Die Reifeprüfung (1967)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Der Durchbruch für Dustin Hoffman

Ein Filmklassiker, den man sich immer wieder ansehen kann: In selten schönen Bildern erzählt Regisseur Mike Nichols in Die Reifeprüfung von Benjamin Braddock (Dustin Hoffman), der kurz vor seinem 21. Geburtstag in eine Krise stürzt. Er weiß nichts mit seinem Leben und dem College-Abschluss anzufangen. Obwohl seine Eltern sehr wohlhabend sind und ihm jede Tür offen steht, verplempert Benjamin die Tage damit, sich auf der Luftmatratze auf dem hauseigenen Pool treiben zu lassen. Dann wird er jedoch aus seiner Lethargie gerissen. Der schüchterne junge Mann lässt sich auf eine Affäre mit der viel älteren und verheirateten Freundin der Eltern, Mrs. Robinson (Anne Bancroft), ein. Als sich Benjamin in deren Tochter Elaine verliebt, sieht Mrs. Robinson rot.

Für den seinerzeit schon 30-jährigen Dustin Hoffman war Die Reifeprüfung der Durchbruch. Für die Rolle waren zuvor zwar Schauspielgrößen wie Warren Beatty und Robert Redford vorgesehen, doch erst bei Hoffman waren sich die Verantwortlichen endlich einig. Es regnete Oscar-Nominierungen für Regisseur Nichols, Hoffman, Bancroft und Katharine Ross, die die Robinson-Tochter Elaine spielt, die kongeniale Kamera von Robert Surtees (Die letzte Vorstellung, Der Clou) und das Drehbuch. Doch nur die Regie wurde bedacht.

Neben der großartigen Kameraarbeit sticht vor allem die Darstellung von Anne Bancroft heraus. Ihre spröde-sexuelle Ausstrahlung verschlägt in manchen Momenten nicht nur Benjamin die Sprache. Eigentlich will er ja gar nichts mit der Freundin seiner Mutter anfangen. Nur, er wird gar nicht gefragt, Mrs. Robinson nimmt sich einfach, was sie will. Erst als sich „ihr Opfer“ in die eigene Tochter verliebt, kommen Gefühle ins Spiel. Eifersucht, gekränkter Stolz …
 

Die Reifeprüfung (1967)

Ein Filmklassiker, den man sich immer wieder ansehen kann: In selten schönen Bildern, erzählt Regisseur Mike Nichols in Die Reifeprüfung von Benjamin Braddock (Dustin Hoffman), der kurz vor seinem 21. Geburtstag in eine Krise stürzt.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Martin Zopick · 13.01.2024

Ein Klassiker, den jeder kennt und auch fast jeder mag. Ein gewagtes Thema für die 60er Jahre: reife, verheiratete Frau, die songmäßig hochgejazzte Mrs. Robinson (Anne Bancroft) verführt Studenten Benjamin (Dustin Hoffman). Doch die Musik zum Film von Simon & Garfunkel war für die Ewigkeit. Die beiden Darsteller waren überaus überzeugend: die reife, gelangweilte Mrs. Robinson ist grandios neben dem unbeholfenen, jungen Burschen, der gar nicht so genau weiß, wie ihm da geschieht. Und wie er das dann zu einem glücklichen Ende bringt und seine Elaine (Katherine Ross) vom Traualtar weg in einen Bus entführt ist unvergesslich. So ein gelungenes Happy End muss man einfach mögen. Benjamin auf der Kirchenempore brüllt unentwegt ‘Elaine!!‘ Und wie er dann die Kirchentür blockiert…
Es wäre kein echter Mike Nichols-Film, wäre da nicht auch noch eine gehörige Portion Sozialkritik mit im Spiel.
Die Dramatik kommt vom Plot her, der moralische Erpressung mit Drang nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit verbindet.
Unter anderem ist Benjamins Sicht der Welt aus der Taucherbrille ebenso eindrucksvoll wie der Striptease zur Demütigung von Elaine mit den kreisenden Propellern an den Brüsten der Tänzerin direkt über ihrem Kopf. Sie weint still.
Für den Newcomer war das damals der verdiente Durchbruch. Der Score und das Plakat (mit hineinragendem Strumpfbein!) sind inzwischen feste Bestandteile der westlichen Kulturgeschichte. In mehrfacher Hinsicht gelungen. Ein Film für den Olymp!