Die Olsenbande in feiner Gesellschaft

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

"Mächtig gewaltig!"

Gefühlt war das schon immer so, dass die bewegten Bilder der erfolgreichste dänische Exportartikel waren: Von dem Anfang der Filmgeschichte, als Asta Nielsen und ihr Ehemann Urban Gad so etwas wie die ersten Stars des deutschen Kinos waren, über Carl Theodor Dreyer und viel später die ersten Erotikfilme, die diesen Namen auch verdienten, bis hin zu Lars von Trier und anderen Akteuren des neuen dänischen Kinos – irgendwie waren Filme aus Dänemark schon immer präsent. Und dies gilt insbesondere für die DDR, in der die 14 Krimikomödien rund um die Olsenbande zu einer echten Kultserie wurden – ein Erfolg, der den Filmen im Westen nie beschieden war. Weil zwei der drei Darsteller mittlerweile verstorben sind, wäre eine Neuauflage der Abenteuer eine riskante Sache gewesen, weil Fans gerade bei Helden aus ihren Kindertagen schnell enttäuscht sind. Was lag also näher, statt reale Schauspieler zu verwenden, ein neues Abenteuer von Egon und seinen Kumpanen als Animationsabenteuer zu inszenieren? Zumal Dänemark gerade in den letzten Jahren vermehrt auch als Trickfilmnation mit einem besonderen Gespür für die eher abseitigen Facetten der Gattung (man erinnere sich an das Anarcho-Abenteuer Terkel in Trouble oder unlängst an Ronal der Barbar) in Erscheinung getreten ist. Das Ergebnis dieser sprichwörtlichen Reanimation kann sich durchaus sehen lassen und dürfte vor allem diejenigen ansprechen, die mit den Raubzügen und Gaunereien von Egon Olsen und seinen Komplizen großgeworden sind.
Der Film beginnt, wie jede Geschichte der Olsenbande anfängt: Der Kopf des Gaunertrios, Egon, der gerade mal wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde, hat einen Plan. Dieses Mal geht es aber nicht um eine vollkommen neue Idee, sondern eher um Rache an dem finsteren Widersacher und Beinahe-Double Hallandsen, der Egon als idealen Sündenbock für seine dubiosen Machenschaften hinter schwedische – Verzeihung, dänische Gardinen verfrachten ließ. Im Kern der Geschichte geht es um die Originalfeder, mit der Hans Christian Andersen seine Märchen verfasste. Dieses Schreibgerät soll nun dem chinesischen Ministerpräsidenten bei einem Staatsbesuch überreicht werden, damit ein Waffendeal zustande kommt, der wiederum viel Geld in die Kassen von Hallandsen spülen soll. Allerdings hat der nicht mit Egon und dessen Bande gerechnet, die Wind von dem finsteren Komplott bekommen und die sich ein eigenes Stück vom Kuchen abschneiden wollen. Und so jagt bald jeder jeden, was zusätzlich noch dadurch verkompliziert wird, dass auch die Polizei und zwei Gauner mit Migrationshintergrund in der komplizierten Angelegenheit mitmischen…

Zugegeben: Die Geschichte von Die Olsenbande in feiner Gesellschaft klingt komplizierter, als sie es in Wirklichkeit ist. Denn in Wahrheit geht es gar nicht um den Coup und seine politischen Verwicklungen, die wie eine gewaltige Verballhornung der angeblich gerne mal sozialkritischen und gesellschaftlich engagierten Krimis aus Skandinavien wirken, sondern um etwas ganz anderes: Ein Update der Olsenbande soll her. Und das ist auch durchaus gelungen. Punktgenau fallen die Sprüche und Running Gags, die man als treuer Fan der Serie kennt und erwartet – von Bennys Standardausruf „Mächtig gewaltig!“ über Egons allgegenwärtige Zigarre bis hin zum Gekeife von Kjelds Gattin Yvonne ist wirklich alles vorhanden, was die Abenteuer der Olsenbande auszeichnete. Um ganz sicher zu gehen, dass die treuen Fans von früher mit dem Film auch erreicht werden, sind zudem Pointen eingestreut, die auf freche Weise und ohne jede Hemmung bezüglich der politischen Korrektheit mit der früheren DDR spielen: Da fallen Anspielungen auf das Wesen der Demokratie, über Blockflötenparteien und zudem gibt es einen etwas tumben, aber umso diensteifrigeren Polizei-Assistenten, der lupenreines Sächsisch spricht. Keine Frage: Hier hat sich mal jemand bei der Synchronisation richtig Mühe gegeben.

Es sind diese vielfältigen Anspielungen, diese vertrackte Spielfreude mit den Eigenheiten der Vorlage einerseits und dem zeitgeschichtlichen Kontext andererseits, die aus Die Olsenbande in feiner Gesellschaft mehr als nur die animierte Neuauflage einer Kultserie von früher machen. Dieser Witz lässt den geneigten Zuschauer schon recht bald vergessen, dass das Niveau der Animation an keiner Stelle mit den Erzeugnissen aus den USA mithalten kann, sondern sich sichtlich am viel plakativeren, flächigeren, gröberen Stil von Terkel in Trouble orientiert. Aber warum sollte man sich auch nicht auf die eigenen Stärken besinnen, statt nur immer starr auf den technischen Vorsprung von Studios wie Pixar zu schielen.

In Dänemark, dem Mutterland der Olsenbande, war der Film, der dort in den Kinos gezeigt wurde, wohl auch wegen der vielfältigen Seitenhiebe auf die dänische Politik und sogar das Königshaus, so erfolgreich, dass es 2013 schon eine weitere animierte Verfilmung mit dem sympathischen Gaunertrio mit dem voraussichtlichen Titel Die Olsenbande geht baden / Olsen Banden pa dybt vand geben soll. Die Zeiten sind also für Fans der Serie gar nicht mal so schlecht. Und bis dahin kann man sich das Warten ja noch mit den Sammelboxen des Originals vertreiben.

Die Olsenbande in feiner Gesellschaft

Gefühlt war das schon immer so, dass die bewegten Bilder der erfolgreichste dänische Exportartikel waren: Von dem Anfang der Filmgeschichte, als Asta Nielsen und ihr Ehemann Urban Gad so etwas wie die ersten Stars des deutschen Kinos waren, über Carl Theodor Dreyer und viel später die ersten Erotikfilme, die diesen Namen auch verdienten, bis hin zu Lars von Trier und anderen Akteuren des neuen dänischen Kinos – irgendwie waren Filme aus Dänemark schon immer präsent.
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