Emma (1996)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Liebesverbandlungen und Dialoggefechte à la Jane Austen

Es ist schon ein Phänomen, dass die Werke der britischen Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817) auch in ihren filmischen Umsetzungen, die in der Regel mit hochkarätigen populären Akteuren besetzt werden, derart erfolgreich sind. Das mag daran liegen, dass sie zugleich sehr ansprechend inszenierte, emotional turbulente Liebesgeschichten erzählen, aber auch eine wache Beobachtung der gesellschaftlichen Machtkonstellation jener Zeiten im besonderen Hinblick auf die Positionen der Frauen darstellen – eine Kombination, die durch die Einbettung der aparten Liebeswirren in widrige, doch entspannend ferne soziale Strukturen deren Dramatik angenehm erhöht. Zudem rückt das Schaffen Jane Austens und seine postkoloniale Rezeption auch immer wieder in den Fokus von Gender Studies, die in diesem Gegenstand ebenfalls ein fruchtbares Betätigungsfeld verorten. Emma vom US-amerikanischen Regisseur Douglas McGrath aus dem Jahre 1996, der auch das Drehbuch verfasste, gehört zu den beliebtesten Verfilmungen von Jane Austen Romanen und gewann 1997 einen Oscar für die Beste Musik von Rachel Portman und war in der Kategorie Bestes Kostümdesign von Ruth Myers nominiert.

Im ländlichen England zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebt die junge Emma Woodhouse (Gwyneth Paltrow), deren Mutter früh verstarb, mit ihrem Vater (Denys Hawthrone) ein sehr harmonisches, ruhiges Leben. Als ihre langjährige Erzieherin und hoch geschätzte Gesellschafterin heiratet und damit das Anwesen verlässt, stellt dies für die junge Frau einen starken Einschnitt in ihre behütete Lebenswelt dar, der mit einem erwachenden Interesse für das Territorium der Liebe einhergeht. Doch Emma, die eine lebhafte, von klugen Gesprächen geprägte Freundschaft mit dem häufigen und gern gesehenen Hausgast Mr. Knigthley (Jeremy Northham) verbindet, denkt dabei zunächst einmal gar nicht an sich selbst, sondern zeigt ein ungewöhnlich großes Interesse an den möglichen ehelichen Verbindungen in ihrer Umgebung, deren Bedingungen sich im Rahmen der gesellschaftlich Konventionen und Standespositionierungen ereignen. Im Gegensatz zu vielen Frauen, mit denen sie bekannt ist, spielt es für die wohlhabende Emma keine Rolle, durch Heirat eine gesicherte Existenz zu führen, so dass sie sich mit einigem Engagement darum bemüht, ihre weniger günstig situierte Freundin Harriet (Toni Collette) gut unter die Haube zu bringen. Doch es bleibt nicht aus, dass Emma dadurch ebenfalls in den Zirkel um Liebe und Konventionen verstrickt wird, zumal mit dem reizenden Mr. Churchill (Ewan McGregor) ein Mann das Szenario betritt, der ihr durchaus gefallen könnte, und auch ihre Freundschaft zu Mr. Knightley verschiebt sich in Regionen, die den gewohnten unschuldigen und unbefangenen Umgang miteinander in filigrane Erwärmungen überführen …

Wie bei Jane Austen Verfilmungen üblich, sind es vor allem die lebhaften, präzise und vielschichtig angelegten Dialoge der starken Charaktere, die die Dynamik der sorgfältigen Dramaturgie erzeugen. Zusammen mit der souveränen, engagierten Besetzung, der wunderschönen Umgebung und der aufwändig gestalteten Ausstattung muss das einfach einen gelungenen Film hervorbringen, der für ein großes Publikum aus unterschiedlichen Gründen sehenswert ist – wobei stark zu vermuten ist, dass dieses zum größten Teil aus Zuschauerinnen besteht. Die DVD enthält ein hübsch gestaltetes Booklet mit interessanten Texten zum Film, das über das Vergnügen an der ansprechenden Liebesgeschichte hinaus zur näheren Beschäftigung mit den gesellschaftlichen Hintergründen einlädt.
 

Emma (1996)

Es ist schon ein Phänomen, dass die Werke der britischen Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817) auch in ihren filmischen Umsetzungen, die in der Regel mit hochkarätigen populären Akteuren besetzt werden, derart erfolgreich sind.

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