Ein besseres Leben

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Als der Koch Yann (Guillaume Canet), der in einer Schulkantine arbeitet, sich erfolglos in einem Restaurant um eine gehobene Stellung bewirbt, kann er zumindest die hübsche Kellnerin Nadia (Leïla Bekhti), die aus dem Libanon stammt und mit ihrem neunjährigen Sohn Slimane (Slimane Khettabi) nun in Paris lebt, für eine letztlich ins Amouröse mündende Verabredung gewinnen. Aus den beiden wird rasch ein Paar mit ganz konkreten Plänen für eine bessere Zukunft, denn Yann will ein eigenes Restaurant eröffnen und findet auch bald eine geeignet erscheinende Lokalität dafür, die allerdings noch entsprechend umgebaut werden muss. Dazu fehlen aber die pekuniären Mittel, so dass Yann und Nadia sich um einen Bankkredit bemühen, wobei sie jedoch bereits vorhandene Schulden wohlweislich verschweigen. Doch die fragilen Finanzen nehmen überhand und schlagen sich auch zunehmend in persönlichen Konflikten nieder, und schließlich verlässt Nadia, die von einem gut bezahlten Job im kanadischen Montreal träumt, mit Slimane die Wohnung und die Beziehung, und Yann bleibt allein im existenziellen Chaos zurück.
Ein besseres Leben von Cédric Kahn wurde beim Toronto International Film Festival 2011 uraufgeführt, anschließend auf weiteren Festivals weltweit gezeigt sowie ein paar Mal nominiert, und beim Festival Internazionale del Film di Roma erhielt Hauptdarsteller Guillaume Canet den Preis als Bester Schauspieler. Der Film war zunächst in den kanadischen Kinos, später auch in Frankreich und Belgien sowie anschließend in anderen Ländern zu sehen, während er in Deutschland 2013 direkt auf DVD erschien, aber insgesamt eher marginal rezipiert wurde. Durchaus zu Unrecht, denn die Geschichte zweier einsamer Seelen mit wenig Glück im Dasein, unübersichtlichem finanziellen Elend und ständig auf der Suche nach einer besseren Existenz verharrt nicht etwa in dieser Konstellation, sondern verschiebt sich in ihrem weiteren Verlauf zu einer schwierigen, doch ebenso tragfähigen wie bewegenden quasi Vater-Sohn-Beziehung der leisen Töne, die im Grunde das Hauptthema des Films markiert.

Eine Weile nach ihrer Trennung sucht Nadia Yann auf und bittet ihn um einen großen Gefallen: Ihr Wunsch, in Kanada zu arbeiten, nimmt mittlerweile offenbar konkrete Formen an, doch der für sie zunächst noch vagen Situation dort will sie Slimane nicht aussetzen, sondern ihren Sohn derweil lieber bei Yann unterbringen, für ein paar Wochen, bis sie in Montreal Fuß gefasst hat. Trotz reichlich eigener Unabwägsamkeiten nimmt Yann Slimane in seine Obhut, weder ahnend, dass er bereits bald nicht einmal mehr genug Geld für das tägliche Brot hat, noch, dass Nadia sich zwar anfänglich noch melden wird, aber den Termin für Slimanes Reise nach Kanada ständig erneut verschiebt. Die Tage, Wochen und Monate verstreichen, und es kommt keine Nachricht von Nadia mehr, während sich die bösen Botschaften in Paris häufen. Als Slimane längere Zeit in der Schule fehlt, drohen sich auch noch die Behörden einzuschalten, denn auch bezüglich der rechtlichen Seite hat Nadia nicht vorgesorgt, und Yann ist nicht einmal mit ihrem Sohn verwandt, auch wenn sich zwischen ihnen eine starke Bindung gebildet hat …

Ein besseres Leben handelt von der grundsätzlichen Sehnsucht und dem Streben des Menschen, sich aus einer unzufriedenen bis unglücklichen Situation hinaus zu erheben und in günstige Gefilde aufzuschwingen. Wie unwegsam, schwierig und auch gefährlich sich dieser Aufbruch am Rande und inmitten von krummen Touren, Illegalität und gar Kriminalität gestalten kann, zeigt der Film auf eindringliche Weise, ohne dabei die humanistische Perspektive zu vernachlässigen, die für Verständnis mit der überwiegend verborgenen Verzweiflung der Protagonisten wirbt.

Auch das Territorium von Migration und Fremde wird berührt, doch es ist die besondere, ganz persönliche Beziehung zwischen dem letztlich orientierungslosen Koch und dem entwurzelten, verlassenen kleinen Jungen, auf die sich der Film allmählich fokussiert und die sich mit ihren dezenten Symbolismen im Blick des Betrachters festsetzt. Das reichlich ambivalente Ende der Geschichte, an dem das Ausmaß der Katastrophe sichtbar wird, markiert jedoch zugleich geradezu zwangsläufig einen neuen Anfang, und in dieser Ausweglosigkeit aus den entstandenen Verbindungen, die sowohl die Frau und den Mann als auch das Kind betrifft, liegt eine beunruhigende, profane Weisheit, die noch kräftig nachwirkt.

Ein besseres Leben

Als der Koch Yann (Guillaume Canet), der in einer Schulkantine arbeitet, sich erfolglos in einem Restaurant um eine gehobene Stellung bewirbt, kann er zumindest die hübsche Kellnerin Nadia (Leïla Bekhti), die aus dem Libanon stammt und mit ihrem neunjährigen Sohn Slimane (Slimane Khettabi) nun in Paris lebt, für eine letztlich ins Amouröse mündende Verabredung gewinnen.
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