vor Beginn des Festivals fertig gestellt werden konnte. Von dem zweiten Bewerber Laurent Cantet erwartete kaum ein Journalist ein ernsthaftes Eingreifen in die Hierarchien eines durchwachsenen Wettbewerbs, der nur wenige Überraschungen aufzubieten hatte. Umso größer war deshalb die Überraschung, dass der französische Film dem Werk des deutschen Autorenfilmers weitgehend die Show stahl. Dabei klingt die Story von Entre les Murs / The Class auf den ersten Blick wenig reizvoll.
François (François Bégaudeau, der als Schriftsteller auch den Roman verfasste, auf dem der Film beruht) ist Lehrer an einer Schule in einem Problembezirk des 20. Arrondissements von Paris. Seine Klasse, die er unterrichtet, besteht aus 25 Teenagern im Alter von 13 bis 15. Und als wäre dieses Alter nicht bereits schwierig genug, stammen die Kinder aus verschiedensten Ländern, Kulturen und Ethnien – die Klasse gilt als „schwierig“. Doch François ist ein engagierter Lehrer, es geht ihm nicht nur darum, den Stoff durchzuziehen, sondern seinen Schülern auch elementare Werte wie Respekt und Toleranz zu vermitteln – in der oftmals gereizten Stimmung des Klassenzimmers eine ziemlich schwierige Aufgabe…

Lars-Olav Beier von Spiegel Online ist begeistert von Cantets Film und lobt ihn in den höchsten Tönen: „Ein kleines Wunder ist dieser Film. Dem Schauspieler Francois Begaudeau in der Hauptrolle und vielen Laien in den Nebenrollen gelingt es, den Zuschauer mitten hineinzuziehen in den kargen Klassenraum, in dem gut achtzig Prozent aller Szenen spielen. Wir teilen die Lust und die Last an der Sprache, wir wechseln zwischen dem Lehrer und seinen Schülern ständig die Seiten. Nie passiert in „Entre les Murs“ etwas Spektakuläres, nie wirkt der Film falsch oder überzogen – und doch ist er ungemein amüsant und tief bewegend.“

Manohla Dargis in der New York Times merkt zu Recht an, dass die Grundidee zu diesem Film nicht gerade neu sei und verweist auf Filme wie Dangerous Minds, „aber Herr Cantet attackiert dies mit Frische und Präzision und ohne jede Spur von Sentimentalität.“ Justin Chang von Variety schreibt, dass Entre les Murs / The Class „Laurent Cantets Rückkehr zu den scharf beobachteten sozialen Dynamiken und dem daraus resultierenden Charakterdrama“ bedeute, das bereits sein Debüt aus dem Jahre 1999 ausgezeichnet habe. Entre les Murs / The Class sei, so Chang weiter, „einer der substanziellsten und unterhaltsamsten Filme des diesjährigen Wettbewerbs.“ Auch Geoff Andrew von Timeout findet großen Gefallen an dem Film: „Alles klingt absolut ehrlich in diesem Film, und alles ist absolut fesselnd vom Anfang bis zum Ende.“ Und Mike Goodridge von Screen International findet den Film „so flüssig erzählt und anregend, wie zeitgenössisches realistisches Kino überhaupt nur sein kann.“

Entre les Murs

Der letzte Wettbewerbstag in Cannes war vor allem geprägt von der Spannung auf Wim Wenders neuen Film Palermo Shooting, der erst kurz vor Beginn des Festivals fertig gestellt werden konnte.
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Meinungen

Studentin X · 01.10.2008

Dieser Film wird heuer im Programm der Viennale 08 in Wien ausgestrahlt und ich freue mich schon sehr darauf, ihn zu sehen!