Die Lümmel von der ersten Bank (1967)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die berüchtigten sieben Paukerfilme auf einen Streich

Nachdem sie mit den Lausbubengeschichten einigen Erfolg hatten, setzten die Filmemacher Werner Jacobs und Franz Seitz, der überwiegend als Produzent fungierte und unter dem Pseudonym Georg Laforet die Drehbücher verfasste, ihre Zusammenarbeit mit einem neuen Projekt fort: Von 1967 bis 1972 entstanden die sogenannten Lümmel-Filme nach Motiven der satirischen Schulgeschichte Zur Hölle mit den Paukern des Gymnasiallehrers Herbert Rösler alias Alexander Wolf, die dieser 1963 veröffentlichte. Die in schmuckem Artwork-Cover bei Studuiocanal erschienene Edition Die Lümmel von der ersten Bank präsentiert nun alle sieben Filme der Reihe in digital nachbearbeiteter Form und damit ein ausführliches, nostalgisches Filmvergnügen mit Hansi Kraus als widerständigem, respektlosem und einfallsreichem Pennäler, der seine Lehrer tüchtig ins Schwitzen bringt.

Im Frühjahr 1968 erschien mit Zur Hölle mit den Paukern der erste Teil der Lümmel-Serie in den Kinos, und annähernd sechs Millionen Zuschauer zeugten von der enormen Durchschlagskraft der frech-frivolen Schülerstreiche beim deutschen Publikum, während gleichzeitig die Bewegungen dieses berühmt-berüchtigten Jahres hierzulande und anderswo kräftig eskalierten. Wurde die Hauptrolle des Paukerschrecks Pepe Nietnagel während der ersten Dreharbeiten auch zunächst mit einem noch unbekannten Darsteller besetzt, ersetzten Regisseur Werner Jacobs und Produzent Franz Seitz diesen dann doch bald durch Hansi Kraus, der weitaus erfahrener war und mit seinem Renommee als populärer Lausbub innerhalb eines namhaften Ensembles mit Schauspielern wie Theo Lingen, Uschi Glas, Georg Thomalla und Rudolf Schündler erneut die Massen hinzureißen vermochte.

Noch erfolgreicher an den Kinokassen als die erste erwies sich Zum Teufel mit der Penne als zweite Folge der Reihe, die noch im selben Jahr erschien und mit Peter Alexander sowie Heintje Simons zwei Stars präsentierte, die auch musikalisch die heiter-flockige Atmosphäre des Films flankierten. 1969 kamen mit Pepe, der Paukerschreck und Hurra, die Schule brennt! zwei weitere Fortsetzungen in die Kinos, und der populäre Klamauk wurde 1970 mit Wir hau’n die Pauker in die Pfanne und 1971 mit Morgen fällt die Schule aus ausgedehnt, bis er im Jahre darauf mit Betragen ungenügend bei abnehmenden Besucherzahlen ausklang. Die Blütezeit der deutschen Schul-Klamotte, die auch durch zahlreiche weitere Filme wie Immer Ärger mit den Paukern mit Roy Black und Unsere Pauker gehen in die Luft mit Wencke Myhre repräsentiert wurde, war unweigerlich vorüber.

Auch wenn es bereits zuvor reichlich Filme gegeben hatte, die sich ernsthaft, kritisch oder schlichtweg auf komödiantische Weise mit dem Territorium der Schule sowie den komplexen Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern beschäftigt haben, markiert die Lümmel-Reihe doch die Entstehung eines satirischen kleinen Genres, das seinen Unmut über die Strukturen und die Praxis des deutschen Schulsystems, die oftmals noch von den autoritären Traditionen der NS-Zeit zeugten, in derbe überzogenen Inszenierungen des Triumphes der widerborstigen Schülerschaft anprangerte. Die Lümmel von der ersten Bank stellt jenseits des nostalgischen Unterhaltungswerts im Ambiente der späten 1960er und beginnenden 1970er Jahre mit all den markanten Klischees und Stereotypen auch ein interessantes Zeitdokument hinsichtlich einer sorglosen Jugendkultur jener Tage dar, die hier frenetisch gefeiert wird, abseits und ungeachtet der gewaltigen gesellschaftspolitischen Unruhen und Umbrüche, die gewöhnlich zuvorderst mit dieser Ära verbunden werden.
 

Die Lümmel von der ersten Bank (1967)

Nachdem sie mit den „Lausbubengeschichten“ einigen Erfolg hatten, setzten die Filmemacher Werner Jacobs und Franz Seitz, der überwiegend als Produzent fungierte und unter dem Pseudonym Georg Laforet die Drehbücher verfasste, ihre Zusammenarbeit mit einem neuen Projekt fort: Von 1967 bis 1972 entstanden die so genannten „Lümmel“-Filme nach Motiven der satirischen Schulgeschichte „Zur Hölle mit den Paukern“ des Gymnasiallehrers Herbert Rösler alias Alexander Wolf, die dieser 1963 veröffentlichte.

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