Eine Familie

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine ganz normale Familientragödie

Auch wenn der Anfang etwas irritierte – eigentlich ist es logisch, dass ein Film über eine Familie mit einem Stammbaum derselben beginnt. Die Rheinwalds, von deren Geschick Pernille Fischer Christensen in ihrem Film En Familie / A Family erzählt, stammen von deutschen Einwanderern ab und haben es weit gebracht. Von Generation zu Generation haben sie sich weiter entwickelt und besitzen nun eine renommierte Bäckerei in Kopenhagen, die sich sogar mit dem Titel eines königlichen Hoflieferanten schmücken kann. In Dänemark ist das eine echte Auszeichnung.
Selbst wenn alles am Anfang leicht, heiter und sorglos erscheint, über den Rheinwalds schwebt der Schatten der Veränderung. Die älteste Tochter Ditte, die eine kleine Galerie in Kopenhagen besitzt, erhält ein Jobangebot aus New York und entdeckt kurz darauf, dass sie von ihrem Freund schwanger ist. Nur: Beides zusammen geht nicht, so dass sich das junge Paar entscheiden muss. Für oder gegen das Kind und für oder gegen New York. Und kaum ist diese Entscheidung gefallen, verändert sich wieder alles: Bei Dittes Vater, der gerade eben erst nach eine Chemotherapie wieder vollkommen gesundet erschien, werden drei Gehirntumore erkannt, die allesamt inoperabel sind. Doch wie geht es nun mit der Familie weiter? Wie mit den beiden Kindern aus erster Ehe und mit der neuen Beziehung des Vaters, der auch mit seiner zweiten Frau Sanne zwei Kinder hat? Und vor allem: Wer wird die Firma übernehmen, die der Stolz der ganzen Familie ist?

Eine Familie ist gediegenes Arthouse-Kino, das durchaus auch das Zeug dazu hat, demnächst auf deutschen Leinwänden zu laufen. Mit Sicherheit war dies einer der besseren Filme in einem Berlinale-Wettbewerb, der in diesem Jahr merkwürdig glanzlos schien. Allerdings gibt es auch an Pernille Fischer Christensens Film einige Kritikpunkte, die nicht verschwiegen werden sollen. Und die betreffen vor allem die Auswahl bzw. Platzierung der Filmmusik. Gerade in der Szene, als der soeben verstorbene Vater von einer Pflegerin und seiner zweiten Tochter bekleidet wird, wirkt der dort erklingende Popsong reichlich deplatziert und unangenehm emotionalisierend. In der ergreifendsten Szene des gesamten Films, wäre Stille ungleich effektiver gewesen.

Dennoch ist Eine Familie ungeheuer ergreifend erzählt und wirft ein bezeichnendes Licht auf eine Generation zwischen Selbstfindung und Etablierung, die sich zugleich mit dem Älterwerden (und damit zwangsläufig mit dem Tod) der eigenen Eltern auseinandersetzen muss. Das mag nun nicht unbedingt das wichtigste Thema der Welt sein, an der Realität vieler Kinozuschauer ist das aber schon verdammt nah dran. Und das tut – auch angesichts der gelungenen Inszenierung des Films und vieler tiefer Momente – einfach nur gut nach einem Wettbewerb, in dem wir neben den Sorgen und Nöten rumänischer Gefängnisinsassen, argentinischer Hausfrauen und russischer Metereologen eigentlich recht wenig über uns erfahren haben. Vielleicht ist Eine Familie nicht unbedingt der beste, aufregendste und innovativste Film des Wettbewerbs – er ist aber ohne Zweifel einer jener Film, die am meisten berührt haben.

Eine Familie

Auch wenn der Anfang etwas irritierte – eigentlich ist es logisch, dass ein Film über eine Familie mit einem Stammbaum derselben beginnt. Die Rheinwalds, von deren Geschick Pernille Fischer Christensen in ihrem Film „En Familie“ / „A Family“ erzählt, stammen von deutschen Einwanderern ab und haben es weit gebracht.
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Meinungen

Elke · 01.03.2011

Ein Film der unter die Haut geht. Der Vater erkrankt an Krebs und die Erkrankung wird zur Belastung für die ganze Familie. Mit guter Musik und sehr guten Schauspielern.