Eine Hochzeit und andere Kuriositäten

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein polnischer Blockbuster mit reichlich Wodka

Lässt man einmal die großen polnischen Filmemacher wie Krzysztof Kieslowski und Andrzej Wajda (Katyn) außer Acht, so wissen wir eigentlich herzlich wenig um die Filmszene in unserem östlichen Nachbarland. Dass nun mit Wojciech Smarzowskis Film Eine Hochzeit und andere Kuriositäten / Wesele gar ein polnischer Blockbuster der letzten Jahre den Weg auf unsere Leinwände findet, ist ein großer Glücksfall, zumal die mitunter recht derbe, aber immer treffende Komödie auch hierzulande ihre Fans finden dürfte. Und die angesprochenen Probleme des Films wie die grenzenlose Gier der Menschen ist beileibe kein rein polnisches Problem, sondern legt auch hierzulande den Finger auf die Wunde und desinfiziert diese mit einer Überdosis Wodka. Doch im Gegensatz zu den Filmfiguren, die alkoholbedingt von einer Katastrophe in die nächste schlingern, bleibt der Film ohne Nebenwirkungen auf den Zuschauer – abgesehen von einem leichten Muskelkater des Zwerchfells vielleicht.
Den so genannten „schönsten Tag im Leben“ haben sich Kaśka (Tamara Arciuch) und Janusz (Bartlomiej Topa) wohl ein klein wenig anders vorgestellt. Doch die Hochzeit der beiden ist neben den für polnische Hochzeiten typischen Unmengen Wodka vor allem vom nackten Chaos und unvorhergesehenen kleinen und großen Katastrophen geprägt. Schade für den Brautvater Wojnar (Marian Dziędziel), der die Festivität vor allem dazu nutzen wollte, um den zahlreichen Gästen seinen Wohlstand vorzuführen. Doch das Hochzeitsgeschenk, ein Audi TT, mit dem das frisch getraute Paar in die Flitterwochen nach Kroatien brausen soll, hat so seine Tücken: Denn der Vater der Braut weigert sich zum einen, seinen Anteil an dem großspurigen Geschenk zu bezahlen und zum zweiten erweist sich der schicke Luxussportwagen als gestohlen. Zu allem Unglück taucht während der Hochzeit auch noch der frühere Freund der Braut (Maciej Stuhr) auf, in den Kaśka noch immer verliebt ist, die Band weigert sich, zum Tanz aufzuspielen, bevor sie nicht bezahlt wurde, das Essen erweist sich als verdorben und schließlich ist auch noch die Braut spurlos verschwunden.

Was auf den ersten Blick als bitterböse Satire auf das postkommunistische Polen und bestechend aktuell wirkt, hat damit zwar auch zu tun, doch die Geschichte von der Dorfhochzeit, die unter dem Einfluss von viel Wodka aus dem Ruder läuft, hat in unserem Nachbarland eine lange Tradition. Im Jahre 1901 schrieb Stanislaw Wyspianski sein Theaterstück Wesele über die Hochzeit zwischen einem Krakauer Intellektuellen und seiner bäuerlichen Geliebten und schuf damit eine Art Nationaldrama, das heute noch viele Polen aus dem Stegreif zitieren können. Die Vorlage zu dem Theaterstück bildete übrigens eine reale Hochzeit, die des polnischen Dichters Lucjan Rydel (1870-1918) mit der Schwägerin des Malers Włodzimierz Tetmajer. 1973 brachte Andrzej Wajda das Stück unter dem Titel Wesele auf die Leinwand und feierte damit in seiner Heimat einen großen Erfolg, was Smarzowski mit seinem respektlosen und brandaktuellen Remake wiederholen konnte.

Natürlich ist Eine Hochzeit und andere Kuriositäten / Wesele eine vergnügliche, aber konventionelle Komödie , doch immer wieder blitzen bissige Seitenhiebe auf den Zustand der heutigen polnischen Gesellschaft und die Allmacht des Geldes auf, die aus diesem Film ein ebenso schwarzhumoriges wie unterhaltsames Vergnügen machen. Darauf einen Wodka. Mindestens.

Eine Hochzeit und andere Kuriositäten

Lässt man einmal die großen polnischen Filmemacher wie Krystzof Kieslowski, Andrzej Wajda außer Acht, so wissen wir eigentlich herzlich wenig um die Filmszene in unserem östlichen Nachbarland.
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Meinungen

peter · 02.05.2008

jo, das war endlich mal was wohltuend anderes - sehr schräger film. und meine güte, was können die polen trinken :)