Die zweite Hälfte der Nacht

Die Liebe zum Film und zu den Frauen

Martino (Giorgio Pasotti) arbeitet als Nachtwächter im Filmmuseum von Turin. Eine Arbeit, die ihm viel Freiraum lässt, seiner Vorliebe für alte Buster Keaton-Streifen nachzukommen. Sein beschauliches und einsames Leben wird erst durchbrochen, als Amanda (Francesca Inaudi), die Freundin des Kleinganoven und Autoknackers Angelo (Fabio Troiano) aus der Vorstadt, auf der Flucht vor der Polizei ausgerechnet im Filmmuseum Unterschlupf findet. Fasziniert taucht sie ein in die Welt der Phantasie und Imagination, und auch Martino lässt sich nach anfänglichen Widerständen auf die junge und attraktive Frau ein, mit der er plötzlich sein nächtliches Reich teilen muss. Dann aber macht sich Angelo auf die Suche nach seiner Freundin…

In Die zweite Hälfte der Nacht / Dopo Mezzanotte schildert der Regisseur Davide Ferraio eine ungewöhnliche Liebesgeschichte an einem außergewöhnlichen Ort, und oftmals genug erliegt er der Magie jenes faszinierenden Gebäudes. Als einer der ersten Filme überhaupt, der durchgängig auf hochauflösendem HD-Material gedreht wurde, findet der Film überzeugende Bilder trotz schwierigster Lichtverhältnisse während der nächtlichen Dreharbeiten im Filmmuseum. Leider allerdings hinkt die Narration der faszinierenden Technik etwas hinterher, die zahlreichen Filmzitate legen zwar eine Verwandtschaft zu Francois Truffauts Meisterwerk Jules und Jim nahe, doch Ferraio bleibt – wie könnte es auch anders sein, weit hinter seinem französischen Vorbild zurück. Diverse Sprünge und Brüche im Drehbuch können zwar die Liebesgeschichte, die Ménage à trois nicht plausibler machen, doch immerhin erweist sich die Story als dankbares Vehikel für diverse formale Innovationen und brillante technische Spielereien. So ist der Film zwar auch ein Liebesfilm, doch in Wahrheit kümmert er sich recht wenig um die Anziehungskraft zwischen Menschen, sondern er ist die Liebeserklärung eines Filmemachers an sein Medium.

Die zweite Hälfte der Nacht

Martino (Giorgio Pasotti) arbeitet als Nachtwächter im Filmmuseum von Turin. Eine Arbeit, die ihm viel Freiraum lässt, seiner Vorliebe für alte Buster Keaton-Streifen nachzukommen.

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Meinungen

· 15.11.2006

Witzig, poetisch, heiter, italienisch