Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Familientherapie

Sich mit einem modernen Klassiker der amerikanischen Literatur zu vergleichen, scheint vermessen. Roberto Faenzas Drama Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist, nach einem Roman von Peter Cameron, geht dieses Wagnis dennoch ein und scheitert.
Vor seinem ersten Jahr am College hat James Sveck (Toby Regbo) weder seine Sexualität noch jedweden Sinn in seinem Dasein gefunden. Auf der Suche nach Antworten irrt der 17-jährige Einzelgänger in den Sommerferien durch New York. Svecks Großmutter Nanette (Ellen Burstyn) und die Lebensberaterin Hilda (Lucy Liu) sind James‘ einzige ernsthafte Ratgeber auf seinem Weg durch die Wirren seiner Jugend.

Regisseur Roberto Faenza inszeniert seinen Film mit sommerlicher Frische. Sein Kameramann Maurizio Calvesi fängt das warme Licht am Hudson wunderbar ein und entführt das Publikum an Ecken der Metropole, die es (so) noch nicht gesehen hat. Das beschwingte Drama, in der ein therapiebedürftiger und als exzentrisch geltender Jugendlicher letztlich seine exzentrische Familie therapiert, erinnert nicht nur inhaltlich an J.D. Salingers Roman Der Fänger im Roggen. Der deutsche Vertrieb des Films wirbt auch gleich mit einem Vergleich der beiden Werke. James Sveck sei „ein postmoderner Holden Caulfield“ ist auf dem Cover der Blu-ray zu lesen. Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist sei ein „Fänger im Roggen für das 21. Jahrhundert“.

Mit diesem Vergleich erweist der Vertrieb dem Film keinen Gefallen. Denn trotz eines charismatischen Hauptdarstellers, der die 99 Minuten Laufzeit durchaus trägt, fehlt es dem Drama insgesamt an Biss. Das liegt vor allem am Drehbuch. Den anderen Figuren ermangelt schlicht die nötige Tiefe. Auch die entscheidenden Reizpunkte lässt das Skript vermissen. Für eine Familie voller Exzentriker sind die Marotten und Neurosen von James‘ Vater (Peter Galagher), Mutter (Marcia Gay Harden) und Schwester (Deborah Ann Woll) dann doch zu gewöhnlich. Für einen Film um einen selbstmordgefährdeten Jugendlichen ist dieser dann doch zu gut drauf. Und so plätschert Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist gemächlich dahin, vermag es aber auch nicht, dem Publikum Genuss an diesem Dahinplätschern zu vermitteln.

Wer einen Holden Caulfield des 21. Jahrhunderts sucht, sollte bis auf Weiteres lieber zu Burr Steers Igby (2002) greifen.

Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist (Blu-ray)

Sich mit einem modernen Klassiker der amerikanischen Literatur zu vergleichen, scheint vermessen. Roberto Faenzas Drama „Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist“, nach einem Roman von Peter Cameron, geht dieses Wagnis dennoch ein und scheitert.
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