Die neunte Kompanie

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Vietnam oder Afghanistan?

Es ist nicht immer leicht den Unterschied zwischen Kriegs- und Antikriegsfilm zu erkennen. Beide haben immerhin gemeinsam, dass der Krieg gezeigt werden muss, um den Schrecken und den Horror an der Front zu illustrieren. Platoon, Full Metal Jacket, Der Soldat James Ryan, Black Hawk Down – hier geht es auch um Action, harte Kampfszenen und Große-Jungs-Kram. Coming Home und Jacknife sind die rühmliche Ausnahme. Auch der erste Rambo-Film ist Kriegfilm, weil er den Vietnamkrieg in die heimischen Wälder holt, Teil zwei und drei sind dann nur noch reine Comic-Action. Und dort, wo Rambo in seinem dritten Actioner angesiedelt war und einen halben Krieg ganz allein führte, spielt nun Die neunte Kompanie / 9 rota.
Die späten 80er Jahre in Russland. Der Krieg in Afghanistan ist fasst vorbei und verloren. Doch der Verschleiß von Menschmaterial geht unvermindert weiter. Stas (Artyom Mikhalkov), Lyutyi(Artur Smolyaninov) und andere haben sich freiwillig gemeldet oder wurden zur Armee eingezogen und warten nun darauf, endlich töten zu können. Da vor dem Einsatz der Drill und die Ausbildung ansteht, müssen die jungen Männer zunächst einmal Dreck fressen und zur tödlichen Kampfmaschine geformt werden. Hierfür zuständig: Alkoholiker, Veteran und Ausbilder in Personalunion Dygalo (Mikhail Porechenkov). Und ehe man sich versieht, landen die Jungs schon bald in der weit entfernten Hölle: Afghanistan. Hier dauert es nicht lange und die Eingeweide und Fetzen der Kameraden fliegen den, jetzt zu Männern gereiften, Jungs um die Ohren. Als der Befehl kommt, eine Anhöhe zu halten, ahnt noch keiner, dass dies das Ende von den meisten Kameraden sein wird…

Die neunte Kompanie wurde ganz offensichtlich vom typischen, amerikanisch geprägten Kriegsfilm beeinflusst. Das beschauliche Leben der zukünftigen Rekruten zeigen, Drill inklusive Kopf scheren, Kampfeinsatz, pathetisches Ende. Die afghanischen Rebellen bleiben, wie im großen US-Kriegsfilm der 80er, gesichtsloses Kanonenfutter. Doch trotz einiger bemühter Klischees, hat Die neunte Kompanie zumindest technisch internationalen Standard, was natürlich auch den üppigen Produktionsmitteln zu schulden ist. Atmosphärisch lässt Die neunte Kompanie jedoch nichts anbrennen: Der massive Einsatz von Farbfiltern und die epische Kameraarbeit von Maksim Osadchy lassen eine bedrückende, vor Hitze flirrende Atmosphäre aufkommen. Die neunte Kompanie ist definitiv kein Antikriegsfilm, sondern ein harter Film über den Krieg auf technisch höchstem Niveau. Die russische Antwort auf John Irvins Vietnam-Gemetzel Hamburger Hill.

Die neunte Kompanie

Es ist nicht immer leicht den Unterschied zwischen Kriegs- und Antikriegsfilm zu erkennen. Beide haben immerhin gemeinsam, dass der Krieg gezeigt werden muss, um den Schrecken und den Horror an der Front zu illustrieren.
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