Die zwei Leben der Veronika (1991)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Man lebt nur zweimal 

Wie in kaum einem anderen Werk sind in Krzysztof Kieslowskis Filmen die Ursprünge des Kinos vereint. Begann der polnische Regisseur Mitte der 1960er Jahre noch im Geiste der Brüder Lumière als Dokumentarfilmer, so wandte er sich ab 1980 nicht nur ganz dem Spielfilm zu, sondern fügte den Filmen seiner letzten Schaffensphase auch eine metaphysische Komponente bei, die nicht selten an Georges Méliès, den großen Magier des Kinos, erinnert.

Die zwei Leben der Veronika markiert in Kieslowskis Schaffen den Übergang von rein polnischen Produktionen zu internationalen Koproduktionen und steht noch vollkommener als sein Filmzyklus Drei Farben (1993-1994) für Kieslowskis bereits seit Anfang der 1980er vollzogene Hinwendung zu den Themen Zufall, Schicksal, Philosophie und Magie. In Die zwei Leben der Veronika mischt Kieslowksi Zufall und Übersinnliches zudem mit dem romantischen Motiv des Doppelgängers.

Weronika und Véronique (beide gespielt von Irène Jacob) leben in Warschau und Paris. Weronika will Sängerin werden, Véronique ist Musiklehrerin. Obwohl sie nichts von der Existenz ihres Gegenübers wissen, scheint ihr Leben wie durch ein unsichtbares Band miteinander verknüpft. Als Weronika nach einem Auftritt zusammenbricht und stirbt, beschließt Véronique keine privaten Gesangsstunden mehr zu nehmen. Sie spürt, dass sich etwas verändert hat, als ob ein Teil ihres Lebens für immer verschwunden wäre. Schließlich macht sie sich auf die Suche nach einem Marionettenkünstler (Philippe Volter), der sie bei einer Schulaufführung in seinen Bann gezogen hat und der ihr letztlich durch einen Zufall die Existenz Weronikas offenbart.

Kameramann Slawomir Idziak setzt diese magische Geschichte in starken Grün- und Rottönen und in Bildkompositionen in Szene, die häufig etwas spiegeln und nicht immer alles offenbaren. Zbigniew Preisners Musik, die im Film nicht nur extradiegetisch, sondern häufig als Stück des fiktiven niederländischen Komponisten Van den Budenmayer zum Einsatz kommt, verstärkt in ihrer Getragenheit das metaphysische Moment. Manchmal erweckt das Zusammenwirken aus Schauspiel, Kamera und Musik beim Zuschauer gar den Eindruck, einem Traum beizuwohnen, dessen Unabgeschlossenheit und Unauflösbarkeit die Schönheit von Die zwei Leben der Veronika ausmachen.
 

Die zwei Leben der Veronika (1991)

Wie in kaum einem anderen Werk sind in Krzysztof Kieslowskis Filmen die Ursprünge des Kinos vereint. Begann der polnische Regisseur Mitte der 1960er Jahre noch im Geiste der Brüder Lumière als Dokumentarfilmer, so wandte er sich ab 1980 nicht nur ganz dem Spielfilm zu, sondern fügte den Filmen seiner letzten Schaffensphase auch eine metaphysische Komponente bei, die nicht selten an Georges Méliès, den großen Magier des Kinos, erinnert.

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