Die Stadt der Blinden

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Mit Blindheit geschlagen

Es geschieht wie aus heiterem Himmel: Ohne jegliche Vorwarnung lässt eine geheimnisvolle Epidemie die Menschen in einer namenlosen Megacity erblinden. Am Anfang ist es ein Mann (Yusuke Iseya), den die Krankheit mitten im Verkehr an einer roten Ampel ereilt, von einem Moment auf den anderen wird das, was er sieht, von einem strahlenden, blendenden Weiß ausgelöscht, er ist vollkommen hilflos. Für den Arzt (Mark Ruffalo) ist das ein vollkommenes Rätsel. Doch dann erkrankt auch er, und mit ihm viele Tausend andere Betroffene. Die Regierung, unfähig auf die unerklärlichen Vorkommnisse angemessen zu reagieren, versucht zunächst die Krankheit einzudämmen und sperrt die Erblindeten in ein Lager, wo die bedauernswerten Menschen ihrem Schicksal überlassen werden.
In der Extremsituation geht jegliche Moral und Solidarität verloren: Während man innerhalb der Gruppe um den Arzt und seine Frau (Juliane Moore), die übrigens als einzige noch sehen kann, versucht, sich gegenseitig zu unterstützen, errichtet der selbst ernannte König von Block 3 (Gabriel García Bernal) eine Schreckensherrschaft und fängt die Essenslieferungen ab, um das Lager in seine Gewalt zu bringen. Zunächst begnügt sich der Herrscher der Eingeschlossenen noch damit, eine Bezahlung für den Proviant zu fordern, doch später kommt es auch zu sexuellen Übergriffen und Massenvergewaltigungen, die die Lage in dem Ghetto immer unerträglicher machen…

Fernando Meirelles’ Film Die Stadt der Blinden / Blindness nach dem Roman Ensaio sobre a cegueira (auf deutsch: „Essay über die Blindheit“) des portugiesischen Literatur-Nobelpreisträgers des Jahres 1998 José Saramago ist eine bildgewaltige Parabel über Anstand und Moral, Gut und Böse in Zeiten extremer Bedrängnis und Not. Dabei hat sich Meirelles (City of God, Der ewige Gärtner) beileibe kein leichtes Sujet ausgesucht, denn Saramagos textmächtige und vielschichtige Vorlage verhandelt nicht nur eine Vielzahl philosophischer Themen, sondern steht zugleich einer Verfilmung äußerst widerspenstig entgegen, da sie ja gerade die Essenz des Kinos – das Sehen – negiert.

Trotzdem: Die Verfilmung kann durchaus – wenngleich mit manchen Abstrichen – als teilweise gelungenes Experiment gewertet werden, das die Erzählhaltung und die Implikationen Saramagos in vielen Momenten in stimmige, atmosphärisch dichte und beängstigende Bilder umsetzt und noch lange nach dem Verlassen des wohltuend dunklen Kinosaals in die gleißende Helle der Außenwelt nachwirkt. Allerdings wirkt die Grundsituation oftmals – und das liegt nicht allein an der gleißenden Kälte des alles überstrahlenden Weiß – wie eine kalte Versuchsanordnung, was durch die Personen, bei denen auf Eigennamen verzichtet wurde, noch verstärkt wird. Der Vorlage zwar angemessen, aber wenig überzeugend umgesetzt ist vor allem die Figur des Erzählers (Danny Glover), dessen mitunter redundante Kommentare eine Tiefe suggerieren sollen, auf die durchaus hätte verzichtet werden können, wenn man sich allein auf die Kraft der Bilder verlassen hätte. Doch wer weiß – vielleicht durfte in einem Film, der das Sehen als „conditio humanae“ so radikal an den Rand des Apokalyptischen stellt, genau dies nicht sein.

Die Stadt der Blinden

Es geschieht wie aus heiterem Himmel: Ohne jegliche Vorwarnung lässt eine geheimnisvolle Epidemie die Menschen in einer namenlosen Megacity erblinden.
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Meinungen

Luis · 20.11.2008

Dieser Film ist einfach eine Katastrophe. Ich bin mit Thomas total einverstanden. Ich hab seit lange nicht mehr so einen schlechten Film gesehen.

Thomas · 05.11.2008

Ich habe noch nie so ein schlechter Film gesehen wie dieser hier. Er ist überhaupt nicht spannden und hat ich verstehe auch nicht die Logik dahinter!

Auch die schauspielerische Leistung war nicht überzeugend. Ich hatte das Gefühl, dass diverse Schauspieler wahrscheinlich das erste Mal vor der Kamera stehen...

Einfach schlecht.