Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben

Kubrick at his best

Im Jahr 1963, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, befiehlt der paranoide Brigadegeneral Jack D. Ripper (= Jack the Ripper, Sterling Hayden) seinem Fluggeschwader den Angriff auf die Sowjetunion. Damit der Befehl nicht widerrufen werden kann, lässt er seinen Stützpunkt abriegeln und die Bomberpiloten auf eine codierte Kommunikationsfrequenz wechseln. Im Pentagon diskutiert ein Krisenstab die Konsequenzen dieses nuklearen Ernstfalles. Für General „Buck“ Turgidson (George C. Scott), steht fest, dass die Piloten ohnehin nicht mehr rechtzeitig aufgehalten werden können, so könne man gleich das gesamte amerikanische Atomwaffenarsenal hinterherschicken, um mit den „Russen ein für alle Mal Schluss zu machen“.
US-Präsident Merkin Muffley (Peter Sellers) zieht es allerdings vor, mit dem russischen Botschafter Alexi de Sadesky zu verhandeln. Während sie gemeinsam versuchen, den Generalsekretär der KPdSU ans Telefon zu bekommen, bereitet man sich in den Cockpits der B-52-Bomber mit texanischem Patriotismus auf den Abwurf der Nuklearwaffen vor. Als man endlich den angetrunkenen Sowjet-Premier ans Telefon bekommt, erklärt dieser, dass kurz zuvor eine Weltvernichtungsmaschine installiert worden sei, die auf einen nuklearen Angriff mit einem automatischen Gegenschlag reagiert. Als der abgeriegelte Stützpunkt von Infanterietruppen gestürmt werden kann, hat sich General Ripper erschossen. Zuvor jedoch hat er dem britischen Austauschoffizier Captain Mandrake (Peter Sellers zum zweiten) einen verschlüsselten Hinweis gegeben, wie der Rückholcode der Flugzeuge lauten könnte.

Allerdings fehlt das Kleingeld für einen Anruf und so erreicht die Nachricht das Pentagon zu spät. Inzwischen ist eine der B-52 von einer Rakete der russischen Luftabwehr getroffen worden und hat dabei ihre Kommunikationseinheit eingebüßt. Ihr Pilot, Major T.J. „King“ Kong (Slim Pickens), öffnet per Hand den defekten Bombenschacht seiner Maschine und reitet auf einer Atombombe seinem sibirischen Ziel entgegen. Während der automatisierte nukleare Gegenschlag anrollt, erscheint der gelähmte deutsche Wissenschaftler Dr. Seltsam (Peter Sellers zum dritten) im Pentagon und unterbreitet den Politikern und Militärs seine Überlegungen für das Überleben einer handverlesenen Schar von Herrenmenschen. Nur mit Mühe kann er dabei den Hitlergruß unterdrücken. Zu den Klängen eines trostspendenden Schlagers blitzt unterdessen draußen ein Atompilz nach dem anderen auf.

Stanley Kubricks bitterböse und zynische Kriegssatire, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges entstanden, ist ein Kommentar zur Logik der Vernichtung, wie er treffender nicht sein könnte. Die martialischen Reden und der knatternde Patriotismus aller Beteiligten, gemischt mit einer überlebensgroßen Portion Paranoia, erinnert merkwürdig treffsicher an die aktuellen Geschehnisse rund um den „Kampf gegen den Terrorismus“. Auch heute noch unübertroffen ist die Dreifachrolle von Peter Sellers sowie der Bombenritt von Slim Pickens, von dem die Legende behauptet, Kubrick habe ihm nicht gesagt, dass der Film eine Satire sei, weswegen die Ansprache an die Bomberbesatzung wohl auch die nötige Authentizität habe. Ein Meisterwerk der Kinos.

Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben

Im Jahr 1963, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, befiehlt der paranoide Brigadegeneral Jack D. Ripper (= Jack the Ripper, Sterling Hayden) seinem Fluggeschwader den Angriff auf die Sowjetunion.
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