Die Taxifahrerin

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 7. Juli 2014, ARTE, 21:55 Uhr

Paris zu Beginn der 1980er Jahre: Gerade wieder solo und ohne Arbeit kommt der aus dem Tritt geratene Saxophonist Léo (Gérard Lanvin) bei seinem alten Kumpel Bony (André Dussollier) unter, einem gerade wenig erfolgreichen Schriftsteller ohne Inspirationen, der sich auch mehr schlecht als recht durchschlägt und schon lange keine guten Tage mehr gesehen hat. In ihrer düsteren, ziellosen Stimmung verbunden streifen die beiden desillusionierten Männer nun vornehmlich des Nachts gemeinsam durch den urbanen Raum der Metropole an der Seine, die sich in diesem Film als verregneter, trostloser Moloch der Einsamkeiten präsentiert.
Es ist eine Frau, die schließlich so aufregende wie unruhige Bewegung in das dröge Dasein der beiden Freunde bringt und als Dritte im Bunde für emotionalen Aufruhr sorgt: Die Taxifahrerin Cora (Christine Boisson) mit ihrem ungezähmten, freigeistigen und mitunter verstörend extremen Wesen übt zunächst auf Léo und dann auch auf Bony eine kräftige Faszination aus. So entspinnt sich im nächtlichen Paris eine schwermütige Dreierkonstellation mit ungewissem Ausgang, die vom kruden Hype spontaner kleiner Vergnügungen lebt und durch ihre überaus triste, atmosphärische Dichte besticht.

Die Taxifahrerin von Jacques Bral, der damit 1980 den ersten Film seiner kurz zuvor gegründeten Produktionsfirma Les Films Noirs vorlegte, stellt einen jener ganz auf intensive Stimmungen konzentrierten französischen Filme dar, die in existenzialistischer Weise das Thema der Verlorenheit der menschlichen Existenz im städtischen Ambiente aufgreifen und zelebrieren, wobei hier ganz besonders die sehnsüchtig-sentimentale Filmmusik von Karl-Heinz Schäfer den Ton angibt und die Protagonisten wohlig-morbide umhüllt. Seinerzeit lief diese sanft-zynische Hommage an die Melancholie recht erfogreich in den französischen Kinos, und es ist nicht zuletzt ihre für die damalige Zeit typische Bildgestaltung, die diese kleine Geschichte um Freundschaft, Liebe und Sehnsucht auch heute noch sehenswert macht. Das zwar nicht überraschende, aber konsequente Ende unterstreicht einmal mehr den pessimistischen Charakter dieses düsteren Dramas, das Veränderungen nur dort zulässt, wo klare Entscheidungen stattfinden.

Die Taxifahrerin

Paris zu Beginn der 1980er Jahre: Gerade wieder solo und ohne Arbeit kommt der aus dem Tritt geratene Saxophonist Léo (Gérard Lanvin) bei seinem alten Kumpel Bony (André Dussollier) unter, einem gerade wenig erfolgreichen Schriftsteller ohne Inspirationen, der sich auch mehr schlecht als recht durchschlägt und schon lange keine guten Tage mehr gesehen hat.
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