Die Rache der Putzfrauen - Jetzt reicht's (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Bröckelnde Fassaden

Zunächst mal ein unhöflicher Zeigefinger direkt auf das Label Great Movies, das sich hier zum wiederholten Male erdreistet, einen bereits veröffentlichten Film unter neuem Titel erneut ins Rennen zu schicken. Housekeeper’s Revenge hieß Die Rache der Putzfrauen zuvor, was immerhin den löblichen Versuch erkennen lässt, zur Abwechslung mal zurückzuübersetzen, doch ansonsten eigentlich noch vor dem ersten Bild die Daumen nach unten bewegt. Der Labelname steht in direktem Kontrast zur völlig lieblosen Verramschung des Programms. Selbstverständlich sind die alte und die neue Blu-Ray des Films identisch, und die nachkonvertierte 3D-Fassung, die seinerzeit schon keine Liebe fand, ist auch wieder anwesend.
So richtig leicht fällt es einem nicht, mit solch einem Rahmen eine faire Filmkritik hinzubekommen – zumal der Film keineswegs auf die Resterampe gehört, sondern sich immerhin als unterhaltsame schwarze Komödie behaupten kann. Zwei Hausangestellte einer protzigen Familie warten seit Wochen auf ihren Lohn und werden dazu auch noch mies behandelt. Kurz vor einem Wochenendtrip nach Miami schlägt die Unterschicht zurück und nimmt die Oberschicht in Geiselhaft. Die Rache der Putzfrauen lässt Fassaden bröckeln und beweist mal wieder, dass viel Geld Schweine und wenig Geld gewaltbereite Underdogs gebiert.

Oder, mit anderen Worten: Richtig neu ist hier gar nichts – bis auf den Handlungsort namens Panama, wo die verbratenen Stereotypen anscheinend weitverbreitete Realität sind…und damit mehr als Gesellschaftskritik funktionieren als es die Figuren eigentlich verdient haben. Der Papa – ein phrasendreschender Politiker mit dubiosen Geschäften und unerwarteten sexuellen Neigungen. Die Mama – eine zynische Kuh zwischen Plastiktitten und Shopping-Wahn. Die Töchter – verzogene Schlampen mit Hang zu Gruppensex. Der Sohn – ein verhaltensgestörter Sonderling, der ziemlich bald mal zum Psychiater gehen sollte.

Eine ganz normale Familie eben, und eigentlich genau das, was zum Beispiel Pedro Almodovar schon x-mal zuvor thematisiert hat. Die Abgründe hinter dem schönen Sein sind ein filmischer Dauerbrenner, der allerdings hier auf einer übermäßig deftigen Schippe glüht und damit so tut, als würden zum ersten Mal reichen Fratzen die Hosen heruntergezogen. Die Rache der Putzfrauen hat kein Interesse an einem feinsinnigen Riff à la Borgman, der auch als Reaktion auf bereits ausgetretene Pfade zu verstehen ist, sondern setzt lieber auf Tarantino-mäßigen schwarzen Humor. Nichts Neues also hinter den Mauern der schicken Protzvilla, doch dabei immerhin ohne Längen und durchsetzt mit einer angenehm geschmacklosen Auffassung von mainstreamiger Zurückhaltung.

Die beiden Hausangestellten zum Beispiel (gespielt von Aida Morales und Rosa Isabel Lorenzo) machen keinen allzu sympathischen Eindruck, was ihren Aktionen eine süßlich-sadistische Note verleiht. Die hier verabreichte Dosis an Schwulen- und Tuntenwitzen torkelt verloren unter der Niveaugrenze. Und in einer denkwürdigen Szene bekommt der Sohnemann eine Waffe in die Hand und darf sich nun zwischen seiner Mutter und einer der Hausangestellten entscheiden – die ihn natürlich mächtig anschleimen und beherzt auffordern, die jeweils andere zu erschießen. Ha ha…und welch ein Glück, dass hier der Panama-Bonus greift, denn ansonsten wäre diese Szene wahlweise krude, zynisch oder albern.

Die Rache der Putzfrauen rettet sich auch durch den Exotenstatus, aber zum Glück nicht nur. Dass der Inhalt schon etwas tiefer greift, beweist der durchschlagende Box-Office-Erfolg im Heimatland, doch für unsereins bleibt das eher schmückendes Beiwerk einer geballten Farce, die von gutbürgerlichen Extremen lebt und dazu eine diffuse Vorstellung von Empathie an den Tag legt. Kein großer Wurf, aber immerhin sehenswert. Dass ausgerechnet hier die deutsche Veröffentlichung weltweit ohne echte Konkurrenz dasteht (und somit eine alternative Empfehlung ziemlich schwierig macht), ist leider eine Extrarunde Zähneknirschen wert.

Die Rache der Putzfrauen - Jetzt reicht's (Blu-ray)

Zunächst mal ein unhöflicher Zeigefinger direkt auf das Label Great Movies, das sich hier zum wiederholten Male erdreistet, einen bereits veröffentlichten Film unter neuem Titel erneut ins Rennen zu schicken. „Housekeeper’s Revenge“ hieß „Die Rache der Putzfrauen“ zuvor, was immerhin den löblichen Versuch erkennen lässt, zur Abwechslung mal zurückzuübersetzen, doch ansonsten eigentlich noch vor dem ersten Bild die Daumen nach unten bewegt. Der Labelname steht in direktem Kontrast zur völlig lieblosen Verramschung des Programms.
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