Die Wächter der Ninja

Eine Filmkritik von Martin Beck

Tod durch tätowierten Brustblitzer

Der Wahnsinn geht bereits beim Titel los: bewachen tut hier niemand Ninjas, die sind nämlich die Bösen… und gehen auf die Wächter der Shaolin los. Aber auch nicht so richtig, denn Ninja-Action gibt es nur ganz am Anfang und dann nochmal am Ende. Was aber weitgehend egal ist, denn das Ziel bei diesem Film lautet ganz klar, Inhalte zu überwinden. Und ebenfalls sinnvolle Dialoge, so dass am Ende nur noch reine Poesie ohne zuordbare Güteklasse übrigbleibt: „Unser Glaube verbietet uns Fleisch zu essen“ — „das interessiert mich aber nicht.“
Die Wächter der Ninja heißt im Original Guards of Shaolin oder wahlweise Ninja vs. Shaolin Guards und ist ein properes Beispiel für den Irrsinn, den Taiwan Anfang der achtziger Jahre im Martial-Arts-Bereich abgesondert hat. Den Anfang macht unweigerlich eine akrobatische Kung-Fu-Sequenz, bei der ein böser Mönch gegen diverse Ninjas kämpft – die aber tatsächlich nur ein Training absolvieren, um wenig später einen Shaolin Tempel und die darin befindliche goldene Sutra in ihre Gewalt zu bringen.

Warum? Weil sie böse sind. Und weil der Kaiser ebenfalls böse ist. Und weil so eine epische Rettungsmission in Gang kommt, die vier Mönche mitsamt der Sutra ins Sicherheit versprechende Tibet losschickt. Ein Unterfangen, das natürlich gesäumt ist von zahlreichen Kämpfen. Die schon bald so zahlreich werden, dass die vage Vermutung aufkeimt, der Film ist eine einzige Entschuldigung für marginal sinnstiftend zusammengepappte Actionszenen. Unter anderem mit Ninjas. Und ebenso Robert Tai, aus dessem Dunstkreis auch Mafia vs. Ninja und Ninja: The final duel (der Film mit den fliegenden Riesenspinnen!) stammen.

Man ahnt es bereits: Mit normalen filmischen Maßstäben ist Die Wächter der Ninja nicht beizukommen. Die Schauspieler, allen voran Alexander Lou, der im Dunkeln ein bisschen wie Bruce Lee aussieht, sind überkandidelte Kasper, die Dialoge hat das Kreativteam Kita verfasst und dem Editor scheint außerhalb der Actionszenen alles egal gewesen zu sein. Der Plot rumpelt sprunghaft seine Eckpunkte ab, immer wieder versäuert maximal platter Humor das Geschehen und eine gesunde Ladung Misogynie ist auch noch anwesend. Es ist eine Katastrophe, eigentlich alles außerhalb der Action.

Wie gut deshalb, dass diese Action fast omnipräsent ist und den Begriff „Roadmovie“ dahingehend versteht, dass alle 10 Meter des Weges neue Mische das Vorwärtskommen erschwert. Die vier Mönche müssen sich ständig verteidigen, sämtliche Gliedmaßen in sämtliche Richtungen ausfahren und dabei auch noch forsch durch die Gegend fliegen. Die Kirsche auf der Kung-Fu-Sahne sind zum einen die Ninjas, die einfach grundsätzlich cool aussehen, mit spitzen Wurfsternen in der Hand, und zum anderen wüst angreifende Zombies, die wortwörtlich aus ihren Särgen herausknallen. Keine majestätische Epik im Sinne klassischer Shaw-Brothers-Filme, sondern vor allem schräges Gefuchtel. Zumindest dem Unterhaltungswert tut das sehr gut.

Die Wächter der Ninja ist fortgeschrittener Martial-Arts-Unfug, geeignet für schwarze-Gürtel-Träger des Trash-Tempels. Nach diversen, allesamt lieblosen Grabbeltisch-Veröffentlichungen bietet die neueste Version (in der Eastern Limited Edition — Hilfe!) zum ersten Mal das korrekte Scope-Format. Die Limitierung auf 1000 Stück darf als Insider-Gag gewertet werden. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Synchro bescheiden und die Extras nicht vorhanden.

Die Wächter der Ninja

Der Wahnsinn geht bereits beim Titel los: bewachen tut hier niemand Ninjas, die sind nämlich die Bösen… und gehen auf die Wächter der Shaolin los. Aber auch nicht so richtig, denn Ninja-Action gibt es nur ganz am Anfang und dann nochmal am Ende. Was aber weitgehend egal ist, denn das Ziel bei diesem Film lautet ganz klar, Inhalte zu überwinden.
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