Die Verlobung des Monsieur Hire

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Fenster zum Hof

Zurückgezogen lebt der Schneider Monsieur Hire (Michel Blanc) in einem Mietshaus in Paris und hat sein Leben mit eiserner Disziplin so eingerichtet, dass ihn scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann. Zugleich aber spürt man deutlich, dass in diesem Mann Wünsche und Sehnsüchte schlummern, die sich auch nicht durch bis zum Exzess getriebene Rituale in Zaum halten lassen. Davon künden allein schon die gelegentlichen Bordellbesucher des einsamen Mannes, sein Aufblühen beim gelegentlichen Bowling und seine stille Bewunderung für die schöne Alice (Sandrine Bonnaire), die ihm gegenüber wohnt und die er mit voyeuristischer Lust und verzehrender Hingabe Abend für Abend beobachtet. Als diese den Verehrer entdeckt, nimmt sie Kontakt mit Monsieur Hire auf, der sich prompt in die junge Frau verliebt.
Dann geschieht ein Mord an einem Mädchen in dem Viertel. Und viel zu spät muss Monsieur Hire erkennen, dass Alice keineswegs seine Zuneigung erwidert, sondern ihn lediglich dazu benutzt, um ihm anstelle ihres Verlobten Emile (Luc Theillier) belastende Indizien für die Tat unterzuschieben. Aufgrund einer Falschanzeige von Alice steht eines Tages die Polizei vor der Tür und Monsieur Hire ergreift die Flucht…

Patrice Lecontes Verfilmung des gleichnamigen Romans von George Simenon aus dem Jahre 1933 gehört zu den beeindruckendsten Adaptionen einer Vorlage des Erfinders von Kommissar Maigret überhaupt. Subtil in Szene gesetzt und mit Michel Blanc, der zuvor bereits mit Leconte vor allem Komödien gedreht hatte, sowie der jungen Sandrine Bonnaire am Beginn ihrer Karriere kongenial besetzt, zeichnet sich der Film durch seine Tristesse und seine genauen Beobachtungen des Lebens in der Vorstadt aus. Mittels Verknappung und Reduktion sowie der genialen Musik von Johannes Brahms, dessen Mittelstück des vierten Satzes des Klavierquartetts Nr. 1 in g-Moll das musikalische Leitmotiv dieses vielfach ausgezeichneten Werkes darstellt, erreicht der Film auch heute noch, mehr als zwanzig Jahre nach seinem Entstehen eine solche Dichte und Intensität, dass es einem auch heute noch ebenso den Atem raubt wie damals der Kritikerlegende Roger Ebert.

Die Verlobung des Monsieur Hire

Zurückgezogen lebt der Schneider Monsieur Hire (Michel Blanc) in einem Mietshaus in Paris und hat sein Leben mit eiserner Disziplin so eingerichtet, dass ihn scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann. Zugleich aber spürt man deutlich, dass in diesem Mann Wünsche und Sehnsüchte schlummern, die sich auch nicht durch bis zum Exzess getriebene Rituale in Zaum halten lassen.
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