Die Schwester der Königin

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Royale Wallungen mit Star-Power

Es ist mittlerweile zu einer Tradition der Berlinale geworden, außer Konkurrenz, aber dennoch im Rahmen des Wettbewerbs aufgedonnerte Hollywood-Schinken auf Leinwand und Publikum loszulassen, die immerhin für Treibstoff in Sachen Star-Power sorgen. Dieses Jahr war Justin Chadwicks Historien-, Verzeihung Histörchendrama Die Schwester der Königin / The Other Boleyn Girl beschieden, für eine Fortsetzung dieses Brauches zu sorgen. Immerhin waren die Hauptdarstellerinnen Natalie Portman und Scarlett Johansson die attraktivsten A-Promis der Berlinale. Was allerdings angesichts der Konkurrenz mit den Knittergesichtern der versammelten Stones und einer sichtlich mehrmals gelifteten Madonna auch nicht schwer ist. Der Film hingegen wird wohl kaum für Aufregungen sorgen, denn außer den beiden weiblichen Superstars gibt es kaum Bemerkenswertes zu vermelden.
Henry VIII., König von England (Eric Bana) hat ein Problem: Trotz seiner Ehe mit Katharina von Aragonien (Ana Torrent) ist weit und breit kein Thronfolger in Sicht, der Fortbestand der Monarchie ist in Gefahr. Diesen Umstand macht sich die machtbewusste Familie Boleyn zu nutze, deren zwei Töchter Anne (Natalie Portman) und Mary (Scarlett Johansson) fortan um die Gunst des Königs als Mätresse und mögliche spätere Königin kämpfen. Und es ist vor allem der Onkel der beiden Schwestern, der Duke of Norfolk (David Morrissey), der die amouröse Notlage der Monarchen dazu benutzen will, um den Aufstieg der Familie zu sichern. Zuerst ist es die bescheidene Mary, die des Königs Herz erquickt und sogar einen männlichen, königlichen Bastard auf die Welt bringt, doch die durchtriebene Anne ist geschickter im Intrigenspiel und kann die eigene Schwester schlußendlich ausbooten und kaltstellen. Langfristig aber erweisen sich die Ränke für sie als verhängnisvoll: Da auch sie „nur“ eine Tochter auf die Welt bringen kann, fällt sie in Ungnade und verliert am Ende den Kopf, während Mary fernab des Hofes ein glückliches Leben führt.

Die Schwester der Königin / The Other Boleyn Girl ist typisches Hollywood-Kino: Aufwändig und glatt gefilmt, formal wenig aufregend und vollkommen auf die Strahlkraft der Stars zugeschnitten, deren eng geschnürte Mieder gerne mal einen Moment länger als nötig gezeigt werden. Eric Bana kann und darf als Henry VIII. Natalie Portman und Scarlett Johansson nicht annähernd das Wasser reichen und fungiert als royaler Stichwortgeber, während der Film vor allem die Gegensätze der beiden Schwestern betont. Dramaturgisch fällt auf, dass nach einem eher betulichen Beginn der Film am Ende deutlich das Tempo anzieht und ziemlich sprunghaft wird, so dass für historische Feinheiten und Details wenig Platz bleibt. Vermutlich lag das aber auch gar nicht in der Absicht der Filmemacher.

An den Kinokassen werden wohl die beiden weiblichen Stars für reichlichen Zuspruch des Publikums sorgen, wer es allerdings ein wenig anspruchsvoller mag, der findet in diesem Film rein gar nichts außer netten Kostümen, schönen Stars und schlüpfrigen Anekdoten um einen triebgesteuerten Potentaten und die Ränkespiele bei Hofe.

Die Schwester der Königin

Es ist mittlerweile zu einer Tradition der Berlinale geworden, außer Konkurrenz, aber dennoch im Rahmen des Wettbewerbs aufgedonnerte Hollywood-Schinken auf Leinwand und Publikum loszulassen, die immerhin für Treibstoff in Sachen Star-Power sorgen.
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Meinungen

· 14.05.2008

Der Film ist doch wunderbar gemacht und Anspruch hat er auf jeden Fall, denn er läßt einen die historischen Figuren aus neuen Blickwinkeln sehen. Natalie Portman spielt so mitreißend, dass kleine Schwächen beim Zusammenschnitt überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Mich hat der Film jedenfalls überzeugt!

· 09.03.2008

Ich finde die harsche Kritik, die dieser Film bekommen hat, etwas ungerecht. Mag sein, dass er kein Monumentalwerk ist, doch er ist gut gespielt - vor allem die Zerrissenheit vieler Charaktere, die gegen ihre eigentliche Überzeugung handeln müssen, kommt doch gut rüber - und die Bilder sind teilweise toll. Muss ein Film immer so anspruchsvoll sein oder kann er einfach unterhalten? Mir ist Letzteres jedenfalls auch viel wert.

Andreas · 09.03.2008

Wir waren gestern zu zweit in "Die Schwester der Königin". Der Film war alles in allem nicht schlecht, aber er kann nicht ganz überzeugen.
Der Regisseur hält sich einfach zu wenig an historische Fakten. Das beginnt schon mit so profunden Dingen, wie der Erstgeburt der Mädchen. Im Film ist Anna die Erstgeborene, was der Realität widerspricht. Mary wurde ein paar Jahre vorher geboren.
Warum diese historischen Fakten verdreht werden, wird für den Betrachter nicht erkennbar. Die Spannung wird hierdurch nicht gesteigert.
Der Film glänzt durch seine wunderbaren Schauspieler, allen voran Scarlett J. und Natalie P.
Dennoch hätte man aus dem Film mehr heraus kitzeln können.

· 08.03.2008

fand den film gut vor allem wg.der beiden hauptdarstellerinnen.kritik ist das zu rasch herbeigeführte ende,da wirkt dann plötzlich alles überstürzt....