Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Kinetischer Eskapismus in Reinkultur

Nachdem Abenteuer in Rio ein satter Erfolg wurde, lag es nahe, Philippe de Broca und Jean-Paul Belmondo erneut in ein turbulentes Abenteuer zu schicken. De Broca wollte zwar keine direkte Fortsetzung drehen, aber der gewisse Tim & Struppi-Spirit, (sehr lose) vermischt mit einer Jules-Vernes-Geschichte, ist auch bei Die tollen Abenteuer des Monsieur L. anwesend. Ein kecker Held turnt durch „exotische“ Handlungsorte und erlebt dabei allerlei Spektakuläres, angefangen bei einem Heißluftballon, der über den Himalaya fliegt, und aufgehört bei halsbrecherischen Turnübungen auf Hongkonger Bambusgerüsten.
Keine Frage, eine absolute Paraderolle für Jean-Paul Belmondo, der hier einmal mehr den dreisten Draufgänger gibt, doch daneben auch viel Raum für ironische bis richtiggehend böse Seitenhiebe auf sich selbst bekommt. Arthur, so der Name seiner Figur hier, ist nämlich eigentlich ein blasierter Millionär mit tief fallender Frisur, der vom Leben und seiner blöden Verlobten so gelangweilt ist, dass er ständig Selbstmordversuche unternimmt. Sein engster Vertrauter, Mr. Goh (Valery Inkijinoff), beschließt eine Schocktherapie, die über eine hohe Lebensversicherung und etliche Killer neuen Lebensmut entfachen soll. Zu dumm nur, dass sich Arthur bereits kurz danach in eine blonde Stripteasetänzerin (Ursula Andress) verliebt…und nun sehr gerne die Schocktherapie beenden möchte. Wofür er aber Mr. Goh braucht. Der leider nicht mehr auffindbar ist.

Und somit eine wilde Verfolgungsjagd quer durch Asien auslöst, bei der Bébel mal wieder prallen Lebensmut demonstrieren kann. Die tollen Abenteuer des Monsieur L. legt ein unglaubliches Tempo vor, das Abenteuer in Rio zu einer Diashow degradiert und so atemlos rasant auf die Tube drückt, dass sich sein Hauptdarsteller mehrmals selbst überrundet. Knappe zwei Stunden pralles Spektakel, irgendwo zwischen Jackie Chan und den Keystone Cops, episch groß, völlig abgedreht und immer wieder auch hemmungslos albern. Dass der Film deutlich weniger erfolgreich war als Abenteuer in Rio, war wahrscheinlich einer gewissen Erschöpfung der Zuschauer zu verdanken, doch im Grunde genommen kondensiert sich hier kinetischer Eskapismus in Reinkultur.

Die tollen Abenteuer des Monsieur L. ist so voller manischer Energie, so vollgepackt mit comichaftem Irrsinn, dass spätestens ab der schier wahnsinnigen Verfolgungsjagd durch Hongkongs Straßen eine Art Meta-Windkanal entsteht, nicht ganz unähnlich den besten Actionkomödien aus eben jener Stadt. Alles ist möglich, alle drehen am Rad und erzeugen im besten Fall pure Unterhaltung, die gerne auch als Vorläufer moderner Blockbuster-„Rides“ gelten kann. Man kann kaum erahnen, wie befremdlich dieses quirlige Chaos 1965 die Zuschauer erwischt haben musste, und selbst heutzutage stellt sich ein gewisses soghaftes Zerren ein – das dann selbst die Schwachstellen, wie zum Beispiel das ziemlich dünne Drehbuch oder das bisweilen eher kindische bis grobschlächtige Vorgehen Philippe de Brocas, zu sich gegenseitig aufputschenden Kakophonie-Bausteinen macht.

Auch Die tollen Abenteuer des Monsieur L. war ein erklärtes Vorbild für Jäger des verlorenen Schatzes, was zumindest im Nachhinein sicherstellt, hier eine verbriefte Spaßbombe vor sich zu haben, die mit Wonne in jeden Exzess taumelt und selbst uralte Hüte, wie Mehlgesichter oder knallbunte Verkleidungen, mit einem gewinnenden XXL-Grinsen des in absoluter Hochform befindlichen Hauptdarstellers wegbügelt. Als große Kunst geht das höchstwahrscheinlich nicht durch, als alles andere dafür schon. Die deutsche Blu-Ray basiert genauso wie die von Abenteuer in Rio auf einem exzellenten französischen Master, das ein prächtiges Bild und einen akzeptablen Ton vorweist, und dazu erneut sehr schöne Extras bietet. Der Mann aus Hongkong ist ein exzellentes Making of und Von Cartouche bis Edouard der Herzensbrecher offenbart ein höchst amüsantes Interview mit Co-Star Jean Rochefort. Encore une fois: Très, très bien!

Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (Blu-ray)

Nachdem „Abenteuer in Rio“ ein satter Erfolg wurde, lag es nahe, Philippe de Broca und Jean-Paul Belmondo erneut in ein turbulentes Abenteuer zu schicken. De Broca wollte zwar keine direkte Fortsetzung drehen, aber der gewisse Tim & Struppi-Spirit, (sehr lose) vermischt mit einer Jules-Vernes-Geschichte, ist auch bei „Die tollen Abenteuer des Monsieur L.“ anwesend.
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