Die Zeitmaschine

Eine Filmkritik von Martin Beck

Die Morlocks kommen und werden euch fressen!

Irgendetwas passiert an regnerischen Sonntag Nachmittagen, zumindest wenn man die seit Jahrzehnten unermüdliche TV-Programmierung von Die Zeitmaschine verfolgt. In vielerlei Hinsicht ist der Film heute nicht mehr zeitgemäß, zum Beispiel bezogen auf die drolligen Effekte, die Glühlämpchen-Augen der Morlocks oder die muffige Einführung bis zur ersten Reise, doch das Thema an sich vermag immer noch zu faszinieren…und trägt so ein durch und durch nostalgisches Couch-Erlebnis, das gerade durch seine nicht mehr zeitgemäße Natur wahrscheinlich noch in 50 Jahren die Sofadecke bis zum Kinn hochziehen lässt.
Das wirklich Wunderbare an Die Zeitmaschine ist seine Fähigkeit zu staunen. Zeitreisen sind ja inzwischen quasi ein eigenes Genre, doch 1960, als der Film herauskam, war das alles noch der Stoff, aus dem große Augen sind. Eine Schaufensterpuppe im Wandel der Zeit, drei Kriege und schließlich die erst letztes Jahr bei Elysium erneut aufgewärmte Utopie einer drastischen Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Eloi leben auf einer paradiesischen Erde, doch die wahren Herrscher sind die kannibalischen Morlocks, die unter der Erdoberfläche hausen und mittels grüner Haut, affenähnlicher Fratzen und weißer Zottelhaare die perfekte Nahrung kindlicher Alpträume darstellen.

Die Morlocks sind einfach gehalten, aber wirken ungemein nach – etwas, das der ganze Film für sich beanspruchen kann. Die titelgebende Zeitmaschine zum Beispiel war anscheinend nichts anderes als ein aufgepeppter Friseurstuhl, doch wenn das Ding dann in einer The Big Bang Theory-Folge in Sheldons Wohnung landet, weiß jeder sofort, was damit gemeint ist. H.G. Wells, der das dem Film zugrunde liegende Buch bereits 1895 geschrieben hat, und Regisseur George Pal schaffen eine gemütlich-charmante Event-Stimmung, die das Reisen durch die Zeit zu Recht als Wunder deklariert. Die im Buch noch dominante Gesellschaftskritik gerät hier ins Hintertreffen und macht Platz für eine erkundungslustige Abenteuerstimmung. Dass der Ausgangspunkt der Handlung die viktorianische Zeit ist, vergrößert die „Leistung“ der Zeitmaschine nur noch mehr.

Wenn man an Die Zeitmaschine etwas herumnörgeln möchte, dann würde sich dafür der ganz schön gestreckte Anfang anbieten, der wahrscheinlich dem schmalen Budget geschuldet ist und eher langwierig die einzelnen Gäste der Silvesterparty von George Wells (Rod Taylor) vorstellt. Heutzutage würde so etwas sehr viel flotter gehen (wenn es denn überhaupt stattfindet), doch wie schon geschrieben: Dieses Eintauchen in viktorianischen Plüsch, dieses Hinarbeiten auf die erste Zeitreise, über die auf der Party geäußerten konträren Meinungen zum Thema, zeugt einfach von einer klassischen Erzählstruktur, die viele wahrscheinlich mehr vermissen als ihnen überhaupt bewusst ist. Einfach mal zurück ins Jahr 1960 reisen und von dort aus entschleunigte Zukunfts-Abenteuer mit grünen Zottelaffen erleben. Toll!

Das Bild der deutschen Blu-Ray von Die Zeitmaschine verdient dieses Adjektiv leider nicht ganz, zu schwammig und fast schon nahe an einer DVD erscheint es. Der deutsche Monoton klingt angenehm satt und das einzige nennenswerte Extra ist eine 45-minütige Dokumentation von 1993, die immerhin von Rod Taylor höchstpersönlich „moderiert“ wird. Keine Neuentdeckung durch das BD-Format also, aber immerhin die Möglichkeit zur zeitlichen Entzerrung der Wiederholungssichtungen. Das geht jetzt an jedem regnerischen Sonntagnachmittag. Toll!

Die Zeitmaschine

Irgendetwas passiert an regnerischen Sonntagnachmittagen, zumindest wenn man die seit Jahrzehnten unermüdliche TV-Programmierung von „Die Zeitmaschine“ verfolgt. In vielerlei Hinsicht ist der Film heute nicht mehr zeitgemäß, zum Beispiel bezogen auf die drolligen Effekte, die Glühlämpchen-Augen der Morlocks oder die muffige Einführung bis zur ersten Reise, doch das Thema an sich vermag immer noch zu faszinieren…und trägt so ein durch und durch nostalgisches Couch-Erlebnis, das gerade durch seine nicht mehr zeitgemäße Natur wahrscheinlich noch in 50 Jahren die Sofadecke bis zum Kinn hochziehen lässt.
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