Ediths Glocken - Der Film

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Neuköllner Comedy als Film auf der großen Leinwand

Es ist kurz vor Heiligabend im Berliner Bezirk Neukölln. Die befreundeten Nachbarinnen Brigitte „Biggy“ Wuttke (Biggy van Blond), Edith Schröder (Ades Zabel) und Jutta Hartmann (Bob Schneider) treffen auf eine vorweihnachtliche Plauderei in Biggys knallbuntem Leggins-Lädchen zusammen. Während ein Männerpärchen dort gleichzeitig – von Biggy hektisch voreinander versteckt – auf den letzten Drücker ein verschärftes Geschenk für den Liebsten sucht, herrscht bei den drei Damen zunächst eher Weihnachtsfrust. Das ändert sich allerdings, als Biggy die Idee aufbringt, doch dieses Jahr schlichtweg gemeinsam zu feiern. Nach dem ersten, empörten Sträuben lädt Edith ihre Freundinnen schließlich zu sich nach Hause zu einem klassischen Weihnachtsschmaus ein, und nun laufen die Vorbereitungen dafür auf Hochtouren.
Wer ohne Vorkenntnisse die satirisch reichlich überdrehte Szene-Welt dieser drei Travestie-Grazien in Ediths Glocken – Der Film sichtet, wird schonungslos in das schnodderige Neukölln-Universum des Stücks Wenn Ediths Glocken läuten von Ades Zabel & Company am Berliner BKA-Theater geschleudert, das in diesem Jahr als „Vol. 13“ dort aufgeführt wird. Während die zahlreiche Anhängerschaft dieses schrägen Comedy-Programms längst mit den einschlägigen Akteuren und ihren zuverlässig lasziven Witzen und Witzchen vertraut ist, wird dieses Stück in seiner Filmadaption nunmehr auch auf die großen Kinoleinwände ausgewählter Lichtspielhäuser losgelassen, vom Verleih der Edition Salzgeber präsentiert. Dass es dabei weniger besinnlich, sondern eher schrill bis sozial- und konsumkritisch zugeht, versteht sich von selbst.

Kann man einer Freundin zu Weihnachten einen Vibrator als Geschenk verehren? Biggy und Edith können und so stürzen sie sich in die entsprechende Abteilung eines allseits bekannten und höchst beliebten Kaufhauses, um einen für die liebe Jutta zu erwerben. Die immense Ausgabe dann jedoch scheuend, stehlen die beiden kurzerhand das teure Spielzeug und werden prompt vom hauseigenen Detektiv Herr Grabschbach (Stefan Kuschner) erwischt. Dieser, offensichtlich entzückt, nun ausgerechnet derart reizende Diebinnen am Schlafittchen zu haben, droht den beiden mit lebenslangem Hausverbot, was sichtlich Wirkung zeigt. So willigen Biggy und Edith letztlich sogar ein, dem schaufreudigen Lüstling eine heiße Show zu liefern, damit er sie ungestraft davonkommen lässt – und werden fürchterlich intim miteinander …

Als die Damen dann Heiligabend bei Edith zum Fest eintreffen, zu dem auch noch die kleine Ilonka (Stefan Kuschner) aus Biggys Verwandtschaft kommen soll, passe doch ein Kind wunderbar zu Weihnachten, stellt sich jedoch keineswegs feierliche Harmonie ein. So wie Ediths Glocken – Der Film eine Low-Budget-Produktion ist, hauptsächlich durch Crowdfunding finanziert, so hat auch Edith ihr angekündigtes Festessen samt edlem Lidl-Trunk mit den geringsten Mitteln bestritten, was erst einmal für gehörigen Unmut sorgt. Es zeigt sich, dass diese illustre kleine Nischenclique im weihnachtlichen Ambiente wohl gar nicht mal so weit von der Mehrheitsgesellschaft entfernt ist, denn auch hier herrschen den Klischees nach festgemäße Streitigkeiten sowie Enttäuschungen über die doch liebevoll zugedachten Geschenke vor, und es weihnachtet recht mäßig zum Fest der Liebe.

Mit wenig überraschenden Neuschöpfungen im einschlägigen Gag-Etat, doch herzallerliebst und mit Verve vortragend, tummeln sich diese Protagonisten der Travestie-Szene tapfer durch ihre alltäglichen und weihnachtlichen Turbulenzen. Ansprechend schrill mit extraordinären Details ausgestattet, schafft die Milieu-Komödie ein abgefahrenes Ambiente der seichten, egozentrischen Herzlichkeit, passend zum Festrummel, doch eben der so ganz anderen Art. Derbe, in mindestens angedeuteten Obszönitäten getränkte Heiterkeit nimmt nicht nur die üblichen und die geradezu schwulenspezifischen Klischees aufs Korn, sondern ebenfalls die Tücken und Macken der eigenen Szene, die hier fröhlich ihren prätentiösen Leidenschaften frönt. Was für die einen im Spielfilmformat lästige Längen sein können, werden andere wohl wiederum als das ausführliche Zelebrieren der (Miss-)Stimmungen begrüßen. Ist Ediths Glocken – Der Film auch sicherlich zuvorderst ein Weihnachtsgeschenk an die Fan-Gemeinde und gleichzeitig ein Feiern der Macher selbst, hat er dennoch das zünftige Zeug, auch so manch anderen Besinnlichkeitsmuffel wohlig zu unterhalten.

Ediths Glocken - Der Film

Es ist kurz vor Heiligabend im Berliner Bezirk Neukölln. Die befreundeten Nachbarinnen Brigitte „Biggy“ Wuttke (Biggy van Blond), Edith Schröder (Ades Zabel) und Jutta Hartmann (Bob Schneider) treffen auf eine vorweihnachtliche Plauderei in Biggys knallbuntem Leggins-Lädchen zusammen. Während ein Männerpärchen dort gleichzeitig – von Biggy hektisch voreinander versteckt – auf den letzten Drücker ein verschärftes Geschenk für den Liebsten sucht, herrscht bei den drei Damen zunächst eher Weihnachtsfrust.
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