The Door in the Floor - Die Tür der Versuchung

Die Komik des Daseins

Eigentlich hatte sich der 17-jährige Eddie (Jon Foster) seinen Ferienjob bei Ted Cole (Jeff Bridges), dem berühmten Kinderbuchautoren, etwas anders vorgestellt: Etwas glamouröser vielleicht und auch ein wenig kreativer. Doch der zeigt wenig Interesse am schriftstellerischen Nachwuchs und benutzt diesen stattdessen als Chauffeur, da er selbst seinen Führerschein versoffen hat – Künstler eben. Geplagt von einer monströsen Schreibblockade stürzt sich der Autor lieber auf Aktzeichnungen, die er selbstverständlich von einem lebenden Modell (Mimi Rogers) inspirieren lässt. Immerhin ist Coles ätherische Ehefrau Marion (Kim Basinger) dem Knaben zärtlich zugeneigt, und so beginnt ein sanftes Spiel der Verführung, in dem die lethargische Frau mehr und mehr zum Leben erwacht. Auch von ihr erfährt Eddie keinerlei Anleitung in Sachen schreiben, wird aber immerhin schließlich in die Kunst des Liebesspiels eingeführt. Auch nicht schlecht. Die kleine Tochter Ruthie allerdings findet kaum die Beachtung ihrer Mutter und dient ihrem Vater lediglich als Inspirationsquelle für seine Bücher.
Doch hinter dem munteren Reigen verbirgt sich eine Geschichte tiefer Tragik, denn die Gründe für die sicht- und spürbare Entfremdung der Coles liegt im Jahre zurückliegenden Tod ihrer Söhne, die durch einen Unfall starben. All ihr Tun und ihr Handeln wird von diesem Ereignis überschattet, tastend und vollkommen desorientiert versuchen sie lediglich, den Anschein von Leben aufrecht zu erhalten und zu überleben, einen Modus zu finden, mit dem das Leben mit dieser Belastung überhaupt möglich wird.

Was am Anfang wie eine elegante Ehebruchskomödie mit reichlich skurrilen Gestalten daherkommt, entfaltet im Laufe der behutsamen und pointierten Erzählung seine ganze Kraft. Stellvertretend für die Ahnungslosigkeit der Zuschauer von den wahren Hintergründen der Familie Cole entdeckt der junge, naive Eddie erst nach und nach die Hintergründe und Motive für die zuerst nur seltsam erscheinenden Schrullen und Marotten der Coles und wird unbewusst zum Katalysator für das Ausbrechen aus einem Gefängnis von Trauer, Schuld und vergeblicher Hoffnung.

Eines vorweg: The Door in the Floor ist keine werkgetreue Adaption von John Irvings Bestseller-Roman Witwe für ein Jahr, sondern behandelt nur Motive aus diesem Buch. Bewusst hat der Regisseur und Drehbuchautor Todd Williams darauf verzichtet, das Gesamtwerk zu verfilmen, er behandelt vielmehr nur einen Erzählstrang aus dem überaus komplexen Werk. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen müssen Irving-Fans nicht enttäuscht sein, denn es gelingt Williams hervorragend, die Tonalität und den skurrilen Witz des Autors einzufangen, ohne sklavisch einfach nur nachzuerzählen. Die beiden Hauptdarsteller Jeff Bridges und Kim Basinger präsentieren sich in Höchstform und geben dem diffizilen Balanceakt Halt, Charisma und Glaubwürdigkeit. Trauer, Komik und Lebensfreude halten sich wundervoll die Waage, das eine gehört genauso selbstverständlich zum Leben dazu wie das andere und der Tod ist – typisch für Irving – ein beständiger Begleiter, dessen Allgegenwärtigkeit wir zwar verdrängen, aber niemals negieren können.

Ein wunderbarer Film über das Leben, den Tod und die Jagd nach dem kleinen Glück im großen Leid.

The Door in the Floor - Die Tür der Versuchung

Eigentlich hatte sich der 17-jährige Eddie (Jon Foster) seinen Ferienjob bei Ted Cole (Jeff Bridges), dem berühmten Kinderbuchautoren, etwas anders vorgestellt: Etwas glamouröser vielleicht und auch ein wenig kreativer.
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