Elysium (2013)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Ab 100 Millionen Dollar muss die Welt gerettet werden

Ihr da unten und wir da oben. Das typische Klassenkampf-Szenario erhält in Elysium eine wortwörtliche Komponente, weil die da oben diesmal tatsächlich oben sind. Auf Elysium, einer in Luxus schwelgenden Raumstation, die die zahlungskräftige Elite gegen die abgewrackte, überbevölkerte Erde abschirmt. Krankheitsfreie Poolparties vs. Dreck und Elend. Wer Regisseur Neill Blomkamps Debütfilm District 9 gesehen hat, weiß bereits jetzt, wo die Sympathieträger der Handlung zu finden sind.

Die Hauptfigur in Elysium ist Max (Matt Damon), ein einfacher Arbeiter, der eines Tages einen schweren Unfall erleidet und danach nur noch wenige Tage zu leben hat. Er wird angeheuert, einen korrupten Konzern-Boss (William Fichtner) zu kidnappen und möchte dafür nach Elysium – wo Eindringlinge sowohl erschossen werden als auch auf sofortige Heilung hoffen dürfen. Gleich nachdem sie der Menschheit ein besseres und gerechteres Leben ermöglicht haben.

Damon Lindelof hat kürzlich gesagt, dass ab 100 Millionen Dollar auf jeden Fall die Welt gerettet werden muss. Das trifft auf Elysium zu, der 130 Millionen Dollar gekostet hat, doch auch District 9 entwickelte bereits ein ganz ähnliches Szenario – das die Welt zu einem Slum macht, Klassen aufeinanderprallen lässt und trotz drastischer Schwarz-Weiß-Malerei, die die Möglichkeiten des erzählerischen Rahmens enttäuschend tief stapelt, als visionärer Science-Fiction-Hit gefeiert wurde.

Es scheint so, als wolle Neill Blomkamp, der hier auch das Drehbuch geschrieben hat, das Genre einerseits zu seiner revolutionären Hochzeit der siebziger Jahre zurückführen, und andererseits ein zeitgemäßes Ausrufezeichen in Sachen Action und Effekte setzen. Klassenkampf, eine pervertierte Gesellschaftsordnung und korrupter Kapitalismus, verpackt in hübsch glänzende CGI-Landschaften, aufgeschwemmt mit kinetischen Auseinandersetzungen vorzugsweise brutaler Natur.

An beiden Fronten hat Elysium einiges vorzuweisen und an beiden Fronten geht der Film letztendlich baden. Mit wehenden Fahnen, so ist es ja nicht, aber letztendlich doch so deutlich, wie es das Budget und die inhaltlichen District-9-Schatten vermuten ließen. Die Geschichte des Films bewegt sich auf arg grobem Terrain, das keinerlei Nuancen wagt, sondern lieber schematische Gegensätze predigt und dazu dürftig entwickelte Figuren vorantreibt. Matt Damon hat es da vergleichsweise noch gut getroffen, doch Jodie Foster (als lenkende Ministerin von Elysium) bleibt mal wieder ein blasser Stock und Sharlto Copley, der ganz viel Terror verbreiten darf, grunzt sich durch eine völlig freidrehende Parodie eines Bösewichts.

Man bleibt bei solchen Schablonen weitgehend außen vor und erfreut sich dafür an großen Bildern, die immer wieder staunen lassen. Kamerafahrten durch überfüllte Städte, die Sets von Elysium, eine Fülle visueller Ideen – der Film setzt sein Geld auch mal richtig ein und erinnert vom Look her schon wieder an District 9. Was man dabei allerdings schmerzlich vermisst, sind mehr Bilder der Bewohner von Elysium, die kaum zu sehen sind und doch so wichtig wären, um der Handlung etwas mehr Ambivalenz zu verpassen. Könnte es nicht vielleicht auch „nette“ Menschen dort oben geben, oder vielleicht sogar ein, zwei Gründe, warum die Erde doch nicht die allerletzte Wahl ist?

Wahrscheinlich ist der Film einfach zu groß für solche Exkursionen, sonst müsste man ja vielleicht sogar ein bisschen Action abschneiden – die selbstverständlich gegen Ende hin immer häufiger einschlägt und dabei nicht nur die Geschichte endgültig sommertauglich macht, sondern auch einen nicht zum ersten Mal anwesenden Mangel des Regisseurs offenbart: Neill Blomkamp kann einfach keine Action inszenieren – sondern wurschtelt viel zu oft mit verwackelter Handkamera, möglichst „nahen“ Bildern und einem hektischen Schnitt. Was die Kämpfe verflucht unübersichtlich macht und gleichzeitig der eigentlich gelungenen visuellen Ästhetik ein paar Zacken aus der Krone haut.

Elysium versucht zumindest den Spagat zwischen Inhalt und Krach, doch wenn dann am Ende ein menschliches Stahlskelett gegen einen schnaufenden Androiden antritt, ist’s halt doch wieder Essig mit der „brave new world“. Wenn man behauptet, dass im direkten Vergleich zu den sommerlichen Mitbewerbern hier sogar ein Funken Intelligenz im Spiel ist, sollte das nur bedingt als Empfehlung verstanden werden.
 

Elysium (2013)

Ihr da unten und wir da oben. Das typische Klassenkampf-Szenario erhält in „Elysium“ eine wortwörtliche Komponente, weil die da oben diesmal tatsächlich oben sind. Auf Elysium, einer in Luxus schwelgenden Raumstation, die die zahlungskräftige Elite gegen die abgewrackte, überbevölkerte Erde abschirmt. Krankheitsfreie Poolparties vs. Dreck und Elend.

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Meinungen

Thomas Malory · 27.08.2013

Der Film hat einen interessanten Grundgedanken (Konflikt der reichen Elite mit armen Einwanderern), schafft es aber nicht dies mit Inhalt zu füllen. Auch bleiben die Charaktere leblos. Stattdessen ist mindestens die zweite Hälte des Films eine reine Actionschlacht mit vielen wackligen Bildern und schlecht erkennbaren Detailaufnahmen. Die Protagonisten stecken alle schweren Verletzungen gut weg und sind schon bald wieder kampfbereit.
Selten einen so schlechten Film gesehen.