Dracula 3D (2012)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Trash in 3D

Bei Dario Argento fragt man sich ja immer insgeheim, ob er es einfach nicht besser kann oder ob er einfach nicht will. Wie auch immer, sein neuestes Werk Dracula 3D liefert eigentlich genau das was man erwartet: feinstes italienisches Trashkino. Neu ist eigentlich nur, dass es Trash jetzt auch in stereoskopischem 3D gibt.

2010 kam Argento auf die Idee, den klassischen Stoff zu verfilmen. Und zwar ohne große Neuerungen, aber in 3D, damit die „jungen Leute“ auch Zugang zu diesem Literaturklassiker haben.

Erstaunlicherweise bieten die 3D Effekte, im Gegensatz zu vielen anderen Filmen auf dem derzeitigen Markt, tatsächlich einen Mehrwert, denn sie sind so schlecht, dass sie den Trashfaktor schlichtweg verdoppeln. Dass 3D viele Probleme mit sich bringt, hatte Argento bei den Proben schon bemerkt. Trotzdem, er ließ nicht locker und stellte ein italienisches (!) Team zusammen, das eine Qualität bieten wollte, wie der Zuschauer sie aus Hollywood-Großproduktionen gewohnt ist.

Leider hat das absolut nicht geklappt. Die Effekte sehen aus, als hätte ein Praktikant mit Scherenschnitttechniken Raumebenen zusammengepappt. Ständig stehen oder hängen Sachen im Bildvordergrund, am liebsten sind es Knoblauchzehen, um verschiedene Raumtiefen zu erarbeiten. Dass schnelle Kamerabewegungen und Schwenks bei 3D Aufnahmen fast gar nicht funktionieren, hat man wohl auch erst nach der Hälfte des Drehs bemerkt. Ansonsten bemüht sich der Film immer mal wieder, ein bisschen Kino der Attraktionen zu bieten. Hier und da fliegen Insekten auf einen zu, es rennen heulende Wölfe in den Bildvordergrund oder — und das fand im Publikum dann doch viel Anklang — wackeln ein paar nackte Brüste auf der Leinwand.

Aber auch die Aussage, der Stoff würde originalgetreu verfilmt werden, ist relativ weit hergeholt. Denn Argento versucht wirklich alles, um aus den Untoten noch ordentlich Exploitation-Kino herauszukitzeln. So verwandelt sich Graf Dracula (sehr blutleer gemimt von Thomas Kretschmann) mal in eine Eule, dann wieder in einen Wolf, einen Fliegenschwarm und am Schluss sogar in eine der albernsten computeranimierten Heuschrecken der bisherigen Filmgeschichte.

Dazu dudelt Musik, die klingt, als hätte jemand seinen iPhone Klingelton „spooky“ dazu eingespielt. Ansonsten passiert nicht allzu viel. Rutger Hauer darf ein bisschen mitspielen, Asia Argento, die Tochter des Regisseurs, zieht mal wieder blank. Fast wartet man auf ein Udo Kier-Cameo. Aber der hatte wohl gerade keine Zeit. Ansonsten wird gemetzelt was das Zeug hält, es ploppen Augen, Köpfe rollen und es fließen Unmengen an Blut. Komischerweise kommt das meiste davon aus den Untoten, die ja klassischerweise eher nicht mehr bluten. Argento muss sich wohl gedacht haben, dass wenn diese neuerdings schon in der Sonne glitzern, dann können sie jetzt auch bluten. Und zwar ordentlich. Soviel also zur originalgetreuen Umsetzung.

Natürlich gibt es hier und da auch die üblichen Selbstreferenzen und eine Prise Ironie. Doch auch wenn sich Dario Argento große Mühe gegeben hat, seinem Ruf treu zu bleiben und gutes schlechtes Kino abzuliefern, ein bisschen langweilig ist Dracula 3D schon. Selbst bei aller B-Movie-Liebe und Hang zum Trashigen, schöner wäre es gewesen, er hätte sich nicht so auf Spezialeffekte konzentriert, sondern auf sein eigentliches Handwerk.
 

Dracula 3D (2012)

Bei Dario Argento fragt man sich ja immer insgeheim, ob er es einfach nicht besser kann oder ob er einfach nicht will. Wie auch immer, sein neuestes Werk „Dracula 3D“ liefert eigentlich genau das was man erwartet: feinstes italienisches Trashkino. Neu ist eigentlich nur, dass es Trash jetzt auch in stereoskopischem 3D gibt.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen