Don Camillo und Peppone

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Samstag, 26. Januar 2013, WDR, 12:50 Uhr

In dem Städtchen Brescello in der Po-Ebene tobt nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein köstlich komischer Kampf um Wohl und Wehe der dort ansässigen Seelen beziehungsweise Genossen, geführt vom rustikalen Pfarrer Don Camillo (Fernandel) und dem gerade gewählten kommunistischen Bürgermeister Peppone (Gino Cervi), zwei einstigen Kriegskameraden, die nunmehr als passionierte Rivalen ihre unterschiedlichen Vorstellungen aneinander wetzen. Dass dabei sowohl kräftig die Fetzen fliegen als auch die Belange der Bewohner auf handfeste sowie wundersame Weise geregelt werden, liegt an den gleichermaßen aufbrausenden wie letztlich herzensguten Charakteren der beiden Kontrahenten, die nach dem Eifer der Gefechte stets zu Kompromissen bereit sind, auch wenn es meist der berserkerhafte Pfarrer ist, der einen oftmals ergaunerten Vorteil davonträgt. Das verwundert wenig, denn der pfiffige Don Camillo pflegt die direkte Kommunikation mit Jesus am Kruzifx, der ganz unspektakulär mit ihm spricht, allerdings neben Trost und Beratung vor allem Kritik an dem verschlagenen Hitzkopf übt.
Mit der italienisch-französischen Koproduktion Don Camillo und Peppone startete 1952 eine ganze Reihe von Verfilmungen der Geschichten von Giovannino Guareschi um das streitbare Duo, dessen Persönlichkeiten und Schelmenstreiche sich weltweit eine begeisterte Zuschauerschaft erspielt haben. Die eingängige, unvergessene Filmmusik von Alessandro Cicognini zu den schwarzweißen Bildern lässt Kindheitserinnerungen an wohlige Fernsehzeiten aufflimmern, aber auch jenseits des nostalgischen Effekts bietet Don Camillo und Peppone heute noch lebendige Unterhaltung mit seiner kuriosen Streitkultur, die bei aller Heftigkeit einen unorthodoxen Humanismus transportiert. Ob es um eine Taufe, ein unglückliches Liebespaar oder unter einem Streik leidende Kühe geht – stets sind Hochwürden und der Bürgermeister gemeinsam im Einsatz, messen sich an den Kräften des zähen Widersachers und lassen keine Gelegenheit aus, demonstrativ ihre engagierte und zementierte Erzfeindschaft zu pflegen.

Als Fernandel 1971 verstarb, während der sechste und letzte Teil der Filmreihe – Don Camillo und das rothaarige Mädchen / Don Camillo e i giovani d’oggi – auf Grund seiner Krankheit eine Drehpause einlegte, blieb dieser unvollendet, da Gino Cervi sich weigerte, ihn mit gleich welchem Ersatz-Schauspieler fortzusetzen. Auch wenn der Film unter dem gleichen Titel 1972 von Mario Camerini mit komplett neuen Darstellern realisiert wurde, war dieses Projekt wohl per se zum Scheitern verurteilt, da das Publikum mit Don Camillo nun einmal unwiederbringlich die markanten Gesichtszüge Fernandels verbindet, und Gino Cervi ist nun einmal Peppone. Diese charmant derbe Komödie mit ihrem kruden Charisma zählt zweifellos zu den amüsantesten und wärmsten Geschichten, die im Bereich der berühmten Film-Duos unterwegs sind.

Don Camillo und Peppone

In dem Städtchen Brescello in der Po-Ebene tobt nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein köstlich komischer Kampf um Wohl und Wehe der dort ansässigen Seelen beziehungsweise Genossen, geführt vom rustikalen Pfarrer Don Camillo (Fernandel) und dem gerade gewählten kommunistischen Bürgermeister Peppone (Gino Cervi), zwei einstigen Kriegskameraden, die nunmehr als passionierte Rivalen ihre unterschiedlichen Vorstellungen aneinander wetzen.
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