Die Wahrheit über Männer

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Wenn sie wüsste, was er denkt...

Vielleicht sind die Aufklärungsfilme über die sexuelle Lust der Frau schuld an Mads‘ (Thure Lindhardt) Beziehungsproblem. Als Kind sah er sich gerne die Lehrvideos seiner Mutter (Karen-Lise Mynster), einer Sexualtherapeutin, an. Mit 34 Jahren bekommt er zur Einweihungsparty des Eigenheims eine leidenschaftliche Liebeserklärung von Marie (Tuva Novotny). Die Frau, die seit zehn Jahren mit ihm zusammen ist, erinnert sich, dass sein Talent im Bett den Ausschlag für die gemeinsame Beziehung gab. Jetzt will sie mit ihm eine Familie gründen, er aber steht wie ein Fremdkörper auf der eigenen Party und sieht wieder das Mädchen Lærke (Emma Leth) vor sich, in das er als Jugendlicher verknallt war. Mads gesteht sich in einem inneren Monolog ein, dass er die Mädchen, die er wollte, nie bekommen konnte.
Die arme Marie hat keine Ahnung, was Mads wirklich denkt. Er verstellt sich auch gerne aus Bequemlichkeit, heuchelt Gefühle oder Interesse, wenn es angebracht ist. Aber dann bekommt ein 37-jähriger Kollege einen Herzinfarkt und fällt ins Koma, und Mads wird schlagartig bewusst, dass er sein Leben ändern muss. Er kündigt den Job als Drehbuchautor für eine Fernsehserie, dann trennt er sich von Marie. Endlich will er an einem Spielfilm arbeiten können, der die Menschen aufwühlen und ihnen die Augen für die Wahrheit öffnen soll. Und er will die große Liebe finden. Er googelt nach Lærke und trifft sich mit ihr. Doch die 33-Jährige (Rikke Louise Andersson) hat sich verändert, sie ist längst Mutter und leidet an Depressionen.

Der 1972 geborene dänische Regisseur Nikolaj Arcel (Die Königin und der Leibarzt) nennt diese laut Untertitel anti-romantische Komödie“ einen „etwas entmystifizierenden Film“ über die Männer seiner Generation und ihre wahren Gedanken. Mads bereut erst, Marie verlassen zu haben, als er sich in seiner Wohnung arg verloren vorkommt. Im Grunde scheut er die Überraschungen im Leben und als Drehbuchautor liegen ihm die immergleichen dramaturgischen Konstruktionen der Fernsehfilme, auch wenn sie ihn langweilen. Arcels Komödie verteilt satirische Seitenhiebe auf den standardisierten Entwicklungsprozess von TV-Filmen, der mit Kreativität nicht mehr viel zu tun hat.

Mads sehnt sich nach echten Gefühlen, nach Wahrheit, muss aber feststellen, dass auch das Leben nicht immer so viel origineller ist, als seine Drehbuchdialoge. Und wenn sich ein echtes Gefühl einstellt, muss es noch lange kein angenehmes sein. Als wäre sein Leben ebenfalls ein Film, tauchen darin wiederkehrende Motive auf. Mads erlebt eine neue Einweihungsparty, auf der er sich nicht wohlfühlt. Aber diesmal hat seine 19-jährige Freundin Julie (Rosalinde Mynster) keine Lust mehr auf ihn. Der Held steht am Beginn eines krisenhaften Verlaufs.

Zum verhaltenen, durchwachsenen Humor mit seiner schmerzhaften Ehrlichkeit passen die kühlen, bläulichen Farbtöne und die vielen winterlichen Bilder des Films. Der ernste, nachdenkliche Mads ist nur im Voice-Over gesprächig. Seine lebhafte Gedankenwelt spiegelt sich in Rückblenden und Tagträumen. Die ironische männliche Selbstbespiegelung lässt den Helden der Geschichte oft in Sackgassen laufen, sich vergeblich abmühen. Dabei meidet der Film einen glatten Verlauf und folgt selbst wiederkehrenden Gedanken des Ich-Erzählers. Das lässt ihn gegen Ende ein wenig ermüdend wirken, macht einem aber auch auf komische Weise bewusst, wie viel Zeit der Mensch im Zwiegespräch mit sich selbst verbringt und dabei Gedanken wälzt, die sich später mal als überbewertet erweisen.

Die Wahrheit über Männer

Vielleicht sind die Aufklärungsfilme über die sexuelle Lust der Frau schuld an Mads‘ (Thure Lindhardt) Beziehungsproblem. Als Kind sah er sich gerne die Lehrvideos seiner Mutter (Karen-Lise Mynster), einer Sexualtherapeutin, an. Mit 34 Jahren bekommt er zur Einweihungsparty des Eigenheims eine leidenschaftliche Liebeserklärung von Marie (Tuva Novotny). Die Frau, die seit zehn Jahren mit ihm zusammen ist, erinnert sich, dass sein Talent im Bett den Ausschlag für die gemeinsame Beziehung gab.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen