Die sieben schwarzen Noten (Mediabook Limited Edition)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Atmosphärisch, aber nicht überragend

Lucio Fulcis Werk ist in Deutschland ziemlich gut ausgewertet. Dennoch gibt es immer wieder Titel, die einer Veröffentlichung harren, so auch Die sieben schwarzen Noten, der nun im schicken Mediabook auf DVD und Blu-ray präsentiert wird, inklusive einer gelungenen Synchronisation, die 1970er-Jahre-Flair atmet.
Im England des Jahres 1959 begeht Virginias Mutter Selbstmord. 18 Jahre später in Italien fliegt Virginias reicher Mann zu einem Geschäftstermin. Derweil wird Virginia von Visionen geplagt, in denen sie einen Mord sieht. Sie entscheidet sich, in eine Villa zu ziehen, die seit vielen Jahren Francesco gehört. Dort hat sie eine erneute Vision, woraufhin sie die Polizei ruft, die in der Villa eine eingemauerte Leiche findet. Und die Frau war niemand anderes als eine frühere Geliebte von Francesco …

Fulci hat sich vor allem durch derbe Horrorfilme einen Namen gemacht, wobei er sich auch im Giallo umtat. Es sind im Grunde eine gute Handvoll Filme, die seinen Ruf begründet haben. Viele andere Filme fallen einigermaßen durch die Ritzen, manche sind aber durchaus gelungen. Bei Die sieben schwarzen Noten ist das Ergebnis ein wenig zwiespältig. Fulci folgt dem klassischen Muster eines Giallo, nach dem ein Zeuge einen Mord aufklären muss. Hier wird das Ganze noch dramatisiert, da die Zeugin die Tat „nur“ in einer Vision gesehen hat. Das übernatürliche Element peppt das Ganze etwas auf, die giallo-typische wirre Erzählweise sorgt aber für einige Längen.

Dem gegenüber steht eine atmosphärische Inszenierung und eine mitreißende musikalische Untermalung von Fabio Frizzi (der Soundtrack ist übrigens als CD ebenfalls in diesem Set enthalten). Der Film gibt sich aber deutlich zu zahm, sowohl was den Mordaspekt, als auch die Erotik betrifft. Ohne sie wirkt dieser Film weniger wie ein Giallo, als vielmehr wie ein bedächtig erzählter Thriller mit Mystery-Elementen. Sex und Gewalt hätten auch diesen Film bereichert, der so jedoch nicht nur in Fulcis Gesamtwerk, sondern auch im Genre ungewöhnlich ruhig ist. Das war wohl auch der Grund, warum der Film 1977 nicht den Weg in die deutschen Kinos gefunden hat.

Die Geschichte ist nicht stringent, die Auflösung derart, dass Sprünge gemacht werden. Was den Film überhaupt interessant macht, ist der Umstand, dass er tatsächlich aufzeigt, dass Fulci mehr konnte als nur Splattereffekte in Szene setzen. Ein besseres und stimmigeres Drehbuch hätte ihm aber deutlich geholfen. Interessant ist der Film für Fans des italienischen Regisseurs allemal, auch wenn es durchaus noch andere Werke zu entdecken gibt, die in Deutschland nicht gelaufen sind, so etwa A Lizard in a Woman’s Skin. Die sieben schwarzen Noten ist aber ein solider Thriller mit übernatürlichen Elementen, nichts besonderes, aber mit einem gewissen Charme.

Die Bonusausstattung ist – wie so häufig beim Label 84 Entertainment – sehr umfangreich. Filmwissenschaftler Dr. Marcus Stigglegger spricht einen kenntnis- und analysereichen Audiokommentar. Dazu kommen verschiedene Featurettes, die sich mit Fabio Frizzi, der Entwicklung des Scores, der Produktion des Films, aber auch dem ungewöhnlichen Remake aus Bollywood befassen.

Der ganz große Wurf mag Die sieben schwarzen Noten nicht sein, solide Genre-Kost mit überdurchschnittlicher Bildsprache ist jedoch geboten. Als nächstes will sich 84 Entertainment des hierzulande auch noch unveröffentlichten Fulci-Titels Don’t Torture a Duckling annehmen.

Die sieben schwarzen Noten (Mediabook Limited Edition)

Lucio Fulcis Werk ist in Deutschland ziemlich gut ausgewertet. Dennoch gibt es immer wieder Titel, die einer Veröffentlichung harren, so auch „Die sieben schwarzen Noten“, der nun im schicken Mediabook auf DVD und Blu-ray präsentiert wird, inklusive einer gelungenen Synchronisation, die 1970er-Jahre-Flair atmet.
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