Die Sonne, die uns täuscht - Der Exodus

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Fortsetzung folgt – ein Film ohne Ende

Mit Die Sonne, die uns täuscht / Utomljonnyje solnzem erlebte Regisseur Nikita Mikhalov im Jahr 1994 seinen größten Erfolg. Sogar den Oscar für den besten ausländischen Film konnte er einheimsen. Schon kurz darauf wollte er ein Sequel produzieren, doch es sollten mehr als 15 Jahre vergehen, bis sich die Gelegenheit auftat, die Geschichte fortzuschreiben – nun aber immerhin mit einem Budget von etwa 40 Millionen Euro.
Es ist das Jahr 1941. Der Zweite Weltkrieg trifft Russland in voller Härte. Schon seit Jahren sitzt der zum Tode verurteilte General Kotov als Gefangener in Stalins Lagern. Das Lager soll evakuiert werden, wird aber angegriffen. Wenig später findet sich Kotov in einem Strafgefangenen-Bataillon wieder. Während er sich ein ums andere Mal um das Vaterland verdient macht, gibt Stalin höchstpersönlich den Befehl, General Kotov ausfindig zu machen. Damit bekommt auch das Schicksal von Kotovs Familie eine neue Wendung.

Die Sonne, die uns täuscht – Der Exodus ist nur der erste von zwei Teilen. Mikhalov hat eine epische Geschichte zu erzählen, für die er gleich zwei Filme benötigt. Ein Ende gibt es darum in Der Exodus nicht. Das wird man erst im November mit Die Zitadelle sehen können.

Sein Werk lebt von der pompösen Inszenierung. Die Massenszenen sind Mikhalov exzellent gelungen, täuschen aber auch nur geringfügig darüber hinweg, dass der Film einige Schwächen hat. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren springt die Geschichte chronologisch recht wild hin und her. Das ist ein Kunstgriff, der hier völlig verpufft, da er das Material nicht erhöht, sondern die Geschichte dadurch unnötig wirr erscheinen lässt.

Damit nicht genug leidet der monumentale Film auch darunter, dass Mikhalov gänzlich undifferenziert erzählt. Die Deutschen sind allesamt Monster, die Russen samt und sonders heldenhafte Soldaten. Dazu ist der Film von einer Durchhaltethematik geschwängert, die ihn bisweilen schwer goutierbar werden lässt. Oftmals hat man das Gefühl, dass der Regisseur sich zu sehr an amerikanischem Erzählkino orientiert und nicht nur in hässlichem Hurra-Patriotismus schwelgt, sondern zugleich auch noch das Stalin-Regime romantisch verklärt. Zwar gibt es Szenen, die sich mit der konstanten Bedrohung in Stalins Sowjetunion beschäftigen, aber sie wirken nicht überzeugend, sondern erscheinen eher als von der Historie gefordertes Zugeständnis, das aber nur ja nicht den auch heute in Russland durchaus noch vorhandenen Stalin-Kult vor den Kopf stoßen soll.

Die Sonne, die uns täuscht – Der Exodus kann mit dem Vorgängerfilm nicht mithalten. Zu plump ist die Erzählung, zu sehr merkt man die Anbiederung an Hollywood-Erzählmuster und zu sehr versinkt das Werk in verklärende Kriegsnostalgie. Das mag durchaus einen gewissen Unterhaltungswert haben, ein großer Wurf ist Mikhalov aber nicht gelungen.

Die Sonne, die uns täuscht - Der Exodus

Mit „Die Sonne, die uns täuscht“ / „Utomljonnyje solnzem“ erlebte Regisseur Nikita Mikhalov im Jahr 1994 seinen größten Erfolg. Sogar den Oscar für den besten ausländischen Film konnte er einheimsen. Schon kurz darauf wollte er ein Sequel produzieren, doch es sollten mehr als 15 Jahre vergehen, bis sich die Gelegenheit auftat, die Geschichte fortzuschreiben – nun aber immerhin mit einem Budget von etwa 40 Millionen Euro.
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