Endstation Prag

Eine Filmkritik von Falk Straub

Kafka lässt grüßen

Mads Mikkelsen Superstar. Wer an einen bekannten dänischen Schauspieler denkt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den 48-Jährigen nennen. Fans und Kennern des dänischen Kinos war Mikkelsen bereits vor seiner Rolle als Bond-Bösewicht Le Chiffre in Casino Royale ein Begriff. Endstation Prag aus dem Jahr 2006 zeigt Mikkelsens Talent fürs Dramatische an der Schwelle zu seinem internationalen Durchbruch.
In Endstation Prag spielt Mikkelsen den Anwalt Christoffer. Mit seiner Frau Maja (Stine Stengade) fährt er nach Prag, um den Leichnam seines verstorbenen Vaters nach Dänemark zu überführen. Christoffers Vater hatte die Familie vor 25 Jahren verlassen. Warum er dies tat, kommt Christoffer im Verlauf des Films auf die Schliche. Ein weiteres gelüftetes Geheimnis bringt schließlich Christoffers und Majas Welt ins Wanken. In Prag halten sie ein letztes Mal aneinander fest.

Regisseur Ole Christian Madsen setzt sein Familien- und Ehedrama in unruhigen Ellipsen in Szene. Gleich zu Beginn auf der Zugfahrt nach Prag blendet er häufig ins Schwarze, um (geringe) Zeitsprünge zu überbrücken. Auf der Tonspur verleihen Streicher dem (emotionalen) Ernst der Lage aufdringlich Nachdruck. Und noch ein weiteres Motiv wird gleich in den ersten Minuten eingeführt. Der in sich gekehrte und verschlossene Christoffer findet das gebuchte Abteil nicht. Auch später steht er immer wieder vor verriegelten Türen, bleibt orientierungslos. Sprachbarrieren führen zu komischen bis verstörenden Situationen – häufig mit einer verkanteten Kamera gefilmt. Der Handlungsort scheint mit Bedacht gewählt. In Endstation Prag grüßt Franz Kafka an allen Ecken.

Leider macht Madsen zu wenig daraus. Das Drama, das einige Kritiker zu Vergleichen mit Ingmar Bergman motivierte, erinnert allenfalls inhaltlich an den großen Schweden. Visuell kommt es eher wie ein Dogma-Film daher, in dem sich dank einer unruhigen Handkamera niemand ernsthaft Gedanken um einen gelungenen Schnitt machen muss. Wackelbild an Wackelbild lässt schließlich jeden noch so holprigen Cut gewollt aussehen. Das eingangs eingeführte kafkaeske Setting, das im Laufe der 92 Minuten eine befremdlich schöne Sequenz in der Leichenhalle beinhaltet, hält der Film nicht konsequent bis zum Ende durch. Selbst die großartig gegeneinander anspielenden Mikkelsen und Stengade können Endstation Prag nicht über das hinaus heben, was es ist: eine gelungene Fingerübung. Von Endstation Prag bleibt dem Zuschauer so eher das verschenkte Potenzial als der eigentliche Film in Erinnerung.

Endstation Prag

Mads Mikkelsen Superstar. Wer an einen bekannten dänischen Schauspieler denkt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den 48-Jährigen nennen. Fans und Kennern des dänischen Kinos war Mikkelsen bereits vor seiner Rolle als Bond-Bösewicht Le Chiffre in „Casino Royale“ ein Begriff. „Endstation Prag“ aus dem Jahr 2006 zeigt Mikkelsens Talent fürs Dramatische an der Schwelle zu seinem internationalen Durchbruch.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen